8 Fragen – 8 Antworten
1. Wo arbeiten und wirken Sie?
Die Stadt Kaiserslautern befindet sich am Rand des Pfälzerwaldes im Süden von Rheinland-Pfalz. Auf einer Fläche von 139,70 km² leben knapp 100.000 Einwohner. Naturräumlich gesehen liegt Kaiserslautern an der Grenze zwischen dem Naturraum Saar-Nahe-Bergland sowie dem Naturraum Pfälzerwald.
2. Wie sind Sie Klimaanpassungsmanager*in geworden?
Noch vor Abschluss meines Masterstudiums im Bereich „Umwelt und Recht“ an der TU Kaiserslautern, wurde ich im Dezember 2020 auf die Stellenausschreibung des Klimaanpassungsmanagements aufmerksam. Mein Interesse an den Themen Klimaschutz und –anpassung zeigte sich bereits im Zuge meines Studiums und wurde nicht zuletzt während meines Masterprojektes zum Thema „Klimaanpassung im Bestand auf privater Ebene am Beispiel der Stadt Kaiserslautern“ verstärkt – eine Bewerbung auf die Stelle bei der Stadt war daher unumgänglich. Die Stelle wird mit einem Fördersatz von 100% für finanzschwache Kommunen für zwei Jahre aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Eine Verlängerung um ein weiteres Jahr mit einer Förderquote von 56% ist möglich und wird beantragt.
3. Mit welchen Herausforderungen der Klimakrise ist Ihre Kommune konfrontiert?
Vermehrt eintretende Starkregenereignisse in den letzten Jahren, Hochwasser, Dürren und Hitzeperioden machen den Handlungsbedarf zur Anpassung der Siedlungsstruktur an die Folgen des Klimawandels deutlich. Neben dem Klimaanpassungskonzept mit definierten Zielen und Maßnahmen zur Anpassung, werden durch die Starkregengefahrenkarten sowie auch die Stadtklimaanalyse aus dem Jahr 2012 Handlungsbedarfe in der Innenstadt sowie auch an den Stadträndern und zugehörigen Stadtteilen deutlich. Künftig sollen das derzeit in Aufstellung befindliche Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept sowie auch eine aktualisierte Stadtklimaanalyse mit dem Schwerpunkt auf Hitze-Hotspots dazu beitragen, gefährdete Bereiche sowie notwendige Anpassungsmaßnahmen genauer zu definieren und durch die Integration in die Flächennutzungsplanung auch die planerische Vorsorge verbessert werden.
4. Welche Klimaanpassungsmaßnahmen wurden oder werden noch in Ihrer Kommune umgesetzt?
Im Klimaanpassungskonzept (KLAK) der Stadt Kaiserslautern aus dem Jahr 2019 werden vier Kernziele definiert:
- Hitze mindern – Grün schaffen – Wasserflächen erhalten und fördern!
- Schäden durch Starkregen minimieren!
- Klimaanpassung organisieren! Sowie
- Bürger und Unternehmen aktiv einbinden!
Diesen Zielen sind entsprechende Maßnahmenpakete zugeordnet, die dazu dienen sollen, die Kernziele zu realisieren. Langfristig geht es darum, die Klimaanpassung in der Verwaltung zu verankern, um sicherzustellen, dass Anpassungsbelange bei beispielsweise Planungen grundsätzlich mitgedacht werden, um den Siedlungskörper bestmöglich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Beispielsweise wurden die Anforderungen aus dem KLAK in Form von Hinweisen in die Mustervorlage zur Erstellung von Umweltberichten und Umweltbausteinen für die Bauleitplanung integriert sowie eine Checkliste für Klimaschutz und -anpassung für Beschlussvorlagen eingeführt. Des Weiteren werden/sollen mit den Starkregengefahrenkarten sowie dem bereits erwähnten Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept und einer aktualisierten Stadtklimaanalyse eine fundierte Grundlage geschaffen werden, um mitunter multifunktionale Flächen zu identifizieren und sicherzustellen oder gezielt Maßnahmen für die gefährdeten Bereiche auszuarbeiten. Auch eine Biodiversitätsstrategie wurde in die Wege geleitet. Aufgrund der allgemein angespannten Haushaltslage finanzschwacher Kommunen sind größere investive Maßnahmen derzeit nicht möglich. Die Interimszeit stellt hier gerade eine große Herausforderung dar, da die Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz der städtischen Infrastruktur sehr wichtig sind und schnellstmöglich umgesetzt werden sollten. Darüber hinaus liegt ein weiterer Fokus auf der Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Bevölkerung für die Folgen des Klimawandels sowie für die Vermittlung von Möglichkeiten der Eigenversorgung, denn die Anpassung erfordert die Zusammenarbeit aller.
5. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Klimaanpassungsmanager*in Ihrer Kommune?
Folgende Aufgaben fallen in meinen Arbeitsbereich als Klimaanpassungsmanagerin:
- Zielkonforme Umsetzung des Stadtratsbeschlusses zum Klimaanpassungskonzept der Stadt Kaiserslautern (KLAK)
- Initiierung, Begleitung und Koordination der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen der Stadtverwaltung in Abstimmung mit der Arbeitsgruppe Klimaanpassung („aktueller Umsetzungsplan“) und den Maßnahmenpaketleitungen
- Koordinierung der Akteure (Referate der Stadtverwaltung, Unternehmen im Konzern, Arbeitsgruppe Klimaanpassung, Zivilbevölkerung und Unternehmen)
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Organisation, Durchführung und Abwicklung von Veranstaltungen / Kampagnen / Workshops
- Erstellung der jährlichen Umsetzungsberichte zur kontinuierlichen Information des Rates und der Öffentlichkeit über die Fortschritte und zur Aktivierung aller Akteure zum Handeln sowie Berichtswesen gegenüber dem Bundesumweltministerium
- Abwicklung von Förderprogrammen sowie die Akquise neuer Fördermittel
- Schwerpunkt: aktive fachliche Beratung und Unterstützung der Zivilbevölkerung und der Unternehmen zur Klimaanpassung
6. Welches sind die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag?
Eine der größten Herausforderungen ist, die Anpassung fest, insbesondere ohne gesetzliche Grundlage, in der Verwaltung zu verankern. Nicht zuletzt ist dies auch auf Personalengpässe in den Referaten der Stadt zurückzuführen, wodurch verschiedene Maßnahmen nicht angegangen werden können beziehungsweise der, mit der Maßnahme gegebenenfalls verbundene, Mehraufwand nicht geleistet werden kann. Viele Maßnahmen scheitern so schon im Ansatz, so auch größere Projekte, die eine umfangreiche Planung bedürfen, wie beispielsweise Pilotprojekte, die gegebenenfalls förderfähig wären. Damit wurde bereits die zweite, wohl größte Herausforderung angerissen: die Finanzierung von Projekten beziehungsweise Maßnahmen. Gründachpotentialkataster, Förderprogramme für Begrünungsmaßnahmen, Entsieglungs- und Begrünungsmaßnahmen oder die Erstellung eines umfangreichen Hitzeaktionsplans o.ä. – in einer finanzschwachen Kommune mit gesperrtem Haushalt und ohne Fördermöglichkeiten kaum zu realisieren. Insbesondere die Realisierung von „sichtbaren“ Maßnahmen sowie auch Modellprojekten zur Anregung der Eigenvorsorge sind derzeit nicht zu realisieren, nicht zuletzt, weil keine gesetzliche Erforderlichkeit gegeben ist. Das Ausbleiben greifbarer beziehungsweise sichtbarer Maßnahmen erschwert dabei die Kommunikation der Eigenvorsorge der Bevölkerung, da nicht investive Maßnahmen trotz entsprechender Kommunikation nach außen oft nicht so wahrgenommen werden, wie investive Maßnahmen. Trotz alldem wird im Rahmen einer Arbeitsgruppe Klimaanpassung, bestehend aus Vertretern unterschiedlichster Referaten, versucht, im Rahmen der Möglichkeiten, den Belangen der Klimaanpassung größtmöglich Berücksichtigung zukommen zu lassen.
7. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften braucht eine Klimaanpassungsmanager*in?
Selbstsicheres und offenes Auftreten, gute Kommunikationsfähigkeiten sowie die Fähigkeit, die Zielgruppen des Vorhabens zu motivieren, strategische und konzeptionelle Fähigkeiten sowie Organisations- und Verhandlungsgeschickt, aber auch Ausdauer und Durchhaltevermögen, sind Eigenschaften, die der Arbeit als Klimaanpassungsmanagerin zugutekommen und helfen, das Thema der Klimaanpassung in der Verwaltung sowie in der Bevölkerung voranzubringen.
8. Wenn Sie sich als Klimaanpassungsmanager*in etwas wünschen könnten, was wäre das?
Wünschenswert wären mehr sowie auch unbefristete Personalstellen im Bereich der Klimaanpassung. Die Berücksichtigung der Folgen der Klimaanpassung ist in vielen Referaten unabdingbar. Jedoch reicht eine Stelle für eine Sicherstellung der umfangreichen Berücksichtigung der Belange sowie für die Erreichung einer Selbstverständlichkeit bei der Integration von Maßnahmen der Anpassung nicht aus. Des Weiteren wären weitere Finanzierungs-/Fördermöglichkeiten für nicht investive aber auch investive Maßnahmen, wie Gründachkataster, Hitzeaktionsplant etc. wünschenswert, um nicht zuletzt das Thema weiter in die Bevölkerung zu tragen und die Eigeninitiative der BürgerInnen anzuregen.