Stadt Würzburg – Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen

Die Stadt Würzburg hat im Bereich Klimaanpassung verschiedene Maßnahmen auf dem Weg gebracht. Die Aufklärung der Bürger*innen sowie deren Beteiligung am Anpassungsprozess stand dabei besonders im Fokus. Neben Informationsmaterialien bzw. -veranstaltungen und Fortbildungen wurde ein Hitzeaktionsplan für Stadt und Landkreis Würzburg entwickelt. Eine Klimaanpassungsstrategie ist in Arbeit.

Klimafunktionskarte: Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (Stadt Würzburg/BPI Ingenieure)

Klimafunktionskarte: Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (Stadt Würzburg/BPI Ingenieure)

Hitzeaktionsplan: Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (Stadt Würzburg)

Hitzeaktionsplan: Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (Stadt Würzburg)

Bewerbung Workshop Klimaanpassung: Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (Stadt Würzburg)

Bewerbung Workshop Klimaanpassung: Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (Stadt Würzburg)

Blick auf Würzburg (Ugur Yurdagül, Stadt Würzburg)

Blick auf Würzburg (Ugur Yurdagül, Stadt Würzburg)

Themenfeld
Bevölkerungsschutz und Gesundheit
Hitze und Trockenheit
Partizipation, Bildung
Stadtplanung
Überflutung
Laufzeitbeginn
06/2018
Laufzeitende
10/2024
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Würzburg
Bundesland
Bayern

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Würzburg ist aufgrund seiner geografischen Lage besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Neben der Hochwassergefahr aufgrund der Hanglagen am Main werden vor allem Hitzeperioden in den Sommermonaten immer häufiger auftreten. Durchschnittlich treten in den letzten 15 Jahren bereits 14 Hitzetage im Raum Unterfranken auf. Studien der Julius-Maximilians-Universität Würzburg gehen davon aus, dass sich die Zahl der Hitzetage bis Ende des Jahrhunderts verdoppeln wird. Außerdem werden für die Region ein Temperaturanstieg von um die vier Grad Celsius sowie ein Rückgang der Sommerniederschläge um bis zu 30 Prozent erwartet. Die Folgen dieser vermehrten Hitzeereignisse zeigen sich bspw. in erhöhten Einsatzzahlen des Rettungsdiensts in der Stadt Würzburg oder durch Hitzeinseln in der Innenstadt. 

Um die Stadt Würzburg, sowie den umliegenden Landkreis an die Folgen des Klimawandels anzupassen und die Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen hat die Stadt Würzburg im Rahmen und im Anschluss an das Projekt „ExTrass – urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen“ der Universität Potsdam diverse Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht. Das Projekt ExTrass hatte dabei zwei Ziele: Zum einen sollte die Klimaresilienz in den drei Fallstudienstädten Potsdam, Remscheid und Würzburg messbar gestärkt werden. Zum anderen sollten Transferpotenziale zwischen Groß- und Mittelstädten in Deutschland identifiziert und besser nutzbar gemacht werden, sodass die Wirkung von Pilotvorhaben über die direkt involvierten Städte hinausgehen kann.

Spezifikation

Zunächst wurden im Rahmen des Projekts ExTrass Befragungen der Öffentlichkeit zum Thema Hitze und Verhalten bei Hitze durchgeführt. Mit diesen Umfrageergebnisse wurden in der Folge Informationsmaterialien für soziale Einrichtungen, wie Kitas oder Pflegeheime, erarbeitet, um diesen den Umgang mit Hitzeperioden zu erleichtern. Hervorzuheben sind hier die Handlungs- und Ernährungsempfehlungen für Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen, die den Einrichtungen zur Verfügung gestellt wurden. Auch eine barrierefreie Version dieser Empfehlungen bspw. in leichter Sprache oder für sehbehinderte Menschen wurde veröffentlicht. Zudem wurden Ratgeber für die Bürger*innen der Stadt Würzburg entwickelt. Bei Hitzeereignissen werden Bürger*innen Tipps für zu Hause an die Hand gelegt. Zudem werden zielgruppenspezifische Vorträge und Fortbildungen angeboten.

Um gebietsspezifische Vulnerabilitäten aufzuzeigen wurden eine Klimafunktionskartierung und eine Analyse der Durchlüftungsdynamik in und um Würzburg umgesetzt. Dabei wurden deutlich, dass gerade der Innenstadtbereich aufgrund der dichten Bebauung von Hitze stark betroffen ist. Diese Analysen dienen als Grundlage für die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen.

Basierend auf den Ergebnissen des Projekts „ExTrass“ und den ermittelten Vulnerabilitäten entwickelten die Stadt und der Landkreis Würzburg einen gemeinsamen Hitzeaktionsplan. Die inhaltliche Federführung hat dabei die Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit inne. Für die Umsetzung des Hitzeaktionsplans wurde außerdem ein multidisziplinärer Arbeitskreis „Hitze und Gesundheit“ eingerichtet, der von der GesundheitsregionPlus koordiniert wird.

Der Hitzeaktionsplan enthält folgende Handlungsfelder, denen konkrete Maßnahmen zugeordnet wurden. Als „lebendes Dokument“ sollen der Maßnahmenkatalog kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert werden.

1. Koordination und interdisziplinäre Systeme

2. Nutzung eines Hitzewarnsystems

3. Zielgruppenübergreifende Information und Kommunikation

4. Reduzierung von Hitze in Innenräumen

5. Vorbereitung der Gesundheits- und Sozialsysteme unter besonderer Berücksichtigung von Risikogruppen

6. Stadtplanung und Bauwesen

7. Monitoring und Evaluierung

Die Stadt Würzburg entwickelt außerdem eine Klimaanpassungsstrategie, die im Jahr 2024 veröffentlicht werden soll. Bürger*innen können sich in Form einer Umfrage an der Erarbeitung der Klimaanpassungsstrategie beteiligen. Es können Erfahrungen mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen geäußert werden und über mögliche Maßnahmen für den Stadtbezirk abgestimmt werden.

Kooperation und Vernetzung

In ExTrass arbeiten die Stadtverwaltung, Akteur*innen des Katastrophenschutzes, Zivilgesellschaft und Wissenschaft eng zusammen, um die Anpassung an den Klimawandel zu stärken. Für den Hitzeaktionsplan arbeite die Stadt Würzburg mit dem Landkreis Würzburg eng zusammen.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Das ExTrass-Projekt hat in der Stadt Würzburg diverse Ergebnisse geliefert. Es wurden Bedürfnisse der Bevölkerung identifiziert und erste Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung umgesetzt. Der Fokus lag hierbei v. a. auf dem Umgang mit Hitzeereignissen. 

Basierend auf einer detaillierten Vulnerabilitätsanalyse wurde ein Hitzeaktionsplan entwickelt, wobei viele Maßnahmen daraus bereits umgesetzt wurden. Es entstanden u. a. Informationsmaterialien und -veranstaltungen für Bürger*innen unterschiedlicher Zielgruppen. Zudem wurden in der Stadt Würzburg bereits Trinkbrunnen und Refill-Stationen für Hitzetage eingerichtet. Eine interaktive Karte zeigt Bürger*innen außerdem öffentlich zugängliche kühle Orte, wie bspw. die Mainwiesen, den Hofgarten der Residenz, das Juliusspital oder die Umweltstation. Zudem wurden auch im Bereich Hochwasserschutz bereits Maßnahmen umgesetzt. So wurde die Kürnach im Stadtteil Lengfeld auf einem städtischen Grundstück im Jahr 2023 renaturiert. Der Flusslauf wurden verändert, sodass nur ein breites und kurviges Flussbett vorhanden ist. Dadurch soll die Fließgeschwindigkeit verringert werden und Retentionsflächen bei Hochwasser geschaffen werden. So werden nicht nur die umliegenden Wohngebiete geschützt, sondern auch ein Beitrag zur Förderung der Biodiversität geleistet.

Herausforderungen

Klimaanpassung ist eine Querschnittsaufgabe, was sich auch in der Planung und Umsetzung, der Integration von Akteur*innen und in den verschiedenen Themenfelder widerspiegelt. Insbesondere städtebauliche Anpassungsmaßnahmen erfordern in diesem Sinne umfangreiche Planungsprozesse, bedürfen finanzieller Mittel und einer funktionierenden inter- und multidisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung. In den vergangenen Jahren hat sich die Stadt Würzburg auf den Weg gemacht, Klimaanpassung in der Verwaltung zu institutionalisieren und in die Verwaltungsprozesse zu implementieren. Dabei waren insbesondere zu Anfang keine Standards vorhanden, an welchen man sich hätte orientieren können. Dies hatte zur Folge, dass Prozesse iterativ gestaltet wurden. Hierdurch wurden auch zahlreiche Fragestellungen intensiv diskutiert, was wiederum zu Synergien in anderen Themenfeldern geführt hat.

Erkenntnisse

Häufig braucht es ein besonderes Momentum, durch das ein Projekt eine neue Ausrichtung bekommt und dann in die Umsetzung gelangt. Der Hitzeaktionsplan stadt.land.wü. wurde als einer der ersten bundesweit veröffentlicht. Der Stadt ist dabei angenehm in Erinnerung geblieben, wie dieser Plan insgesamt sehr positiv aufgegriffen und hervorgehoben wurde. In ihren Beteiligungsprozessen durfte sie feststellen, dass die Auswirkungen des Klimawandels und die Anpassung daran viele Menschen in Würzburg bewegt. Daran möchten man in den kommenden Jahren anknüpfen um Würzburg gemeinsam klimaresilient zu gestalten.

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