Stadt Herten - Resiliente Steuerung von Nutzungskonflikten der Wasserversorgung in Herten (RENUWAS)

Die Stadt Herten als Praxispartner und die TU Dortmund als wissenschaftlicher Partner arbeiten seit August 2023 bis voraussichtliche April 2026 gemeinsam am Projekt RENUWAS (Resiliente Steuerung von Nutzungskonflikten der Wasserversorgung in Herten).

Ziel des Projekts ist es, die sozioökonomischen Folgen von Dürren und Trockenperioden zu analysieren und spezifisch für Herten zu bewerten. Darüber hinaus werden Handlungsoptionen für verschiedene Akteure entwickelt sowie gezielte Maßnahmen erarbeitet, um den negativen Auswirkungen von Trockenheit entgegenzuwirken.  

Als Ergebnis des Projekts wird ein informelles Handlungskonzept erstellt, das sich auf den kommunalen Handlungsspielraum fokussiert und praktische Lösungsansätze bietet. 

Graphisches Schema einer Wirkungsanalyse dargestellt in verschiedenen Boxen, deren Pfade Abhängigkeiten markieren.

Abbildung A: Beispielhafte Wirkungskette. Quelle: Jörg Schmitt & Tabea Drexhage 2025.

Tabelle.

Abbildung B: Szenariobezogene Ausprägungen der einzelnen Wirkfolgen. Quelle: Jörg Schmitt & Tabea Drexhage 2025.

Dashboard mit verschiedenen Kategorien, unterschiedlich farblich gekennzeichnet.

Abbildung C: Beispielhaftes Dashboard einer sozioökonomischen Wirkfolge. Quelle: Jörg Schmitt & Tabea Drexhage 2025.

Logos der Stadt Herten und der TU Dortmund.

Logos der Stadt Herten und der TU Dortmund. Quelle: Stadt Herten, TU Dortmund.

Förderprogramm
Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN): Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel; Vorhaben mit Teilnahme einer Kommune als Verbund- oder Kooperationspartner - Förderkennzeichen: 67DAS262A
Themenfeld
Hitze und Trockenheit
Laufzeitbeginn
08/2023
Laufzeitende
04/2026
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
TU Dortmund, Stadt Herten
Bundesland
Nordrhein-Westfalen

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Der Umgang mit Wasserknappheit stellt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen sowohl in Deutschland als auch für die Stadt Herten dar. Insbesondere die aufeinanderfolgenden Dürresommer der Jahre 2018 bis 2020 haben enorme Schäden verursacht und das Thema Wassermangel zu einer zentralen Priorität in Politik, Praxis und Öffentlichkeit werden lassen.

Wasserknappheit führt zu vielfältigen Nutzungskonflikten – sowohl zwischen verschiedenen Nutzergruppen als auch zwischen einzelnen Teilräumen. Diese Konflikte sind bislang nur unzureichend verstanden und es fehlt eine systematische Typologisierung. Wissenschaft, Politik und Praxis behandeln die damit verbundenen Probleme häufig sektoral oder föderal unterschiedlich, was eine ganzheitliche Lösung erschwert.

In Herten waren die Auswirkungen des seit 2018 anhaltenden Wassermangels besonders deutlich spürbar. Die Landwirtschaft litt erheblich unter den ausbleibenden Niederschlägen, und auch städtische Grün- und Freiflächen waren zunehmend von Trockenstress betroffen. Der Bewässerungsbedarf überstieg dabei die Kapazitäten des örtlichen Bauhofs, sodass wiederholt die freiwillige Feuerwehr mit ihren Löschfahrzeugen unterstützend eingreifen musste.

Die Betroffenheit durch Klimarisiken wie Dürreperioden oder langanhaltende Trockenheit macht deutlich, dass innovative Strategien benötigt werden, um sowohl kurzfristige als auch langfristige Lösungen zu entwickeln – hier setzt das Verbundprojekt RENUWAS an.

Spezifikation

Das Projekt RENUWAS verfolgt eine quantitativ-qualitative Herangehensweise, um die Auswirkungen von Trockenheit und Wassermangel zu analysieren und praxisnahe Strategien sowie Maßnahmen für die Stadt Herten zu entwickeln. Dabei werden sowohl übertragbare Ansätze für andere Kommunen als auch spezifische Lösungen für Herten erarbeitet. 

Folgende Bausteine werden innerhalb des Projektes bearbeitet, um eine umfassende Analyse zu gewährleisten: 

  • Entwicklung von Wirkungsketten für sieben Szenarien von Trockenheit bzw. ausbleibendem Niederschlag (siehe Abbildung A)
  • Einschätzung der Ausprägung für jede der 19 Wirkfolgen nach Szenarien (siehe Abbildung B)
  • Ableitung von sieben Wassernutzungssektoren, die bei Trockenheit betroffen sein könnten: a) Kritische Infrastruktur, b) Bevölkerung, c) Gewerbe und Industrie, d) Landwirtschaft, e) Forstwirtschaft, f) Siedlungsgrün und g) ökologisch wertvolle Flächen/Naturraum
  • Identifikation von insgesamt 46 sozioökonomischen Wirkfolgen für die verschiedenen Wassernutzungssektoren (siehe Abbildung A, untere Leiste)
  • Einschätzung der ökonomischen, sozialen, ökologischen und klimabezogenen Auswirkungen der sozioökonomischen Wirkfolgen sowie Ableitung ihrer Schwere nach Szenarien (siehe Abbildung C)
  • Analyse aus verschiedenen Perspektiven: a) Auswertung nach Szenarien: Welche Nutzungssektoren sind besonders betroffen? b) Auswertung nach Nutzungssektoren: Ab welchem Szenario ist ein Sektor betroffen?
  • Identifikation von 15 Handlungsakteur:innen, unterteilt in folgende Ressorts: a) kommunale Akteur:innen, b) Wasserwirtschaft, c) private Akteur:innen und d) Katastrophenschutz 

Auf die Analyse folgt die Entwicklung von insgesamt 71 generell übertragbaren und allgemeinen Handlungsoptionen, die auf die Minderung des Ausmaßes oder des Eintretens einer sozioökonomischen Wirkfolge abzielen. Diese können sowohl proaktiv als auch reaktiv gestaltet sein. 

Die Ergebnisse der oben aufgeführten Leistungen sind Großteils auch auf andere Kommunen übertragbar. Ein weiteres Arbeitspaket ist die Diskussion und Entwicklung der Handlungsoptionen und eine Ableitung spezifischer Handlungserfordernisse daraus spezifisch für die Hertener Handlungsakteur:innen. 

Hierfür sind folgende Bausteine geplant: 

  • Entwicklung strategischer Ansätze und Ziele im Sinne eines kommunalen Handlungsprogramms
  • Erarbeitung konkreter Maßnahmen mit Fokus auf den kommunalen Handlungsspielraum
  • Erprobung der entwickelten Maßnahmen hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit im Rahmen von Planspielen
Kooperation und Vernetzung

Da das Projekt RENUWAS ein Verbundprojekt ist, wird auf auf eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen kommunalen Ressorts, wissenschaftlichen Einrichtungen und externen Akteuren gesetzt. Am wichtigsten dabei war die Gründung und die seitdem regelmäßigen Treffen des Kernteams für das Projekt, bestehend aus Vertreter:innen der Stadt Herten und der TU Dortmund.  

Ein Fokus der Zusammenarbeit liegt auf den Workshops: So begann das Projekt mit einem Auftaktworkshop mit kommunalen und externen Akteur:innen. Auch die Wirkungsketten und die sozioökonomischen Wirkfolgen wurden im Rahmen eines Workshops entwickelt und diskutiert. Zudem wurden sechs Workshops mit den Fachbereichen der Stadt Herten  und weiteren relevanten Handlungsakteur:innen durchgeführt, um die generellen Handlungsoptionen zu entwickeln und die daraus folgenden Handlungserfordernisse für Herten abzuleiten. Weitere Workshops sind sowohl auf verwaltungsinterner Ebene als auch mit allen relevanten Handlungsakteur:innen geplant. Hier sollen die strategischen Ansätze und Ziele diskutiert und festgelegt sowie Maßnahmen im kommunalen Handlungsspielraum entwickelt werden.  

Insbesondere für die Kooperation mit externen Akteur:innen wurden auch Interviews und Befragungen durchgeführt. Experteninterviews sollten hierbei mehr Klarheit über die Betroffenheit von Herten geben, während eine landesweite Onlinebefragung relevanter Akteur:innen verschiedener Wassernutzungssektoren der Ermittlung sozioökonomischer Auswirkungen diente.  

Für das Jahr 2026 sind zwei Planspiele zur praxisnahen Erprobung der entwickelten Maßnahmen und die Abschlussveranstaltung mit der Präsentation der Projektergebnisse geplant.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Am Ende des Projekts wird ein informelles Handlungsprogramm für das zukünftige kommunale Handeln in Herten im Umgang 

 mit Trockenheit vorliegen. Dieses Programm umfasst Maßnahmen, die innerhalb des kommunalen Handlungsspielraums entwickelt wurden, um gezielt den Auswirkungen von Trockenheit entgegenzuwirken. Dabei können kommunale Maßnahmen auch darauf abzielen, externe Akteure bei der Umsetzung von Handlungserfordernissen zu unterstützen. 

Für nicht-kommunale Akteure werden konkrete Handlungsempfehlungen formuliert, die aufzeigen, wann welche Handlungsoptionen umgesetzt werden sollten. 

Die entwickelten Ansätze sind bis einschließlich der Entwicklung der Handlungsoptionen grundsätzlich auf andere Kommunen übertragbar. Zur Unterstützung dieser Übertragbarkeit werden interaktive Tabellen bzw. Dashboards erstellt, die eine Eingabemaske bieten und es ermöglichen, spezifische kommunale Aspekte individuell einzutragen. 

Darüber hinaus werden grundlegende Erkenntnisse und Learnings aus dem Projekt im wissenschaftlichen Kontext aufbereitet, um sie einer breiteren Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen.

Herausforderungen

Im Verlauf des Projekts mussten verschiedene Anpassungen in der Zielsetzung gemacht werden, die sich aus den spezifischen Gegebenheiten der Region ergaben. Aufgrund der Bergbaugeschichte und des historisch hohen Wasserbedarfs ist die Wasserversorgung in Herten sowie im gesamten Ruhrgebiet sehr großzügig dimensioniert. Trinkwasserknappheit stellt daher zwar kein unrealistisches, aber dennoch ein äußerst unwahrscheinliches Szenario dar. Dies unterscheidet die Situation in Herten deutlich von anderen Regionen, wie beispielsweise ostdeutschen Bundesländern, wo das Thema der Trinkwasserversorgung eine wesentlich größere Dringlichkeit besitzt. 

Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt bewusst ein ganzheitlicher Ansatz gewählt, der den gesamten Wasserhaushalt berücksichtigt und sich nicht ausschließlich auf die Trinkwasserversorgung fokussiert. Dieser breitere Blick ermöglicht es, praxisnähere Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die besser auf die spezifischen Bedingungen des Fallbeispiels Herten zugeschnitten sind.

Erkenntnisse

Eine Abstraktion der komplexen Zusammenhänge der Wasserwirtschaft und Wasserversorgung ist unverzichtbar, um das Thema auch nicht-fachlichen Akteuren näherzubringen und verständlich zu vermitteln. Dabei ist eine niederschwellige Aufarbeitung sinnvoll – ohne die fachlichen Aspekte zu vernachlässigen. 

Ein szenariobasierter Ansatz ermöglicht die Betrachtung verschiedener Ausprägungen von Wassermangel bzw. Trockenheit und schafft eine fundierte Grundlage für Analysen und Maßnahmen. 

Die Nationale Wasserstrategie bietet interessante Ansatzpunkte, wie etwa zur Priorisierung von Nutzungssektoren. Allerdings fehlen bislang operative Handreichungen aus Politik und Wissenschaft, beispielsweise zur Entwicklung von Indikatoren und Schwellenwerten, die festlegen, wann welcher Schritt gegangen werden muss. 

Das wissenschaftliche und öffentliche Interesse an der Thematik Wassermangel hat durch die außergewöhnliche Trockenheit Anfang 2025 deutlich zugenommen. 

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