Stadt Ingelheim am Rhein - Hitzevorsorge: Leitfaden und Methodenbaukasten zur Umsetzung in der Praxis: KlimPraxIng

Um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und insbesondere der Hitzeproblematik zu begegnen, wendet das Projekt KlimPraxIng den vom Hessischen Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (HLNUG) erarbeiteten Leitfaden „KLIMPRAX Stadtklima“ und den darin enthaltenen Methodenbaukasten in der Praxis am Beispiel der Stadt Ingelheim an, um ihn durch die konkrete Umsetzung zu erproben und gegebenenfalls auf andere vergleichbare Kommunen zu übertragen. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von konkreten Maßnahmen für die spezifischen Bedürfnisse der Stadt Ingelheim am Rhein.

Messkampagne 2021

Messkampagne 2021

Messkampagne 2021

Messkampagne 2021

Messwagen DWD

Messwagen DWD

mobile Vertikalgarten-Systeme

mobile Vertikalgarten-Systeme

Förderprogramm
Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (BMUV), Förderschwerpunkt 3 - Förderzeichen 67DAS189
Themenfeld
Hitze und Trockenheit
Stadtplanung
Laufzeitbeginn
09/2020
Laufzeitende
01/2024
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Ingelheim am Rhein
Bundesland
Rheinland-Pfalz

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Die durch den Klimawandel zunehmende innerstädtische Überwärmung und insbesondere warme Sommernächte, in denen keine ausreichende Abkühlung gewährleistet ist, können nicht nur eine Beeinträchtigung der Nachtruhe bedeuten, sondern auch schwere gesundheitsschädliche Folgen haben. Stadtklimaanalysen zur Identifizierung von Hitze-Hotspots und Kaltluftentstehungsgebieten und davon abgeleitete Maßnahmen stellen daher wichtige Instrumente zur Anpassung an den Klimawandel dar. Vor diesem Hintergrund setzt die Mittelstadt Ingelheim am Rhein den Fokus auf das Thema Hitze und Gesundheit und soll als Vorreiter die Umsetzbarkeit des KLIMPRAX Leitfadens sowie des darin enthaltenen Methodenbaukastens zur gezielten Klimaanpassung im Rahmen der Bauleitplanung für andere Kommunen gewährleisten.

Spezifikation

Das Hessische Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden hat im Rahmen von KLIMPRAX den Handlungsleitfaden „KLIMPRAX Stadtklima“ sowie einen Methodenbaukasten erarbeitet, um Kommunen zu befähigen, Informationen zur Bewertung der Hitzebelastung und der Sensitivität der Bevölkerung zu erfassen, auszuwerten und daraus entsprechende Maßnahmen zur Klimaanpassung abzuleiten und durchzuführen.

Im Projekt KlimPraxIng wird am Beispiel der Mittelstadt Ingelheim am Rhein die Anwendung dieser Werkzeuge in der Praxis erprobt und an die spezifischen Bedürfnisse von Mittelzentren angepasst. Die Auftaktveranstaltung des Projekts fand am 28.04.2021 statt, auf der kommunale Entscheidungsträger*innen sowie alle interessierten Bürger*innen über den Projektstart sowie die klimatische Situation um Ingelheim informiert wurden. Für eine stadtklimatische Analyse führte der DWD in den Sommermonaten 2021 eine Messkampagne mit zwei temporären Messstationen, drei Messfahrten und mehreren Aufstiegen von Radiosonden durch (s. Abb.). Die Messungen dienten der Validierung der mit dem Stadtklimamodell MUKLIMO_3 simulierten Daten. Die auf diesen Daten basierende stadtklimatische Analyse zeigt die Lokalisierung von städtischen Hitzeinseln und das Auftreten nächtlicher Kaltluftströmungen auf und stellt die Grundlage für die Klimafunktionskarte sowie die Erarbeitung weiterer, konkreter Planungsinstrumente und die Entwicklung eines Maßnahmenplans dar.

Kooperation und Vernetzung

Verbundpartner des Projekts sind das Umwelt-und Grünflächenamt der Stadtverwaltung Ingelheim, der Deutsche Wetterdienst (DWD) und das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen, zusätzlich wurde das Ingenieurbüro Burghardt und Partner aus Kassel beauftragt. Außerdem kooperierte das Projekt u.a. für das Projekt MobiGa auch mit der Technischen Hochschule Bingen.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Die Ergebnisse der vom DWD durchgeführten Messungen und Modellierungen bilden die meteorologischen Grundlagendaten und wurden im September 2022 in einem Bericht veröffentlicht sowie in Form einer Geodatenbank für weitere Analysen zur Verfügung gestellt. Auf Basis dieser Daten wurde eine Klimafunktionskarte erstellt, die Aufschluss über die Verteilung verschiedener Klimatope (lokalklimatischer Einheiten) sowie über den Einfluss der regionalen Belüftungssituation gibt.

Zudem wurde eine Planungshinweiskarte erstellt. Die Planungshinweiskarte transformiert die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Klimafunktionskarte sowie weitere Analysen, Szenarien und Studien in planungsangepasste Aussagen hinsichtlich einer städtebaulichen und zukunftsorientierten (klimaangepassten) Stadtentwicklung. In Kooperation mit dem Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen wurde so eine Ermittlung von Hitze-Hotspots für vulnerable Bevölkerungsgruppen durchgeführt. Weiterhin kooperierte KlimPraxIng im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts MobiGa mit der Technischen Hochschule-Bingen, bei dem von Mai bis Oktober 2021 auf dem Fridtjof-Nansen-Platz in Ingelheim zwei Prototypen von mobilen Vertikalgarten-Systemen aufgestellt wurden, die dort einen Beitrag zur Reduzierung der Überhitzungsproblematik im Sommer leisten sollen.

Herausforderungen

Eine Herausforderung bei der Messkampagne des DWDs war es, geeignete Stellen für die Messstationen zu finden. Da es keine geeigneten städtischen Flächen gab, mussten Privatgrundstücke mit entsprechenden meteorologischen Verhältnissen gefunden und die Besitzer*innen überzeugt werden. Auch die sicheren An- und Unterbringung des benötigten Materials musste mittels Umzäunung gelöst werden. Eine weitere Herausforderung stellte die Koordination der fachübergreifenden Zusammenarbeit dar – aufgrund der unterschiedlichen Interessen bspw. zwischen dem Umwelt- und dem Bauamt bei Abstimmungsprozessen zur Klimafunktionskarte. Hier befindet sich das Projekt jedoch inzwischen auf einem guten Weg und die Einbindung der Klimafunktionskarte in den Flächennutzungsplan ist in Vorbereitung.

Erkenntnisse

Eine Erkenntnis des Projekts hinsichtlich der Hitzeprävention sind die vorteilhaften klimatischen Bedingungen für kleinere Städte und ländliche Regionen aufgrund der günstigen topographischen Verhältnisse für die Kaltluftbildung. Mit seinen umliegenden Weinbaugebieten, die für Frischluftzufuhr in der Stadt sorgen, blickt Ingelheim am Rhein der (Stadt-)Planung für die Zukunft positiv entgegen. Darüber hinaus ist eine Erkenntnis die positive Zusammenarbeit mit der TH Bingen an gemeinsam angestoßenen Projekten wie den mobilen Gärten. Durch die über KlimPraxIng etablierte Kooperation der Stadtverwaltung mit der TH Bingen profitiert das Projekt u.a. von der Bereitstellung von Daten.

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