Stadt Bremen - Handlungskonzept zum klimaangepassten Management von Parkgewässern (KlimPark)
Im Projekt „KlimPark“ ging es um die Stärkung der Klimaresilienz der zahlreichen Park- und Kleingewässer in Bremen. Das Projekt beinhaltete u.a. die Gründung eines Kooperationsforums zum Austausch der am Parkgewässer beteiligten Akteure, ein Monitoringprogramm zur Erfassung des Zustands der Parkgewässer sowie ein Citizen Science Programm zur Einbeziehung und Sensibilisierung der Bevölkerung. Zudem wurde ein innovatives Gewässersanierungsverfahren mittels linearer Belüftung an zwei Pilotgewässern in Bremen erprobt und eine Potenzialanalyse zur schadlosen Aufnahme von Niederschlagswasser umgesetzt. Diese Pilotmaßnahmen dienten als Grundlage für die Erstellung eines Handlungskonzepts für ein klimaangepasstes Management der Parkgewässer in Bremen.
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Ziele und Aktivitäten
Bremens Parkgewässer sind ein beliebtes Erholungs- und Ausflugsziel für die Bremer Bevölkerung. Sie tragen mit ihren Wasserflächen und dem positiven Einfluss auf das Stadtklima zu einer verbesserten Wohn- und Arbeitsqualität in der Stadt bei. Mit fortschreitendem Klimawandel wird die Relevanz ihrer Erholungs- und Kühlungsfunktion an heißen Sommertagen noch entscheidender. Gleichzeitig stellen klimawandelbedingte Hitze- und Trockenperioden eine steigende Belastung für die Gewässer dar. Die zunehmende Erwärmung des Wassers, dadurch hervorgerufene schnellere Umsetzungsprozesse und verstärkte Sauerstoff zehrende Nährstoffmobilisierung aus den Sedimenten können zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führen. Niedrige Wasserstände bei Trockenheit verschärfen die Situation zusätzlich. Daraus ergeben sich verschlechterte Lebensbedingungen der aquatischen Flora und Fauna. Gleichzeitig besteht in einigen Bereichen der Parkgewässer ein noch unbekanntes Potenzial zur Aufnahme und Zwischenspeicherung von schadstoffunbelasteten Niederschlagswasser (bspw. von geeigneten Dachflächen).
Die Ziele des KlimPark-Projektes umfassten folgende Punkte:
- Etablierung eines Kooperationsforums zum klimaangepassten Parkgewässermanagement
- Parkgewässer-Monitoring: Untersuchung der Wasserqualität ausgewählter Parkgewässer
- Bürger*nnenbeteiligung beim Parkgewässermanagement im Rahmen eines Citizen Science Programms
- Potenzialabschätzung für die Aufnahme von unbelasteten Niederschlagswasser durch Parkgewässer
- Pilotierung einer innovativen Anpassungsmaßnahme am Gewässer
- Erstellung eines gesamtstädtischen Handlungskonzepts für ein innovatives nachhaltiges Parkgewässermanagement im Klimawandel
- Öffentlichkeitsarbeit insbesondere zum schädlichen Füttern von Wasservögeln
Ein konsistentes und abgestimmtes Parkgewässermanagement war durch eine Vielzahl an Trägern und Zuständigkeiten herausfordernd. Durch das in KlimPark etablierte „Kooperationsforum klimaangepasste Parkgewässer“ wurden die verschiedenen am Parkgewässermanagement beteiligten Institutionen der Stadtgemeinde Bremen zusammengebracht und in das Projekt eingebunden. Das Forum diente der verwaltungsübergreifenden Kompetenzbündelung, dem Lernen von innovativen Ideen und dem Austausch von Erfahrungen der Träger beim Parkgewässermanagement.
Als konkrete Anpassungsmaßnahme am Gewässer wurde das Verfahren der linearen Belüftung und Sedimentkonditionierung getestet.
Auch die Bürger*innen haben durch ihr Verhalten Einfluss auf den Zustand der Parkgewässer. So stellt das Füttern von Wasservögeln eine große Herausforderung dar, da sich durch Brotreste und Vogelkot die Gewässerqualität verschlechtert und die Faulschlammbildung beschleunigt. Ziel von KlimPark war es, eine Bewusstseinsschaffung der Bremerinnen und Bremer für die Wichtigkeit und Gefährdung der Parkgewässer durch den Klimawandel zu fördern.
Als Pilotmaßnahme im Bereich Umweltbildung wurde im Rahmen des Projekts KlimPark in Kooperation mit dem BUND Landesverband Bremen e.V. ein Citizen Science Programm zu Gewässeruntersuchungen durch Freiwillige (v.a. Schulklassen, Jugendgruppen und interessierte Einzelpersonen) entwickelt. Vor allem Jugendliche haben mitgewirkt, die Wasserqualität von insgesamt 22 Parkgewässern zu erfassen. Dafür hat das Projekt Messkoffer zur Verfügung gestellt, mit dem auch Laien einzelne Qualitätsparameter analysieren können. Eine detaillierte Anleitung sowie ein Erklärvideo haben die einfach umsetzbaren Untersuchungen veranschaulicht. Über eine digitale Eingabemaske übermittelten die Freiwilligen dem Projekt-Team Messdaten, u. a. pH-Wert, Phosphat und Ammonium und weitere Beobachtungen. Neben 15 Schulklassen und außerschulischen Institutionen, die eine fachliche Einführung am Gewässer durch den BUND erhielten, haben auch einzelne Interessierte Beobachtungen z.B. zum Wasserstand oder zur Ausbreitung von Algenteppichen übermittelt und Fotos hochgeladen. Die insgesamt knapp 300 Freiwilligen waren auf diese Weise bei der Datenerfassung eingebunden und wurden zudem mit praktischen Erkenntnissen der Gewässerökologie für den klimaresilienten Schutz der Parkgewässer sensibilisiert.
Bei den Treffen des „Kooperationsforum klimaangepasste Parkgewässer“ nahmen folgende Vertreter*innen teil:
- Umweltbetrieb Bremen
- Deichverband am rechten Weserufer
- Deichverband am linken Weserufer
- Bürgerparkverein
- Stiftung Bremer Rhododendronpark
- Achterdiekpark e.V.
- Hanseatische Naturentwicklung (haneg) GmbH
- Nordwest Natur
- NABU Landesverband Bremen e.V.
- BUND Landesverband Bremen e.V.
- Förderverein Knoops Park
- Landesverband der Gartenfreunde
- Sportfischer-Verein Bremen e.V.
- bremenports GmbH & Co. KG
- hanseWasser Bremen GmbH
- Hochschule Bremen
- Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung (SBMS)
- fünf Fachreferaten (25, 26, 32, 33 und 43) bei der SUKW
und weitere interessierte Einzelpersonen.
Die Bürger*innen wurden durch das Citizen Science Programm zu Gewässeruntersuchungen aktiv eingebunden und für die Klimaanpassung in Parkgewässern sensibilisiert.
Erkenntnisse
Das Projekt wurde zum größten Teil wie geplant umgesetzt.
Als konkrete Anpassungsmaßnahme am Gewässer wurde von Juni 2023 bis November 2024 an zwei belasteten Parkgewässern das Verfahren der linearen Belüftung getestet. Dabei wurde über feinporige Schläuche kontinuierlich Sauerstoff am Gewässergrund eingetragen, um anaeroben Faulschlamm abzubauen und Phosphat im Sediment zu binden. Ergänzend kam an einem der Teiche eine Sedimentkonditionierung zum Einsatz: Dabei wurde sauerstoffangereichertes Wasser gezielt in tiefere Schlammschichten eingebracht, um die mikrobielle Aktivität zu fördern und die Abbauprozesse im Sediment zusätzlich zu beschleunigen. Bereits nach zwei Vegetationsperioden konnte der Faulschlamm um durchschnittlich 31 % reduziert werden, bei gleichzeitiger Verbesserung zentraler Wasserqualitätsparameter wie Sauerstoffgehalt, Nährstoffkonzentration und Sichttiefe. Die Methode trägt zur Klimaanpassung bei, indem sie auf naturnahe Weise die Resilienz städtischer Gewässer stärkt, deren Kühlleistung sichert und negative Folgen von Hitze- und Trockenperioden abmildert. Nach dem erfolgreichen Abschluss und Evaluation der Pilotphase im KlimPark-Projekt wurden die Anlagen an den Umweltbetrieb Bremen übergeben, wo sie nun im Regelbetrieb weitergeführt werden.
Im Rahmen von KlimPark wurden zudem mehrsprachige Informationstafeln an 18 Parkgewässern aufgestellt. Mit Piktogrammen und einem Videoclip klären diese darüber auf, wie das Füttern von Enten die Wasserqualität verschlechtert, Verschlammung fördert und Faulgasbildung begünstigt.
In Abstimmung mit den Teilnehmenden des KlimPark-Kooperationsforum wurde außerdem ein Handlungskonzept erarbeitet mit dem Ziel, ein ökologisch-nachhaltiges Gewässermanagement in Bremen umzusetzen, welches das Bestehen und die Funktion der Parkgewässer langfristig unter Einfluss des Klimawandels sichert und die Potenziale dieser Kleingewässer zur Abmilderung von Klimafolgen stärkt. Das Konzept enthält eine Einführung zu Funktion, Belastungen und Beeinträchtigung der Parkgewässer in Bremen durch den Klimawandel sowie 8 allgemeine Maßnahmen mit insgesamt 23 Teilmaßnahmen inklusive Kostenschätzung als künftige Handlungsoptionen.
Herausforderungen beim Management von Kleingewässern sind u.a. die verschiedenen Zuständigkeiten (zum Teil am selben Gewässer), latente Unterfinanzierung der operativen Ebene und ein fehlendes Wissen über innovative Unterhaltungspraktiken. Über das Kooperationsforum konnten Fragen der Zuständigkeit verbessert werden und Wissen vermittelt werden. Problematisch bleiben die unauskömmliche Finanzierung und fehlende personelle Kapazitäten zur Umsetzung vorgeschlagener, weitere Maßnahmen.
Es erscheint sinnvoll, innovative und technisch etablierte Verfahren – wie das lineare Belüftungssystem zur Gewässersanierung - pilothaft innerhalb der eigenen Kommune zu testen und die relevanten lokalen Akteure dabei intensiv mitzunehmen. So entsteht bei verschiedenen Trägern ein Wissenstransfer, direkter Erkenntnisgewinn und Neugierde, andere Wege zu gehen anstelle der Altbekannten.