Stadt Kassel - Urbane Waldgärten: Mehrjährig, mehrschichtig, multifunktional
Im Beteiligungsprojekt Urbane Waldgärten Kassel wurden in Kassel zwei Waldgärten zusammen mit Bürger*innen sowie lokalen Einrichtungen geplant und umgesetzt. Nun wachsen auf zwei ursprünglichen Wiesenflächen in mehreren Schichten hunderte essbarer Stauden, Kräuter und Gehölze, die über viele Jahre von der Bürgerschaft gepflegt und geerntet werden sollen. So entstehen mitten in der Stadt Flächen zur Förderung der Artenvielfalt, Klimaschutz und -anpassung sowie zur Umweltbildung und zum gemeinschaftlichen Gärtnern.
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Ziele und Aktivitäten
Um Städte für alle Menschen dauerhaft lebenswert zu machen, müssen sie sozial und ökologisch nachhaltig gestaltet sein. Mit dem Konzept des Waldgartens können auf städtischen Grünflächen sowohl soziale Funktionen wie gemeinschaftliches Miteinander beim ökologischen Gärtnern und Umweltbildung erfüllt werden, als auch ökologische Funktionen wie ein Beitrag zum Bodenschutz, zur Klimaanpassung und zur Förderung der biologischen Vielfalt.
Die Waldgärten entstanden unter frühzeitiger Einbeziehung interessierter Menschen, wobei die gemeinschaftliche Entwicklung von Strukturen des Gartenbetriebs durch eine Gartengruppe die Grundlage für selbstorganisierte urbane Waldgärten sind. Waldgärten bestehen aus vielen essbaren, mehrjährigen Pflanzen, die in mehreren Schichten – wie im Wald – die über viele Jahre an Ort und Stelle übereinander wachsen und geerntet werden können. In der untersten Schicht sind Gemüse und Kräuter angepflanzt, darüber Nuss‐ und Beerensträucher und darüber wiederum Obst‐ und Nussbäume.
In umfangreichen partizipativen Planungsprozessen wurden die Flächen zusammen mit Planungsbüros entwickelt. Umgesetzt wurden die Planungen von Galabau-Unternehmen, wobei auch hier die Bürgerschaft durch Mitmach-Baustellen beteiligt wurde. Nach den Eröffnungen der beiden öffentlichen Flächen wird hier gemeinschaftlich gegärtnert und der Zugang zu Naturerfahrungsräumen für Umweltbildung in der Stadt ermöglicht.
Das Konzept eines Waldgartens bietet einen multifunktionalen Ansatz in Bezug auf Artenvielfalt, Schutz der Bodenfunktionen sowie Klimafunktionen. Waldgärten können einen positiven Beitrag zum Stadtklima leisten. Durch ihre mehrschichtige Vegetation wird einerseits der lokale Wasserrückhalt ermöglicht, andererseits aber auch die lokale Wasserverdunstung erhöht und so die Umgebung gekühlt. Neben langfristiger Kohlenstoff-Speicherung können Waldgärten einen Beitrag zur Frischluftversorgung der Stadt leisten.
Das Modellprojekt in Kassel ist Teil eines gemeinsamen Verbundvorhabens der Universität Potsdam, dem Bezirksverband Berlin-Süden der Kleingärtner e.V., dem Freilandlabor Britz e.V. und dem Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel. In diesem Verbundprojekt ist ein weiterer Waldgarten in Berlin Britz entstanden und es besteht ein intensiver fachlicher Austausch. Das vierköpfige Team im Umwelt- und Gartenamt Kassel koordiniert und begleitet das Projekt vor Ort in Kassel. Es berät und unterstützt die Betreibergemeinschaft bestehend aus Bürger*innen sowie Bildungseinrichtungen und koordiniert die Abstimmungsprozesse mit der Stadtverwaltung, wie beispielsweise der Unteren Naturschutzbehörde. Darüber hinaus gibt es Kooperationen an den Standorten mit Schulen oder der Essbaren Stadt Kassel e.V.
Erkenntnisse
Nach Start der partizipativen Planung erfolgte die Umsetzung zeitnah, je nur ein paar Monate später. Innerhalb von kurzer Zeit konnten sich beide Standorte als Waldgärten etablieren. Trotz verschiedener Herausforderungen bei der Umsetzung des Projektes kann festgehalten werden, dass die Projektziele auf sozialer und ökologischer Ebene zum Großteil erfüllt werden können. Im derzeit laufenden Verstetigungsprozess entwickeln sich die Waldgärten und die Gartengruppen an den Standorten stetig weiter.
Die Flächensuche für die je 5000 qm großen Waldgärten gestaltete sich nicht einfach, weshalb sich die Planung und Umsetzung des zweiten Standorts (Helleböhn) leicht verzögerten. Die Verortung der beiden Flächen in Landschaftsschutzgebieten bringt insgesamt einen erhöhten Abstimmungsbedarf mit der Unteren Naturschutzbehörde mit sich, z.B. bezüglich der Pflanzenauswahl. Dennoch konnten beide Waldgärten erfolgreich umgesetzt werden.
Eine weitere Herausforderung liegt in der Aktivierung der Nachbarschaft bzw. von Engagierten vor Ort, die bei der Pflege und Bespielung der Fläche mitwirken. Herausfordernd und besonders wichtig ist die Aktivierung und die Vermittlung des Konzeptes der Waldgärten vor allem an solchen Standorten, an denen sozial benachteiligte Menschen leben.
Damit andere Städte und Kommunen von den Erfahrungen aus dem Verbundprojekt Urbane Waldgärten profitieren können, wird ein Leitfaden und eine Wissensplattform im Verbund erarbeitet. Diese Arbeitshilfen und weitere Austauschformate, wie nationale Fachtagungen, sollen dabei helfen, dass Waldgärten auch an anderen Orten umgesetzt werden können. Bei der Finanzierung gibt es Unterstützung durch das Förderprogramm "Natürlicher Klimaschutz in Kommunen" im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz.