Stadt Nürnberg - Akute und präventive Hitzeaktionsplanung
Um die Stadtbevölkerung vor immer stärker werdender Hitze und Trockenheit im Sommer zu schützen, hat der Stadtrat der Stadt Nürnberg im Jahr 2022 einen Hitzeaktionsplan verabschiedet. Dieser enthält sowohl Akut- als auch Präventivmaßnahmen zum Umgang mit Hitze und Trockenheit. Bürger*innen wurden bspw. bei der Recherche und Sammlung kühler Orte in der Stadt in die Hitzeaktionsplanung integriert.
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Ziele und Aktivitäten
Die Folgen des Klimawandels wurden in den vergangenen Jahren auch in Nürnberg deutlich sichtbar. Die Daten der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes in Nürnberg zeigen deutlich, dass die Jahresdurchschnittstemperaturen in der Stadt steigen. So war das vergangene Jahrzehnt das wärmste, das je in der Stadt gemessen wurde. Insgesamt verzeichnet die Messstation des Nürnberger Flughafens einen Temperaturanstieg von 1,7 ° Celsius seit 1934.
Dieser Anstieg der Durchschnittstemperaturen wird im Sommer besonders deutlich: Es wurden deutlich mehr Sommertage und „heißen Tage (Tage mit einem Tagesmaximum von mind. 25 ° bzw. 30 °Celsius) in Nürnberg erfasst. Beispielsweise wurden im Zeitraum 1991 bis 2020 noch 13,8 heiße Tage verzeichnet, während im Jahr 2022 ganze 24 heiße Tage vorlagen. Auch die Dauer und Frequenz von Hitzewellen in Nürnberg nehmen zu. Das Jahr 2018 stellt mit 17 Tagen mit über 30° Celsius in Folge ein Rekordjahr dar.
Die Daten machen auch deutlich, dass die Temperaturen im Innenstadtbereich im Sommer zwei bis drei Grad Celsius höher sind, als in den Stadtrandbereichen. Grund dafür ist u. a. die dichte Bebauungslage in der Innenstadt, die verhindert, dass sich die Luft in Sommernächten abkühlt.
Die Bewohner*innen Nürnbergs sind im Sommer folglich steigender Hitze und Trockenheit ausgesetzt, was eine starke Belastung für das Herz-Kreislaufsystem darstellt. Diese Belastung wird u.a. für Schwangere, Kleinkinder, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung zu einem Gesundheitsrisiko.
Neben der Belastung des Herz-Kreislaufsystems in heißen Sommern bringen die höheren Jahresdurchschnittstemperaturen weitere Gefahren mit sich. So überleben in Europa aufgrund der milden Temperaturen im Winter mittlerweile Mücken- und Zeckenarten, die Erkrankungen wie Malaria oder das Dengue-Virus hervorrufen können. Zudem können ab einer Wassertemperatur von 25° Celsius in offenen, naturbelassenen Gewässern vermehrt Bakterien entstehen, die ein weiteres Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier darstellen. Zuletzt bedingt der Klimawandel durch längere Blühphasen auch die Zunahme von Allergien und Asthma.
Um die Bevölkerung Nürnbergs und gerade diese besonders vulnerablen Gruppen bei Hitze und Trockenheit zu schützen, hat der Stadtrat Nürnbergs 2022 den ersten Hitzeaktionsplan verabschiedet, der sowohl Akutmaßnahmen bei extremer Hitze, als auch Präventionsmaßnahmen enthält.
Der 2022 erarbeitete Hitzeaktionsplan hat zum Ziel, hitzebedingte physische Beschwerden der Bürger*innen zu verringern und somit Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte zu verhindern. Dabei wird der Schutz vulnerabler Gruppen wie Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder, Menschen die bei der Arbeit der Hitze ausgesetzt sind, die in Gemeinschaftsunterkünften leben oder wohnungslos sind, besonders verfolgt.
Der Hitzeaktionsplan soll nicht als einmalige Festlegung genutzt werden, sondern dynamisch gehandhabt werden, so dass Maßnahmen an neue Situationen angepasst werden können. Die Koordinierung des Hitzeaktionsplans erfolgt durch das Referat Umwelt und Gesundheit.
Im Zentrum steht der Hitzeaktionsplan Akut (HAPA-Akut), welcher von der AG Hitzeaktionsplan Akut koordiniert wird. Die Koordinierungsstelle arbeitet zum einen Maßnahmen und deren Evaluierung aus. Zum anderen übernimmt sie die Kommunikation mit den zuständigen Stellen und die Information der Bürger*innen bei akuten Hitzeereignissen. Dieser Hitzeaktionsplan enthält sowohl Maßnahmen, die jährlich wiederkehrend und als Vorbereitung auf den Sommer umgesetzt werden können als auch Maßnahmen, auf die bei einer akuten Hitzebelastung kurzfristig zurückgegriffen werden kann. Dabei sieht die Stadt die Information der Bürger*innen über die Gefahren von Hitzeereignissen, als eine wichtige Grundvoraussetzung.
Hierfür wurde eine Kommunikationskaskade entwickelt. Diese besteht aus zwei Hitzewarnstufen:
- Warnstufe 1: starke Wärmebelastung (die „gefühlte Temperatur“ steigt an zwei Tagen in Folge über 32°C; zusätzlich nur geringe nächtliche Abkühlung)
- Warnstufe 2: extreme Wärmebelastung (die „gefühlte Temperatur“ steigt über 38°C am frühen Nachmittag)
Bei vorliegen einer Hitzewarnstufe gibt die Kommunikationsstelle diese Informationen an die Tätigkeitsbereiche weiter und vorher festgelegte Maßnahmen werden je nach Hitzewarnstufe umgesetzt.
Der Hitzeaktionsplan-Akut beinhaltet u. a. folgende Maßnahmen:
- Informationen zum Thema Hitze und Verhaltensregeln über Kommunikationsmedien
- Aufruf an Hausärzte zur Überprüfung von Medikationsplänen
- Einrichtung eines Hitzetelefons und Hitzepatenschaften
- Informationen über dynamische Fahrgastinformationen schalten
- Info-Service-Mail ab einer Temperatur von 26 Grad Celsius
- Brunnen und Wasserspiele sowie Trinkwasserstellen im öffentlichen Raum
- Maßnahmen in sozialen Einrichtungen
- Erstellung einer Karte mit kühlen Plätzen in der Stadt
Bei der Erstellung der Karte mit „kühlen Lieblingsplätzen“ konnten Bürger*innen im Sommer 2023 in einer Online-Befragung kühle (öffentliche) Orte eintragen. Diese können in Innenräumen liegen, wo ein Aufenthalt von mind. 30 Minuten möglich ist, oder draußen im Schatten. In der öffentlich einsehbaren Online-Karte finden sich mittlerweile bspw. U-Bahnhöfe, Spielplätze, Innenhöfe, Parks, Sitzbänke unter Bäumen und kleine Stadtwälder und Gewässer.
Erkenntnisse
In Nürnberg wurde ein Hitzeaktionsplan erstellt, der alle Bürger*innen, aber vor allem vulnerable Gruppen schützt. Über diverse Informationskanäle können Bürger*innen über Risiken bei Hitze und Trockenheit informiert werden. Zudem wurden viele Maßnahmen entwickelt, die von der Stadt selbst, oder anderen Akteuren wie Hausärzten, sozialen Einrichtungen oder Privatpersonen umgesetzt werden können. Nürnberger*innen sind durch die Einreichung kühler Orte in der Stadt in die Hitzeaktionsplanung eingebunden und befähigt, sich bei Bedarf auch selbst zu informieren.