Stadt Aschaffenburg - Klimaanpassungsstrategie

Im Jahr 2021 hat die Stadt Aschaffenburg eine umfangreiche kommunale Klimaanpassungsstrategie veröffentlicht. Sie fußt auf einem breit angelegten Beteiligungsprozess und legt als Arbeitspapier die Weichen für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die die Herausforderungen der Klimakrise beachtet.

Aus der Perspektive einer Anhöhe ein Panoramablick auf die Stadt Aschaffenburg

Blick auf Aschaffenburg (Stadt Aschaffenburg)

Ein Ausschnistt aus der Karte "Hitzesensible Einrichtungen und Versiegelung im Stadtgebiet.

Hitzesensible Einrichtungen in Aschaffenburg (Stadt Aschaffenburg)

Eine Abbildung der sogenannten Warming Stripes für die Stadt Aschaffenburg, die die Abweichungen der jährlichen Mitteltemperaturen vom Durchschnitt des 20. Jahrhunderts angeben.

Warming Stripes für Aschaffenburg (Stadt Aschaffenburg)

Aschaffenburg in der Ansicht einer Starkregenrisikokarte

Starkregenrisikokarte Aschaffenburg (Stadt Aschaffenburg)

Eine Klimaanpassungsmaßnahme im Bild: die Grünbrücke in Aschaffenburg

Grünbrücke (Stadt Aschaffenburg)

Themenfeld
Bevölkerungsschutz und Gesundheit
Graue Infrastruktur
Grüne Infrastruktur
Hitze und Trockenheit
Partizipation, Bildung
Stadtplanung
Überflutung
Laufzeitbeginn
01/2019
Laufzeitende
05/2021
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Stadt Aschaffenburg
Bundesland
Bayern

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Schon früh begann die Stadt Aschaffenburg, das Thema Klimaschutz aktiv anzupacken. Sie ist seit 1993 Mitglied im Klimabündnis und setzt diverse Maßnahmen um, die den Energieverbrauch reduzieren und das Klima schützen. Doch angesichts des fortschreitenden Klimawandels hat der Stadtrat im Jahr 2019 einstimmig veranlasst, das Handlungsspektrum mit einer Klimaanpassungsstrategie zu erweitern, sich gegen nachteilige, unabwendbare Klimafolgen zu wappnen und die Stadt als attraktiven Lebensraum zu erhalten.

Der globale Treibhauseffekt und seine Folgen waren im Jahr 2019 hinlänglich bekannt. Weitaus weniger bekannt war, dass Unterfranken zu einer hauptbetroffenen Region zählt und sich damit neben bekannten Gebieten auf der Welt wie der Karibik (Stürme) oder Hochgebirge (Gletscher- und Felsbruch) einreiht. Meteorlog*innen fielen insbesondere die vielen Tropennächte – also Nächte mit einer Mindesttemperatur von 20 °C – in Aschaffenburg auf. Der Klimatologe Prof. Paeth von der Universität Würzburg schätzte, dass in der weltweiten Betrachtung die Temperaturänderungen in Unterfranken mit zu den deutlichsten gehören könnten. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse ist die Stadt Aschaffenburg bestrebt, Klimaanpassung zu fördern und eine Widerstandsfähigkeit gegen Klimakatastrophen aufzubauen – frei nach dem elften Ziel für nachhaltige Entwicklung von den Vereinten Nationen.

Spezifikation

Die Klimaanpassungsstrategie wurde nach dem offiziellen EU-Standard für Kommunen namens SECAP (Sustainable Energy and Climate Action Plan bzw.  Aktionsplan für nachhaltige Energie und Anpassung an den Klimawandel) erstellt. Demzufolge baut sie auf einer umfangreichen Risiko- und Vulnerabilitätsbewertung (RVA) auf. Die RVA dient dazu, die Art und das Ausmaß der Klimarisiken zu bestimmen, indem mögliche Gefahren analysiert und Schwachstellen bewertet werden. Dabei geht es ganz konkret um Bedrohungen und Verletzungen von Menschen, Eigentümern, Existenzen und Umwelt durch ansteigende Durchschnittstemperaturen, Zunahme von Hitzeextrema, Veränderungen des Niederschlagsmusters und Zunahme von Starkregenereignissen. Für diesen Arbeitsschritt leisteten zahlreiche Akteur*innen einen Beitrag. Der Deutsche Wetterdienst und die TH Bingen lieferten mit einer Stadtklimasimulation wichtige Erkenntnisse zur Risikoanalyse, mit lokalen Akteur*innen und Ämter wurden die erwartenden oder bereits beobachteten Auswirkung der Klimarisiken ermittelt und in einer Umfrage gaben auch Bürger*innen ihre Einschätzung zu den Konsequenzen bei ausbleibenden Klimaanpassungsmaßnahmen preis.

Aus der RVA leitete das Projektteam um die Stadt Aschaffenburg und der wissenschaftlichen Begleitung durch B.A.U.M. Consult und GreenAdapt Handlungsbedarfe ab, die sie in drei Feldern einteilte. Hierzu zählen Stadtentwicklung und Gesundheit, Wasser und Infrastruktur sowie Umwelt und Natur. Innerhalb dieser Handlungsfelder wurden 15 integrierte, strategische Anpassungsmaßnahmen konzipiert und in einheitlichen Steckbriefen zusammengefasst. Die festgeschriebenen Maßnahmen orientieren sich an Leitzielen und Leitlinien, die ebenfalls im öffentlichen Beteiligungsprozess entwickelt wurden. Aus den Steckbriefen lassen sich die adressierten Klimafolgen, anvisierten Ergebnisse, Kurzbeschreibungen und erste Schritte zur Umsetzung entnehmen. Zudem werden Verantwortlichkeiten benannt, Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten aufgezeigt und projektspezifische Ergebnisindikatoren definiert. 

Kooperation und Vernetzung

B.A.U.M. Consult GmbH, GreenAdapt – Gesellschaft für Klimaanpassung mbH, Deutscher Wetterdienst (DWD), TH Bingen

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Die Klimaanpassungsstrategie gibt den städtischen Akteur*innen ein fundiertes Arbeitspapier an die Hand, um ihr Handeln auf die Sicherung und Verbesserung der klimatischen Ausgleichsfunktion, die Instandhaltung und Entwicklung von klimawirksamen Freiflächen sowie die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens der Bevölkerung abzuzielen. Außerdem sorgt es für eine Verbesserung der Datengrundlage sowie eine adäquate Vorbereitung auf veränderte klimatische Rahmenbedingungen in Aschaffenburg. Die Erstellung der Strategie regte einen intensiven Informations- und Fachaustausch und eine Bewusstseinsschärfung für das Thema Klimaanpassung an, die sich infolge der Beschlussfassung etablieren musste.

Herausforderungen

Die Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Dazu zählen referats- und ämterübergreifende Vernetzung und Abstimmungsprozesse, die in die gewohnten Arbeitsabläufe integriert werden müssen, um sich zu verfestigen. Hierzu wurde die Arbeitsgruppe Klimaanpassung einberufen, in der die hauptverantwortlichen Fachämter ständig vertreten sind und themenbezogen weitere Akteur*innen eingebunden werden. Zudem müssen personelle und finanzielle Ressourcen verbessert werden, damit die Umsetzung der Maßnahmen planmäßig abläuft. Die Förderung einer Stelle im Klimaanpassungsmanagement leistet dabei eine wichtige Abhilfe.

Erkenntnisse

Bereits zwei Jahre nach dem Beschluss der Klimaanpassungsstrategie konnte ein erstes positives Fazit gezogen werden. Die Strategie stellt die inhaltliche Basis für die kommunalen Klimaanpassungsaktivitäten dar und bietet einen geeigneten Rahmen mit notwendigen Spielräumen, um die Aktivitäten stetig weiterzuentwickeln und sie an veränderte Rahmenbedingungen angleichen zu können. Bei der Umsetzung erster Klimaanpassungsmaßnahmen hat sich insbesondere die abgestimmte referats- und ämterübergreifende Zusammenarbeit bewährt, die von der Klimaanpassungsmanagerin gesteuert wird.

Im Auftrag des:

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