Interview mit Valérie Tschirpig

Klimaanpassungsmanagerin Stadt Hameln

8 Fragen – 8 Antworten

1. Wo arbeiten und wirken Sie?

Ich arbeite in der Abteilung für Umwelt und Klimaschutz der Stadt Hameln im Landkreis Hameln-Pyrmont. Die Stadt ist das Zentrum des Weserberglandes und liegt direkt an der Weser. Weltweite Bekanntheit erlangte Hameln dank der Sage des Rattenfängers, wodurch der Tourismus eines der zentralen Standbeine der Stadt darstellt.

2. Wie sind Sie Klimaanpassungsmanager*in geworden?

Ich studierte zunächst Geographie im Bachelor an der Universität Göttingen, arbeitete dann für zehn Monate bei der Küsten Union Deutschland e.V. als wissenschaftliche Hilfskraft in Forschungsprojekten zu Küstenschutz und nachhaltiger Küstenentwicklung und absolvierte Ende 2022 meinen Master in Disaster Risk Management and Climate Change Adaptation an der Universität Lund in Schweden. Bereits im Master stand demnach fest, dass Klimaanpassung für mich ein zentrales Arbeitsfeld darstellen wird. Ich entschloss mich für eine Stelle in der Stadtverwaltung, um vor Ort etwas bewegen zu können und aktiv an der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen mitzuwirken.

Valérie Tschirpig in den Bergen

Klimaanpassungsmanagerin Valérie Tschirpig

3. Mit welchen Herausforderungen der Klimakrise ist Ihre Kommune konfrontiert?

Die Stadt Hameln ist im Zusammenhang mit dem Klimawandel gleich durch mehrere Klimafolgen betroffen. Die Lage direkt an der Weser verschärft zunächst die Hochwasserproblematik. Gleichzeitig sorgt die Lage im Weserbergland mit zahlreichen erosionsgefährdeten Hanglagen und kleineren Gewässern für ein hohes Überschwemmungsrisiko durch Starkregenereignisse. Schließlich ist insbesondere die historische Innenstadt sehr eng bebaut und stark versiegelt, was für eine starke Hitzebelastung im Sommer sorgt. Besonders im Innenstadtraum müssen Klimaanpassungsmaßnahmen stets den Denkmalschutz berücksichtigen. 

4. Welche Klimaanpassungsmaßnahmen wurden oder werden noch in Ihrer Kommune umgesetzt?

Die Stadt Hameln beginnt dank der DAS A.1-Förderung zunächst mit der Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts, in dem weitere Maßnahmen definiert werden. Als weitere Grundlage ist derzeit die Erstellung von Starkregengefahrenkarten sowie einer Klimaanalysekarte in der Ausschreibung. Unabhängig von meiner Stelle ist das Thema Klimaanpassung aber zum Teil bereits in anderen Abteilungen angelangt. So wurden Elemente der Klimaanpassung beispielsweise in Zukunftsanforderungen an Baugebiete aufgenommen oder ein Waldbrandschutzkonzept erstellt. Die Hameln Marketing und Tourismus GmbH veranstaltet während der Sommermonate eine öffentliche Kampagne zum Thema Hitzebelastung, und das Gesundheitsamt arbeitet an einem Hitzeaktionsplan. 

5. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Klimaanpassungsmanager*in Ihrer Kommune?

Die mit Abstand wichtigste Aufgabe ist die Vernetzung von Wissen und Akteuren. Klimaanpassung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die von verschiedensten Aufgabenbereichen zusammen gedacht und umgesetzt werden muss. Oft existieren bereits wertvolle Erfahrungen oder Maßnahmen, bislang allerdings nur im eigenen Fachbereich. Als Klimaanpassungsmanagerin ist es meine Aufgabe, diese zahlreichen einzelnen Fäden zusammenzuführen und gemeinschaftlich ein ganzheitliches Anpassungskonzept für die Stadt auszuarbeiten. 

6. Welches sind die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag?

Als neue, geförderte Projektstelle bin ich in meiner Abteilung die einzige Person, die konkret im Bereich der Klimaanpassung arbeitet. Dadurch habe ich viele Freiheiten, aber oft auch keine direkte Ansprechperson, die tieferes Wissen zu meinem Projekt hat. Das erschwert mitunter die Reflektion meiner Arbeitsinhalte, die zur inhaltlichen Qualitätskontrolle hilfreich wäre.

7. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften braucht eine Klimaanpassungsmanager*in?

Klimaanpassungsmanager*innen arbeiten viel mit Menschen aus verschiedensten Themenbereichen zusammen. Dadurch ist es hilfreich, ein gewisses Maß an sozialen Fähigkeiten mitzubringen. Dazu gehört auch Offenheit für andere Perspektiven – denn nur, wenn andere Menschen sich verstanden und respektiert fühlen, stehen sie einer weiteren Zusammenarbeit offen gegenüber. Gleichzeitig ist das Schlagwort „Klima“ politisch sehr aufgeheizt, und ein*e Klimaanpassungsmanager*in sollte in der Lage sein, den eigenen Standpunkt sachlich und überzeugend verteidigen zu können. Weiterhin hält ein*e Klimaanpassungsmanager*in viele lose Fäden in der Hand, die alle zu einem Ergebnis verflochten werden sollen. „Nebensächliche“ Dinge bleiben dabei häufig auf der Strecke. Ein gutes Zeit- und Projektmanagement ist deshalb unumgänglich.

8. Wenn Sie sich als Klimaanpassungsmanager*in etwas wünschen könnten, was wäre das?

Mut zum Ausprobieren! Eine Stadt oder Kommune ist stark bürokratisiert, und leidet oftmals unter chronischem Geldmangel. Dadurch werden oft nur althergebrachte und minimal notwendige Dinge umgesetzt, während neue Ideen nur schwer Fuß fassen. Vor diesem Hintergrund würde ich mir wünschen, frische Ideen einfach mal umsetzen zu können, auch wenn diese nicht unbedingt mit konservativen Vorstellungen harmonisieren. 

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