Universität zu Kiel – Komm.Flut.Ost. Klimakommunikationsstrategie zur Eigenvorsorge bei Überflutungsrisiken für die Ostseeküstenstädte
Das Projekt Komm.Flut.Ost. entwickelt erstmals eine Klimakommunikationsstrategie zur Förderung der Eigenvorsorge bei Überflutungsrisiken in den Ostseeküstenstädten Schleswig-Holsteins (SH). Ziel ist die Erstellung eines Leitfadens, der zentrale Kriterien für eine effektive und zielgruppenorientierte Klimakommunikation aufzeigt. Im Fokus stehen die Analyse von Wissen, Einstellungen und Handlungsbereitschaft der Küstenbewohner*innen sowie die Vernetzung der Städte Flensburg, Schleswig, Eckernförde, Kiel und Lübeck. Das vom BMUV geförderte Projekt dient als Modellvorhaben, dessen Ansätze auf andere Regionen in Deutschland übertragbar sind.
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Ziele und Aktivitäten
Durch ihre geografische Lage werden Städte an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins in Zukunft vermehrt durch Meeresspiegelanstieg und Starkregenereignisse bedroht sein. Während an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins bereits umfassende Hochwasserschutzmaßnahmen etabliert wurden, sind an der Ostseeküste bisher nur wenige Schutzvorkehrungen umgesetzt. Insbesondere in städtischen Zentren und deren Umland bestehen erhebliche Überflutungsrisiken, die eine koordinierte Herangehensweise erfordern. Das Wasserhaushaltsgesetz nimmt auch Eigentümer und Eigentümerinnen in die Pflicht, Eigenvorsorge zu betreiben. Geeignete Vorsorgemaßnahmen können Risiken durch Überflutung signifikant verringern und stellen somit eine zentrale Stellschraube in der Anpassung an den Klimawandel dar. Da viele Einwohner*innen an der Küste Schleswig-Holsteins aber noch nicht ausreichend über ihre Pflicht zur Eigenvorsorge informiert sind, hat sich das Projekt ,Komm.Flut.Ost‘ zum Ziel gesetzt, eine geeignete Klimakommunikationsstrategie zu entwickeln.
Das Projekt Komm.Flut.Ost. baut auf den inhaltlichen und methodischen Erfahrungen des Interreg-Projekt ,SAFECOAST‘ auf, das unter Beteiligung des Innen- und Umweltministerium Schleswig-Holsteins durchgeführt wurde. Die Betroffenheit der Städte Flensburg, Rostock, Eckernförde, Kiel und Lübeck ähnelt sich aufgrund ihrer geografischen Lage, was einen Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen ihnen besonders wertvoll macht. Die Universität Kiel begleitet das Projekt aus sozialwissenschaftlicher und umweltpsychologischer Perspektive. Sie fokussiert sich auf die Gewinnung von Informationen über das Wissen, die Einstellungen und die Handlungsbereitschaft der Küstenbewohner*innen, um die Kommunikationsstrategie auf deren Bedürfnisse auszurichten.
Für einen gewinnbringenden Austausch von Wissen und Erfahrungen wurde im Projekt die interkommunale Vernetzung der Ostseeküstenstädte unter Einbindung des Landes Schleswig-Holstein aktiv gefördert. Das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport konnte wertvolles Wissen zur Hochwasservorsorge und zum Katastrophenschutz einbringen. Es wurden Vernetzungstreffen veranstaltet und Round Tables zum Thema Überflutungsrisiken und Eigenvorsorge eingeführt. Dabei wurden Handlungsspielräume und Prioritäten für den zukünftigen Umgang erarbeitet.
Außerdem wurden öffentlichkeits- und medienwirksame Veranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger durchgeführt, um Transparenz zu schaffen und Informationen zur Anpassung an Überflutungsrisiken bereitzustellten.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen des Förderprogramms "Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel" (DAS) gefördert. Das Center for Ocean and Society der Universität zu Kiel kooperierte für das Projekt mit dem Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport Schleswig-Holsteins und den Städten Flensburg, Eckernförde, Kiel, Lübeck und Rostock.
Erkenntnisse
Ein zentrales Projektergebnis ist die Ausstellung ,Überflut‘, in der in verschiedenen Formaten Erfahrungen von Menschen mit Überflutung dargestellt werden. Der Ansatz des partizipativen Ausstellungsformats zur Risikokommunikation wurde als besonders wirksam befunden, da Menschen die Welt durch Geschichten verstehen. Das Risiko von Überflutungen und die Signifikanz der Eigenvorsorge wird auf diese Weise emotionaler, lebendiger und konstruktiver vermittelt als über weniger greifbare wissenschaftliche Erkenntnisse. Über eine öffentliche Ausschreibung wurden alle Menschen Schleswig-Holsteins dazu aufgerufen, an der Gestaltung der Ausstellung mitzuwirken und ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema zu teilen. Die Beiträge reichten von Fotos über Geschichten bis hin zu künstlerischen Auseinandersetzungen, in denen Erlebtes, Wissen oder Beobachtungen zum Thema eingefangen wurden.
Die Ausstellung soll einen Austausch zu Risiken und zur Vorsorge initiieren, sowohl auf Seite der Bürgerschaft als auch interkommunal. Begleitend zu den Ausstellungsplakaten wurde eine Broschüre veröffentlicht, in der alle Plakate vorgestellt und durch Begleittexte noch zugänglicher gemacht wurden. Alle Materialien stehen online kostenfrei zur Verfügung, sodass die Ausstellung von Interessierten zu beliebigen Orten und Zeiten selbst durchgeführt werden kann.