Klimaanpassung und Starkregenvorsorge im Dreiklang: Bergisches Städtedreieck

Die Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal im Bergischen Land (NRW) sind aufgrund ihrer topographischen Gegebenheiten und der hohen durchschnittlichen Niederschlagsmenge häufig gravierend von den Folgen des Starkregens betroffen und erleiden immer wieder Überflutungsschäden. Auch andere Wetterextreme wie Hitze und Trockenheit spielen eine Rolle in der Region. Die drei Städte arbeiten deswegen schon seit Jahren bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels eng zusammen, beispielsweise gibt es den „Erfahrungsaustausch Klimawandel und Klimaschutz Bergisches Städtedreieck“ sowie den dort angeschlossenen „Regionalen Arbeitskreis Klimaanpassung“. Die Verantwortlichen für Klimaanpassung in den einzelnen Städten führen diesen auch nach Beendigung des Projektes Klimaanpassung weiter fort.

Doch welche Wege werden darüber hinaus konkret gegangen, um den aktuellen Klimaherausforderungen im Teamwork zu begegnen? Nachfolgend stellen wir Ihnen die wichtigsten Strategien, Projekte und Meilensteine vor!

Beyenburger Stausee im Bergischen Land

Eine gemeinsame Klimaanpassungsstrategie

Remscheid und Solingen haben bereits 2013 eine gemeinsame Klimaanpassungsstrategie erstellt. Die Stadt Wuppertal begleitete den Prozess als ständiger Gast und hat 2020 ein umfassendes Klimaschutzkonzept mit integriertem Handlungsfeld Klimafolgenanpassung vorgelegt. Seit September 2021 setzen fünf Klimamanager*innen die im Konzept beschriebenen Maßnahmen um.

Im Rahmen des gemeinsamen Projekts BESTKLIMA (Entwicklung, Test und Evaluation eines Managementsystems, zur Umsetzung und Qualitätssicherung von Teilkonzepten Anpassung) wurden Instrumente zur Umsetzung und Fortführung der Klimastrategie entwickelt, u.a. eine Checkliste für die Bauleitplanung, ein Leitfaden für Gewerbeflächen im Klimawandel und ein Qualitätsmanagement für Klimaanpassung. Auch der oben genannte Arbeitskreis, den die mit der Klimaanpassung betreuten Vertreter*innen der Städte mit Leben füllen, entstand im Anschluss an dieses Projekt. Ferner prüfen Remscheid und Solingen aktuell als Praxispartner im Projekt ProPolis (Grundlagen für die Operationalisierung von PALM-4U – Praktikabilität und Verstetigungsstrategie) die Anwendbarkeit des neuen Stadtklimamodells PALM4U. Hier tauschen sie sich regelmäßig untereinander und mit weiteren Städten aus dem Bundesgebiet zum Thema aus.

Ein wesentlicher Bestandteil der Anpassungsstrategie im Bergischen Städtedreieck ist die Starkregenvorsorge. Dazu zählen die Starkregengefahrenkarten, die für alle drei Städte angelegt wurden. Remscheid und Wuppertal erarbeiten vertiefende Risikoanalysen und Handlungskonzepte, ein Verstetigungskonzept ist vonseiten der Stadt Wuppertal vorgesehen. Jede Stadt bietet darüber hinaus Grundstückseigentümer*innen die Möglichkeit, sich individuell zur Überflutungsvorsorge beraten zu lassen.

Alle drei Städte führen seit Jahren Renaturierungsmaßnahmen an den vielen kleinen Gewässern im Stadtgebiet durch. Einen Austausch hierzu gibt es über die unteren Wasserbehörden und den Wupperverband. Auf Betreiben des Remscheider Oberbürgermeisters hat kürzlich ein sogenannter „Wassergipfel“ stattgefunden, auf dem sowohl die Auswirkungen des Hochwassers 2021 im Einzugsgebiet des Wupperverbandes als auch Präventionsmaßnahmen im Fokus standen. Der Wuppertaler Oberbürgermeister rief außerdem die „TASK Force für besseren Hochwasserschutz und eine erweiterte Klima-Strategie“ ins Leben.

Lokale Konzepte zur Klimapassung

Wuppertal

Für besonders sensible Handlungsfelder wie z.B. die Wuppertaler Wälder und die Stadtentwässerung verfügt die Stadt Wuppertal über Überflutungsvorsorge-Strategien. Unterstützt wurden diese Maßnahmen durch die Teilnahme am Verbundforschungsprojekt SAMUWA (Schritte zu einem anpassungsfähigen Management des urbanen Wasserhaushalts). Zudem hat der Wupperverband zusammen mit der Stadt Wuppertal, den Wuppertaler Stadtwerken und weiteren Akteuren ein Hochwasserschutz-Prioritätenkonzept mit bislang 38 Maßnahmen-Schwerpunkten (Hotspots) aufgestellt. Auch Arbeiten zu den Themen Schwammstadt und multifunktionale Flächen haben begonnen.

Ein natürlicher Wasserlauf in Solingen

Remscheid

In Remscheid lieferte das Projekt ExTrass unter anderem Handlungsempfehlungen für soziale Einrichtungen zum Umgang mit Starkregenereignissen und Hitze. Die Felder Fassadenbegrünung, Instrumente für die Stadtplanung, Risikokommunikation und Notfallplanung werden ebenfalls bearbeitet.

Solingen

Die Stadt Solingen gewann 2018 im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“, im selben Jahr erhielten die Technischen Betriebe den „Blauen Kompass“ für das Konzept zur Retention von Regenwasser. Seit 2019 fördert die Stadt Solingen als kommunaler Partner unter der Federführung der Technischen Betriebe das Forschungsprojekt BlueGreenStreets (Multifunktionale Straßenraumgestaltung urbaner Quartiere), das den Straßenraum in ein Multitalent verwandeln möchte: Baumrigolen sollen entstehen, um Retention und Begrünung zu schaffen. Es wurden weiterhin bereits mehrere Siedlungsbereiche im Bestand von der Regenwasserkanalisation abgekoppelt; Expert*innen überprüfen bei Straßensanierung und -neubau routinemäßig, ob Schutzmaßnahmen umsetzbar sind. Eine Unwetterwarnapp, die im Rahmen des Projekts Smart City aktuell in Arbeit ist, unterstützt in Ausnahmesituationen betroffene Bürger*innen sowie Rettungs- und Hilfskräfte vor Ort.

Wasser verschwindet in einem Ablaufschacht

Renaturierungsmaßnahmen an den vielen kleinen Gewässern in den Stadtgebieten der drei Städte, ein kürzlich ins Leben gerufener „Wassergipfel“ auf Betreiben des Remscheider Oberbürgermeisters und die Gründung einer „TASK Force für besseren Hochwasserschutz und eine erweiterte Klima-Strategie“, all diese Maßnahmen haben ein Ziel: Sie sollen das Schadensaufkommens im Falle von Extremwetterereignissen als Folge des Klimawandels mindern.

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