Stadt Potsdam - Zielgruppenspezifischer und innovativer Hitze- und UV-Schutz

Die Stadt Potsdam setzt seit 2023 auf verschiedene vulnerable Zielgruppen zugeschnittene Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung bei Hitze und UV-Strahlung um. Im Jahr 2023 stand der Schutz von Senior*innen im Fokus. Für das Jahr 2024 folgen Maßnahmen, die speziell auf den Schutz und die Sensibilisierung von Kindern- und Kleinkindern abzielen. 

Informationsmaterial zum Thema Hitze- und UV-Schutz

Informationsmaterial zum Thema Hitze- und UV-Schutz der Stadt Potsdam

"Hitzi - Potsdams Cooles Hitzeheft" für Kinder © LHP / Illustration Jörg Hafemeister / Gestaltung Luft Verlag

"Hitzi - Potsdams Cooles Hitzeheft" für Kinder © LHP / Illustration Jörg Hafemeister / Gestaltung Luft Verlag

Förderprogramm
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg für die Kampagne „Hitze – Sind Sie gerüstet“ 2023, GKV-Bündnis für Gesundheit in Brandenburg für die Kampagne „Sommer, Sonne, Sonnenschutz“ 2024
Themenfeld
Alte Menschen
Bevölkerungsschutz und Gesundheit
Hitze und Trockenheit
Kinder und Jugendliche
Partizipation, Bildung
Laufzeitbeginn
02/2023
Laufzeitende
09/2024
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Stadt
Bundesland
Brandenburg

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Aktuelle Klimadaten des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg zeigen, dass das Land Brandenburg im deutschlandweiten Vergleich schon jetzt besonders von Hitze und Trockenheit betroffen ist. Hitze stellt eine starke Belastung für den Körper dar und bringt damit ein Gesundheitsrisiko mit sich, welches im höheren Alter oder bei Vorerkrankungen steigt. So bewirkt das abnehmende Durstgefühl, dass dem Körper nicht genügend Flüssigkeit und Mineralien zugeführt werden. Diese sind bei Hitze besonders wichtig, weil sie beim Schwitzen verloren gehen und so schnell ein Mangel entsteht. Dadurch wird das Herzkreislaufsystem stark belastet. Bei erhöhter Hitzebelastung kommt es so unter anderem vermehrt zu Schlaganfällen, Konzentrationsstörungen oder depressiven Phasen sowie der Verschlechterung von bestehenden Atemwegserkrankungen wie COPD oder Asthma und zum gehäuften Auftreten von Nierensteinen, Niereninsuffizienz oder Wundinfektionen. 

In den Schätzungen des Amts wird davon ausgegangen, dass allein im Land Brandenburg 1.019 Menschen an den Folgen von Hitzeereignissen im Zeitraum zwischen 2018 und 2023 verstorben sind. Gerade die bei Hitze besonders vulnerablen Personengruppen, wie ältere Menschen, aber auch Menschen mit Vorerkrankungen oder Kinder zu sensibilisieren und zu schützen, stellt das zentrale Ziel der Hitzeschutzmaßnahmen der Stadt Potsdam dar. 

Zudem steigt die Anzahl der jährlichen Sonnenstunden in Potsdam und somit das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. 

Spezifikation

Die Hitzeschutzmaßnahmen der Stadt Potsdam werden vom Fachbereich Öffentlicher Gesundheitsdienst initiiert und koordiniert. Im Jahr 2023 wurde zur Maßnahmenauswahl der vom Land Brandenburg entwickelte Hitzeaktionsplan herangezogen. Der Öffentliche Gesundheitsdienst der Stadt Potsdam informiert Bürger*innen auf seiner Website speziell zu Gefahren von Hitze und UV-Strahlung für den Körper, gibt Verhaltenstipps und hat eigene Kommunikationswege bei Hitzeereignissen entwickelt. Besonders im Fokus der Hitzekommunikation standen im Sommer 2023 ältere Menschen. Im Jahr 2024 wird das Konzept um Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Kleinkindern ergänzt. Die Sensibilisierung zum Thema Hitze- und UV-Schutz soll so möglichst zielgruppenspezifisch angepasst werden. 

In Flyern und auf der Website der Stadt Potsdam werden der Bevölkerung bei Hitze und UV-Strahlung allgemeine Verhaltenstipps gegeben. Darunter fallen zum Beispiel: Innenräume (und besonders Schlafräume) kühl zu halten, Fenster zu schließen und gut zu verschatten, die Reduzierung von zucker- und koffeinhaltigen Getränken und stattdessen genügend Zufuhr von Wasser oder das Auftragen von Sonnencreme und das Tragen einer Kopfbedeckung. Zudem werden die Verlagerung sportlicher / körperlich intensiver Aktivitäten auf kühle Morgen- oder Abendstunden und die Rücksprache mit (Haus-)Ärzt*innen bezüglich der Medikamenteneinnahme und deren Auswirkungen auf Hitzeverträglichkeit empfohlen. 

Speziell für Senior*innen bietet die Stadt Potsdam seit dem Sommer 2023 ein Hitzetelefon an. Hierfür können sich Senior*innen ab 75 Jahren per E-Mail oder Anruf kostenfrei registrieren. Im Falle einer Hitzewarnung (d. h. wenn eine gefühlte Temperatur von 32 Grad oder darüber am frühen Nachmittag für zwei oder mehr Tage vorausgesagt wird) durch den Deutschen Wetterdienst werden im Zeitraum zwischen dem 1. Juni und dem 31. August die registrierten Senior*innen werktags von Mitarbeiter*innen des Hitzetelefons per Anruf benachrichtigt und beraten, wie sie sich zu Hause und unterwegs bestmöglich schützen können. Alle 13.626 Haushalte, in denen Menschen über 75 Jahren in Potsdam leben, wurden hierfür postalisch angeschrieben. Dabei wurde zum einen über das Hitzetelefon informiert, aber zum anderen auch grundlegend mit Hilfe von Flyern und Informationsmaterialien für das Thema Hitze und UV-Strahlung sensibilisiert. 188 Haushalte registrierten sich daraufhin für das Hitzetelefon. Viele Fragen der Senior*innen konnten dabei bereits im Erstgespräch geklärt werden. Besonders der Hinweis, dass Arzttermine, Friseurtermine oder Einkäufe nach Möglichkeit am frühen Morgen, anstatt in der Mittagshitze, stattfinden sollten, wurde von den Senior*innen geschätzt und gerne umgesetzt. 

Für das Jahr 2024 soll das Hitze- und UV-Schutzkonzept nun auch speziell auf (Klein-)Kinder angepasst werden. Hierfür wurden im Vorfeld Fragebögen für soziale Einrichtungen (wie Kitas, Kindergärten oder Schulen) erarbeitet, um zunächst die Ausgangslage und Bedarfe (bzgl. Verhaltens- und Baumaßnahmen bei Hitze) zu ermitteln. Erfragt wurde u. a. ob es Hitzeverantwortliche und Hitzeaktionspläne gibt, ob verschattete Bereiche vorliegen und ob es bspw. die Möglichkeit gibt, Essenspläne bei Hitze anzupassen. Auf Basis der gewonnenen Informationen wurde ein Fortbildungsangebot für das Verhalten bei Hitze und Erste-Hilfe-Maßnahmen für das pädagogische Personal entwickelt. Die Fortbildungen finden zum jetzigen Zeitpunkt bereits statt. Zudem wurde spielerisches Material für Kinder unterschiedlichen Alters entwickelt, um sie für das Thema zu sensibilisieren und auch ihnen Verhaltensweisen bei Hitze und UV-Strahlung zu vermitteln. So wurde ein Comic mit den Hitzehelden Sunny, Shine und Shadow zum Thema erarbeitet. Zudem gibt es ein interaktives „HITZI-Potsdam cooles Hitzeheft“ zum Ausmalen, Entdecken und mehr sowie einen „Hitze-Heldensong“ für Kinder. Außerdem wird auf der Website der Stadt Potsdam ein Wimmelbild zum Verhalten bei Hitze veröffentlicht, auf dem Kinder richtiges und falsches Verhalten bei Hitze entdecken können. Inklusive ist auch eine Arbeitshilfe für Eltern oder pädagogische Mitarbeiter*innen, um den Lerneffekt des Wimmelbilds zu unterstützen. Allein von Kitas, Kindergärten und Grundschulen wurden bereits 6.308 Exemplare der Informationsmaterialien vorbestellt. Zusätzlich liegen die Materialien an unterschiedlichen Stellen in der Verwaltung aus. Außerdem laufen bereits Experimentierangebote für Kinder zum Thema Hitze und UV-Strahlung. Diese werden von der Stadt Potsdam in Zusammenarbeit mit dem NANO-Labor Potsdam angeboten. 

Um die Bevölkerung bei Hitze und UV-Strahlung zu schützen und diese zu motivieren Freizeit- und Sportaktivitäten an kühle oder verschattete Orte in Potsdam bei Hitze zu verlagern, entwickelte der Öffentliche Gesundheitsdienst zudem eine Karte mit kühlen Orten in Potsdam. Als Grundlage hierfür dient die Stadtklimakarte, welche besonders betroffene Gebiete in verschiedenen Szenarien (Tag und Nacht, Hitze, Starkregen etc.) darstellt. Für die Identifizierung solcher Orte wurden Kirchengemeinden und Garten- und Grünflächenverwalter aufgefordert, kühle und öffentlich zugängliche Orte in ihrem jeweiligen Gebiet zu nennen. In Kombination mit innerhalb der Verwaltung identifizierter kühler Orte entstand so eine über ArcGIS öffentlich zugängliche Karte. Diese enthält bspw. Kirchengebäude, Parks, Trinkbrunnen, Strand- und Schwimmbäder und Springbrunnen, aber auch Museen und Bibliotheken und z. B. Informationen über die jeweiligen Öffnungszeiten. 

Ergänzend zu den selbst entwickelten Materialen und Maßnahmen verweist die Stadt Potsdam auch auf bereits bestehende Veröffentlichungen anderer Stellen, wie bspw. „Sonne aber sicher“ des Amts für Strahlenschutz oder auch der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Im Sommer 2023 wurde das neu eingeführte Hitzetelefon in den sieben vom Deutschen Wetterdienst ausgerufenen Hitzewarnungen genutzt. Mitarbeiter*innen des Hitzetelefons berieten die registrierten Senior*innen in insgesamt ca. 30 Gesprächsstunden. Insgesamt war die Resonanz auf das Hitzetelefon sehr positiv. Senior*innen fühlten sich und ihre Bedürfnisse durch die Stadt wahr- und ernstgenommen. 

Die Maßnahmen speziell für Kinder- und Kleinkinder für den Sommer 2024 laufen im Moment an. Es konnte aber bereits ein großes Interesse der sozialen Einrichtungen sowohl an den entwickelten Materialien als auch am Fortbildungsangebot wahrgenommen werden. 

Herausforderungen

Die Herausforderungen bei der Umsetzung der Maßnahmen bestehen vor allem darin, mit den bestehenden personellen und finanziellen Ressourcen zu haushalten. Eine Umsetzung der Maßnahmen alleine aus dem Haushalt der Stadt Potsdam wäre nicht möglich gewesen. Förderungen vom MSGIV und GKV-Bündnis für Gesundheit in Brandenburg waren hier eine entscheidende Unterstützung. An der Besetzung des Hitzetelefons waren in Potsdam drei Mitarbeiterinnen beteiligt. Bereits die 188 registrierten Haushalte zu kontaktieren, stellte einen erheblichen Zeitaufwand dar. Eine Abdeckung der insgesamt 13.626 Haushalte mit Senior*innen über 75 Jahren wäre personell nicht zu stemmen gewesen. Allerdings ist hier auch zu betonen, dass Hitzewarnungen beispielsweise auch über lokale Radiosender verbreitet werden, sodass eine Abdeckung aller Haushalte wohl auch nicht nötig ist.

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