Stadt Wiesloch - Sanierung und Umbau der Stadtwingertanlage
Eine zentrumsnahe Grünanlage in Wiesloch wurde modernisiert, saniert und umgebaut in Hinblick auf eine gesteigerte Aufenthaltsqualität besonders unter veränderten klimatischen Bedingungen. Verschiedene bauliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wurden geplant und umgesetzt, insbesondere Flächenentsiegelungen, blaue und grüne Maßnahmen zur Verschattung, Kühlung und Biodiversitätsförderung sowie der Ausbau des Regenwassermanagementsystems. Durch eine gesteigerte Anzahl an beschatteten und nicht beschatteten Sitzmöglichkeiten kann die Anlage zu jeder Jahres- und Tageszeit als Ort zum Verweilen und der Begegnung genutzt werden.
Allgemeine Informationen
Ort/Einrichtung
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Ziele und Aktivitäten
Durch die Lage am Rande der Rheinebene und als Weinanbaugebiet liegt Wiesloch in einer gemäßigten Zone. Hitzetage, Dürreperioden sowie Starkregenereignisse werden durch den Klimawandel verstärkt und ereignen sich öfter bzw. dauern länger an. Die Stadtwingertanlage befindet sich in einer exponierten Südhanglage und ist dadurch von Hitzetagen besonders betroffen. Dies stellt auch ein Problem für die hangabwärts gelegene Innenstadt dar, denn die Anlage ist eine Verbindung zum nahgelegenen Dämmelwald und dient daher als Kalt- und Frischluftschneise. Die Stadtwingertanlage war charakterisiert durch schwarze Asphaltwege, einfachen Rasen, kaum vorhandene Sitzmöglichkeiten und eine dadurch sehr eingeschränkte Aufenthaltsqualität.
Für den Umbau sollte aus dieser Problemlage heraus nicht nur die Aufenthaltsqualität gesteigert und die Folgen des Klimawandels adressiert werden, sondern auch die Themen Nachhaltigkeit, Biodiversität, Naturschutz und soziale Teilhabe mitgedacht werden. Besonders für letztere wurde daher ein internationaler Kräutergarten als Teil des Projektes geplant und umgesetzt. Das Ziel war, die Anlage so umzugestalten, dass sie verschiedene Aspekte berücksichtigt. Dabei wurde auf folgende Bestandteile der Fokus gesetzt:
- Umgestaltung der Wege
- Sanierung der Bestandswasserbecken
- Steigerung der Anzahl und sinnvolle Auswahl von Orten von Sitzmöglichkeiten
- Steigerung der Biodiversität, Verschattung und Kühlung, vor allem durch Begrünung und die Wasserbecken
- Nutzung des Niederschlagwassers
Die Idee für das Sammeln und Nutzen des Regenwassers mithilfe eines Filtersystems und einer Zisterne wurde erst im Zuge der Planungen für die sanierten Wasserbecken und die Bepflanzungen konkretisiert.
Innerhalb der Kommune waren die Abteilung Stadtgrün, Tiefbau, Gebäudemanagement, Klima- und Naturschutz beteiligt sowie die Stadtwerke Wiesloch. Der Austausch fand nach Bedarf statt. Die Planung und Objektüberwachung fand in Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Stadtgrün und dem Planungs- und Sachverständigenbüro Plessing, Heidelberg statt. Die Bepflanzung und Pflege der Hochbeete werden durch das Bündnis Demokratie & Toleranz e. V. übernommen.
Erkenntnisse
Es konnte alles umgesetzt werden, wie es geplant war. Die Flächen der Wege wurden wasserdurchlässig mit im Bauhof lagernden Natursteinen gestaltet und auf ein nötiges Minimum reduziert. Es wurden zudem nur helle Steine verwendet, um den Albedo Effekt zu nutzen. Auch die neuen Hochbeete sollten mit auf dem Bauhof lagernden Mauersteinen gestaltet werden. Allerdings mussten hierfür noch weitere Materialien angekauft werden. Der internationale Kräutergarten wird gepflegt und geführt von dem Bündnis Demokratie & Toleranz Wiesloch e.V.. Die Anzahl und Vielfältigkeit der Sitzmöglichkeiten sowohl in schattigen und nicht schattigen Bereichen konnte gesteigert werden. Es wurden zum Beispiel Bänke mit Tischen, Hocker, Wellenliegen, eine Hängematte sowie ein Holzdeck aufgebaut.
Die Bepflanzung der Anlage wurde ebenfalls angepasst. Zum Teil wurde die Rasenfläche zu Wiese umgestaltet, es wurden klimaresiliente Stauden gepflanzt und in einer Ecke wurde die Anzahl und Dichte der Bäume stark erhöht, um besonders viel Verschattung zu erreichen. An die bestehende Pergola wurden Weinreben gepflanzt. Diese sorgen ebenfalls für Schatten und stellen auch einen Bezug zur ehemaligen Nutzung als Weinberg (= „Wingert“) dar. Die grünen Maßnahmen sorgen neben einer gesteigerten Aufenthaltsqualität besonders an heißen Tagen auch zu einer Steigerung der Biodiversität.
Die bestehenden Wasserbecken wurden saniert, um sie für kühlende Effekte weiterhin nutzen zu können und um ihre Funktion als Lebensraum und Laichbecken der sesshaften Wechselkröte zu bewahren und auszubauen. Die Wasserqualität wird in Zukunft gesteigert durch die neu installierte Pflanzenkläranlage.
Um besonders für die Bewässerung der neuen Bepflanzung und der Hochbeete trotz häufiger und länger werdender Dürreperioden ausreichend Wasser zur Verfügung zu haben, wurde eine Zisterne gebaut. Diese dient als Wasserspeicher und kleiner Retentionsraum im Falle von Starkregen. Regenwasser kann so von der Straße gesammelt, gereinigt und in die Zisterne eingeleitet werden. Außerdem wurde ein Trinkbrunnen installiert, um den öffentlichen Zugang zu Trinkwasser zu verbessern, was besonders an heißen Tagen wichtig für Gesundheit und Wohlergehen ist.
Eine Hürde war, dass ungeplant zusätzliches Material gekauft werden musste, da für den Bau der Trockenmauerhochbeete das Bestandsmaterial nicht ausreichte. Außerdem war die Sanierung der Wasserbecken aufwändiger als gedacht, da das Ausmaß der Schäden erst nach dem Trockenlegen deutlich wurde.
Eine weitere Herausforderung ergab sich mit der verzögerten finanziellen Planungssicherheit. Die Stadt Wiesloch wartete die schwierigen Haushaltsverhandlungen im Jahr 2023 ab, um sicherzustellen, dass die Kosten durch die Förderung weiterhin gedeckt werden können. Dadurch verzögerten sich aber auch die Ausschreibungen und damit auch der Bauzeitplan. In letzter Konsequenz fiel der Bauablauf dann in eine Zeit, in der ein besonderes Augenmerk auf den Schutz der Wechselkröte gelegt werden musste
Die Stadt Wiesloch stellte fest, dass eine bessere und detailliertere Erfassung der Bestandmaterialien möglichen Problemen vorbeugen könnte. Insbesondere ist dies hilfreich im Zusammenhang mit der Kostensicherheit.
Eine weitere Erkenntnis war, dass man im Vorfeld möglichst viele Akteure, insbesondere auch Anwohnende, erreichen, informieren und beteiligen sollte, damit die Identifikation mit der umgestalteten Anlage hoch ist.