Stadt Solingen - KLImaanpassung Solingen-Ohligs PARTizipativ gestalten (KLISOPAR)
In dem Projekt KLISOPAR (KLImaanpassung Solingen-Ohligs PARtizipativ gestalten) soll Ohligs in Solingen zu einem lebenswerten, sicheren und zukunftsfähigen Stadtteil umgestaltet werden. Der Fokus liegt hierbei auf einem partizipativen Prozess, den die Bürger:innen ko-kreativ mitgestalten. Nach einer erfolgreichen Living-Lab Phase fanden und finden dafür in dem definierten und in den Abbildungen zu sehenden Projektraum Workshops, Vorträge und Beratungen statt. Das Projekt wird im Februar 2026 abgeschlossen. Danach wird dieser Beitrag in Bezug auf neue Ergebnisse und Erkenntnisse aktualisiert.
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Ziele und Aktivitäten
Um auch in einem veränderten Klima noch sicher und gut in Solingen-Ohligs wohnen zu können, soll der Stadtteil verändert und resilienter gestaltet werden. Dabei wurden bestimmte Straßen ausgewählt, für deren Umgestaltung Bürger:innen und Stadtplaner:innen gemeinsam Ideen entwickeln sollten. So sollen Klimaanpassungsmaßnahmen entstehen, die gemeinschaftlich getragen werden. In dem Projekt war zudem ein Netzwerk zur Nachbarschaftshilfe für den Schutz von vulnerablen Anwohner:innen geplant. Außerdem wird innerhalb des Projektes über Gesundheit und Klimawandel in verschiedenen Formaten informiert.
Ziel des Projektes ist es den Stadtteil und besonders seine Bewohner:innen resilienter gegenüber dem Klimawandel zu machen. Für die Anpassung werden zwei Ansätze verfolgt:
Zum einen sollen Anpassungsmaßnahmen in acht Straßen des Stadtteils ko-kreativ mit den Bürger:innen geplant und umgesetzt werden, um das Stadtklima positiv zu beeinflussen. Die Beteiligung ist hierbei der zentrale Aspekt und wird durch verschiedene Formate und Reallabore gewährleistet. Das Reallabor ermöglicht vor allem, die angedachten Maßnahmen im Straßenraum dreidimensional erlebbar zu machen. In Workshops werden so von Stadtplaner:innen und Bürger:innen zusammen Vorhaben für mehr Grün, eine verbesserte Regenwassernutzung, eine klimafreundlichere Gestaltung des Verkehrs und mehr öffentliche Aufenthaltsräume geplant.
Der zweite Ansatz fokussiert die Bildung und Beratung der Anwohner:innen. Dafür gibt es eine Vortragsreihe zu den Themen Klimawandel und Gesundheit. Außerdem werden Workshops veranstaltet und Beratung zum Thema klimaangepasstes Wohnen angeboten .
Ursprünglich war zusätzlich zu diesen beiden Ansätzen geplant, ein Nachbarschaftsnetzwerk für den Schutz vulnerabler Gruppen aufzubauen. Da seitens der Bürger:innen allerdings kein ausreichend großes Interesse daran vorlag, wurden hierfür Alternativen im Bereich Hitzeschutz und Vorsorge umgesetzt.
An dem Projekt arbeitet ein Team aus verschiedenen Bereichen zusammen. Es sind Mitarbeitende der Stadtverwaltung Solingen, des Instituts für Hygiene und Public Health (IHPH) am GeoHealth Centre der Universität Bonn und des Stadtentwicklungsunternehmens Eurosoc#DIGITAL gGmbH beteiligt.
Vor allem für die Bildungs- und Beratungsangebote kommen weitere Projektpartner hinzu, zum Beispiel die Verbraucherzentrale NRW, “Die Gartenschule” und der Stadtdienst Wohnen der Stadt Solingen.
Erkenntnisse
Das Projekt läuft noch bis Februar 2026. Allerdings sind wichtige Phasen schon abgeschlossen oder befinden sich kurz davor. Dazu zählt der ko-kreative Partizipationsprozess für die Umgestaltung der Straßen gemeinsam mit den Bürger:innen. Deren gesammelte Vorschläge wurden auf Umsetzbarkeit geprüft und durch Living-Labs erprobt. Während der Living-Labs Phase gab es sowohl Vor-Ort-Begehungen und Online-Beteiligungen bei denen über die geplante Maßnahme diskutiert werden konnte. Die Ergebnisse aus diesen Formaten wurden gesammelt und ausgewertet und werden in einem nächsten Schritt Politik und Verwaltung zum Beschluss der Umsetzung vorgelegt.
Zur Information der Bürger:innen wurde bereits eine Vortragsreihe mit acht Veranstaltungen zum Thema Klimawandel und Gesundheit abgeschlossen. Gegenwärtig laufen immer noch Veranstaltungen und Onlineinformationen zum Thema Klimaangepasstes Haus und Garten. In begrenzter Form können die Kooperationspartner:innen auch individuelle Beratungen vor Ort anbieten.
Das ursprünglich geplante Nachbarschaftsnetzwerk zum Schutz vulnerabler Gruppen wurde aufgrund mangelnden Interesses seitens der Bürger:innen nicht konzipiert und umgesetzt. Daher wurden im Rahmen des Projektes alternative Maßnahmen zum Schutz dieser Gruppen beschlossen. Hierzu zählen Hitzewarnungen während Hitzeperioden auf der Homepage der Stadt Solingen und in den sozialen Medien. Auf der Homepage der Stadt gibt es zudem eine Informationsseite zum Thema Hitze, auf der u.a. eine interaktive Karte der kühlen Orte durch das Projekt implementiert wurde.
Außerdem konnte mit großem Erfolg im Rahmen eines ko-kreativen Workshops gemeinsam mit der Stadtverwaltung eine Kommunikationsstrategie mit Markenbildung zum Projekt entwickelt werden.
Erfreulicherweise war die Beteiligung bei den Planungsworkshops, während der Living-Labs Phase und in den Online-Formaten sehr hoch, was einen regen und produktiven Austausch ermöglichte. Allerdings wurden dadurch in diesem Rahmen neben den geplanten Themen auch viele zusätzliche Anliegen der Bürger:innen angebracht. Hierzu zählten neben zahlreichen anderen Themen beispielsweise Anliegen zur Verkehrsberuhigung, zur verbesserten Nutzung von Flächen für die Außengastronomie und zum Aufstellen eines Gradierwerks. Hierbei war es wichtig, eine klare Kommunikation zu finden und anzuwenden – insbesondere um abzugrenzen, welche Themen unter das Projekt fallen und welche in eigenen Initiativen bearbeitet werden müssten. Während der Diskussionen wurde zudem deutlich, dass der Umbau des öffentlichen Raumes, insbesondere wenn es um Parkplätze geht, ein konfliktträchtiges Thema ist. Daher gilt es, ein hohes Maß an Sensibilität und Kompetenz in die Moderation einfließen zu lassen.
Ursprünglich war geplant, eine vollumfängliche Klimaanpassungsberatung für das eigene Haus anzubieten. Allerdings konnte keine Kooperationspartner:in oder keine kommunale Stelle die komplette fachliche Breite der Klimaanpassung (zum Beispiel Bauphysik, Landschaftsplanung, technische Umsetzung, Fördermittelberatung, ...) übernehmen. In dem Projekt wurde hierauf durch die Entwicklung eines thematisch breiten Portfolios von verschiedenen Akteuren reagiert. Zu den Angeboten gehören ein umfangreicher Onlinebereich, Vorträge, Vor-Ort-Begehungen in einem klimaangepassten Privathaus, Beratungen des Wohnungsamtes zu Fördermitteln, Workshops und Beratungen zu klimaresilienten Gärten und energiesparendem Wohnen sowie limitiert individuelle Vor-Ort-Beratungen über ein Gutscheinmodell.
Besonders aus den Beteiligungsformaten mit den Bürger:innen konnten viele Erkenntnisse gezogen werden. Es wurde zum Beispiel festgestellt, dass die Bürger:innen in Bereichen, in denen sie direkt betroffen sind, mitgestalten und mitverhandeln wollen. Dabei waren viele Rückmeldungen konkret und konstruktiv. Hierzu zählten zum Beispiel Standortvorschläge für Bäume und Sitzbänke, der Wunsch nach mehr Fahrradbügeln und Angebote, selbst Baumpatenschaften übernehmen zu können. Besonders hilfreich hierfür war das Format des Living-Labs, da die Bürger:innen die möglichen Veränderungen im Straßenraum direkt erleben konnten und das Zusammentreffen Raum für Gespräche und Diskussionen bot.
Weiterhin haben die Beteiligungsformate gezeigt, dass viele Diskussion im Rahmen des Projektes emotional und kontrovers waren. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, Raum für Dialog zu schaffen. Auch wenn nicht immer ein Konsens gefunden wurde, war der Austausch stets wertschätzend und wurde als bereichernd erlebt. Hieraus wird deutlich: Beteiligung erzeugt nicht nur Ergebnisse, sondern auch Beziehungen und Vertrauen.
Bezüglich der Kommunikation wurde deutlich, dass Einblicke in die internen Entscheidungswege Nachvollziehbarkeit und Vertrauen schaffen. Es ist also wichtig, verwaltungsinterne Abstimmungsprozesse transparent und verständlich mitzuteilen, zum Beispiel fachliche Prüfungen, Koordinierungen und Vorbehalte von politischen Beschlüssen. Dabei geht es vor allem darum, dass nicht der Eindruck entsteht, gute Ideen würden einfach “versanden”.
Die letzte wichtige Erkenntnis war der Gewinn aus der guten fachlichen Besetzung der Projektleitung. Das interdisziplinäre Team aus den Fachbereichen Natur und Umwelt, Mobilität und Gesundheit war eine ideale Kombination für kurze Wege und schnelle Abstimmungsprozesse. Dies wurde auch von den Bürger:innen wahrgenommen und hat maßgeblich zum Gelingen des Projektes beigetragen.