Landkreis Borken - Hochwasserallianz Bocholter Aa

Der Landkreis Borken und die Anrainerkommunen der Bocholter Aa mit ihren Nebengewässern haben in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung Münster ein interkommunales Hochwasserschutzkonzept und Starkregengefahrenkarten erarbeitet. Die „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ setzt die daraus entstandenen Maßnahmen zum Hochwasserschutz um und ist dadurch auf zukünftige Starkregenereignisse besser vorbereitet. Zudem wird das Gebiet ökologisch weiterentwickelt und für Bürger*innen entsteht ein naturnaher Erholungsraum rund um die Bocholter Aa und ihre Nebengewässer. 

Renaturierte Aa in Borken-Hoxfeld

Renaturierte Aa in Borken-Hoxfeld

Übergabe HWKS Bocholt

Übergabe HWKS Bocholt

Aa Konferenz

Aa Konferenz

Förderprogramm
Kommunales Leuchtturmvorhaben im Rahmen der deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (Förderkennzeichen 67DAS171). Das HWSK/die Starkregenkartenerstellung wurde durch das Land NRW gemäß FöRL HWRM/WRRL gefördert .
Themenfeld
Bevölkerungsschutz und Gesundheit
Stadtplanung
Überflutung
Laufzeitbeginn
06/2017
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Landkreis Borken
Bundesland
Nordrhein-Westfalen

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Die Bocholter Aa fließt durch einige Kommunen im Landkreis Borken. Der bisher stark begradigte, trapezförmig ausgebaute und kaum beschattete Fluss bringt ein starkes Hochwasserrisiko bei starken Regenfällen mit sich. Zwei Starkregenereignisse führten im Juni 2016 zu Überschwemmungen im Einzugsgebiet der Gewässer Bocholter Aa, Berkel, Dinkel, Issel und Schlinge. Vor allem die Ortskerne Ramsdorf und Gemen waren von den Überflutungen betroffen, wodurch Keller vollgelaufen und Straßen überflutet waren. Entlang der Bocholter Aa waren es u. a. die Kommunen Borken, Isselburg, Bocholt und Velen, die mit Hochwasser zu kämpfen hatten. Ein Wohngebiet in Krechting konnte mit einem Wall aus Sandsäcken vor der Überflutung bewahrt werden. In den betroffenen Kommunen entstanden durch das Hochwasser erhebliche Schäden. Um solche Schäden zu vermeiden und in Zukunft besser auf Extremwetterereignisse vorbereitet zu sein, wurden die „Aa-Gespräche“ ins Leben gerufen. Dort tauschen sich die Anrainerkommunen, aber auch angrenzende Kommunen, des Landkreis Borken und die Bezirksregierung zur Nachbereitung der Flut aus. Daraus ging in der Folge auch die Initiative hervor, ein interkommunales Hochwasserschutzkonzept zu erarbeiten. Zudem sollten kommunale Starkregengefahrenkarten entwickelt werden. Neben dem Hochwasserschutz sollte mit dem Hochwasserschutzkonzept auch der ökologische Zustand des Gebiets verbessert und so Synergieeffekte auch für die Bevölkerung geschaffen werden. 

 

Spezifikation

 

Mit dem ersten „Aa-Gespräch" nur zwei Monate nach den Starkregenereignissen begannen der Landkreis und die Anrainerkommunen im August 2016 sich mit einem gemeinsamen Hochwasserschutzkonzept zu befassen. Bereits im ersten Gespräch wurde deutlich, dass ein verbesserter Informationsaustausch nötig ist, um das Zusammenwirken einzelner Hochwasserschutzmaßnahmen zu erreichen. Am 27.06.2017 unterzeichneten alle beteiligten Akteure eine Vereinbarung zur Erstellung eines interkommunalen Hochwasserschutzkonzepts, das den kompletten Flusslauf umfasst. Die Projektpartner (Kommunen und Landkreis) verstehen sich dabei als Solidargemeinschaft, die sich gegenseitig beim Hochwasserschutz unterstützen, um die am stärksten betroffenen Kommunen zu schützen. Im Frühjahr 2018 wurde schließlich das Ingenieursbüro Sonnichsen & Partner mit der Erstellung des Hochwasserschutzkonzepts beauftragt. Dieses sowie die dazugehörigen Starkregengefahrenkarten wurden Anfang 2021 fertiggestellt und befindet sich in der Umsetzung und Weiterentwicklung. 

Bei der Konzepterstellung wurden Vertreter*innen der Landwirtschaft sowie der Wasser- und Bodenverbände in gemeinsamen Treffen regelmäßig einbezogen. Außerdem fanden regelmäßige Ortsbegehungen durch Vertreter*innen der Kommunen und durch das Ingenieursbüro statt. Bei der Bestandsaufnahme an den Fließgewässern wurde deutlich, dass die Reliefs an den Gewässern schwach ausgeprägt sind und Niederschlag nur langsam abfließen kann. 

Das interkommunale Hochwasserschutzkonzept für die Bocholter Aa umfasst schließlich nicht nur den gesamten Flusslauf, sondern auch die Nebengewässer. Es basiert auf einem Hydraulikmodell der Bezirksregierung Münster für die Projektregion. Aus dem Konzept gehen insgesamt 30 technische und ökologische Hochwasserschutzmaßnahmen hervor. Diese umfassen sowohl Maßnahmen zum natürlichen Hochwasserrückhalt (bspw. durch Renaturierung oder die Aufweitung enger Stellen im Flusslauf), bauliche Maßnahmen (Deiche und Hochwasserschutzwände) und Hochwasserrückhaltebecken als auch Maßnahmen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und zum Objektschutz. 

Parallel zur Konzepterstellung wurde zudem das Leuchtturmprojekt "DAS: Hochwassernetz im Kreis Borken – gemeinsam stark für die Anpassung an den Klimawandel" zur Beteiligung der Öffentlichkeit gestartet. Dieses wurde im Vergleich zum Hochwasserschutzkonzept selbst, im Rahmen der deutschen Anpassungsstrategie durch das BMUV gefördert. Bürger*innen sollten dadurch nicht nur über die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes aufgeklärt werden, sondern auch dazu animiert werden, Eigenvorsorge zu betreiben. Im Rahmen des Projekts wurden Verwaltungsmitarbeiter*innen zur Kommunikation bzgl. Hochwasserschutz speziell geschult. Bürger*innen wurden über Informationsveranstaltungen „Wassersensibles Münsterland“, Flyer und andere Informationsmaterialien der Hochwasserallianz über den laufenden Prozess informiert. Zudem können Bürger*innen online eine Tourenkarte abrufen, um sich in Spaziergängen oder Fahrradtouren entlang der Bocholter Aa über den Fluss, dessen Hochwasserpotenzial und die umgesetzten und geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen zu informieren. 

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Im Landkreis Borken entstand ein Hochwasserschutzkonzept, an dem sich alle Kommunen (finanziell und in der Umsetzung) beteiligen. Auch Kommunen, die nicht oder kaum betroffen sind unterstützen mit Ihren Maßnahmen stärker betroffene Kommunen. 

In Borken-Hoxfeld wurde bereits eine der 30 geplanten Maßnahmen umgesetzt und im April 2019 fertiggestellt: durch die Schaffung eines Trittsteins und seiner Strahlwirkung an der Bocholter Aa wurden 460m bzw. 22.000m3 zusätzliche Retentionsfläche geschaffen. Bei Hochwasser kann sich der Fluss dort ausbreiten und Überflutungen werden vermieden. Zudem entsteht in der Auenstruktur Raum für mehr Artenvielfalt. Für Bürger*innen erhöht sich somit auch die Aufenthaltsqualität am Fluss und den angrenzenden Radwegen und Naherholungsflächen.

Im Oktober 2023 wurde auf der jährlichen „Aa-Konferenz“ zudem die Einrichtung eines interkommunalen Pegelsystems beschlossen. Durch das System sollen die Pegel digital erfasst und visuell dargestellt werden, sodass die Hochwasserlage bei extremen Regenfällen besser überprüft und schnell kommuniziert werden kann. 

Insgesamt wurde eine hohe Nachfrage nach Informationen zum Hochwasserschutzkonzept und zur Eigenvorsorge seitens der Bürger*innen registriert. 

Die „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ wurde im September 2022 mit dem Bundespreis „Blauer Kompass“ in der Kategorie „Kommunen“ ausgezeichnet. 

Herausforderungen

Der Prozess der Konzepterstellung inklusive der Fördermittelanträge, der Erstellung von Maßnahmenstreckbriefen, Ortsbegehungen, hydraulischen Berechnungen und der Miteinbeziehung der Landwirt*innen, Boden- und Wasserverbänden sowie der Öffentlichkeit war bis zur Verabschiedung des Konzepts langwierig. Letztendlich zeigten sich aber, dass durch die Akteurs Beteiligung viel Akzeptanz für die Maßnahmen geschaffen werden konnte. So können in Zukunft mit der Unterstützung aus der Bevölkerung und Politik weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. 

Im Auftrag des:

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