4. Vernetzungskonferenz: Zusammenfassung

1. TAG (Donnerstag, 21.11.2024) – Dialog für Klimaanpassung auf allen Ebenen, öffentlich

Der erste Tag der Vernetzungskonferenz des Zentrum KlimaAnpassung brachte mehrere Hundert Aktive im Bereich der Klimaanpassung zusammen. Wie gelingt die praktische Umsetzung von Klimaanpassungskonzepten? lautete die maßgebliche Frage. 

Gemeinsam mit bis zu 327 Teilnehmenden lotetet der erste Konferenztag die Rollen und Handlungsmöglichkeiten der politischen Ebenen aus – u.a. in einem Impulsvortrag des Bundes, einer spannenden Podiumsdiskussion von Land bis Kommune und in parallelen Workshops mit Landkreisen, Städten, Gemeinden und sozialen Einrichtungen. 

Zum Kennenlernen in Kleingruppen, fragte der Moderator Marcus Andreas mit welchem Tier die Teilnehmenden ihre Klimaanpassungsarbeit beschreiben würden – zusammen kamen viele kreative Ideen, z.B. das flexible Chamäleon, der zielsichere Specht, die geschäftige Ameise aber auch die langsame Schnecke, schläfrige Eule und viele mehr. 

Auch wurde ein Blick auf das Vernetzungsboard des Zentrum KlimaAnpassung geworfen. Die digitale Pinnwand wurde im Rahmen der ersten Vernetzungskonferenz in 2021 ins Leben gerufen. Seitdem wächst sie beständig und entwickelt sich zu einer wertvollen Übersicht und Ressource für die Vernetzung lokaler Klimaanpassungsakteur*innen. Auf dem Board befinden sich Steckbriefe zu konkreten Klimaanpassungsprojekten, die nach Themen geordnet sind und Links sowie Kontaktdaten beinhalten. 

Hier gelangen Sie zum Vernetzungsboard (Miro). Hier können Sie das Board als PDF herunterladen.

Begrüßung 

Den inhaltlichen Konferenzauftakt machte Silke Jung, Leiterin der Arbeitsgruppe T III 1 „Grundsatzangelegenheiten, Strategie und Recht der Anpassung an den Klimawandel“ des BMUV. Sie begrüßte die Teilnehmenden herzlich und betonte die Bemühungen auf Bundesebene, einen langfristigen Rahmen für die Umsetzung von Klimaanpassung zu schaffen. Dabei hob sie die besondere Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen hervor. Das neue Klimaanpassungsgesetz (KAnG) setze erstmals einen gesetzlichen Rahmen für eine flächendeckende, vorsorgende Klimaanpassung auf allen Ebenen. Auf Bundesebene werde eine neue Klimaanpassungsstrategie entworfen und mit messbaren Zielen hinterlegt. Auch die Länder würden aufgefordert, Strategien zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass Kommunen eigene Klimaanpassungskonzepte und Maßnahmenplänen erarbeiten. Bei der Ausgestaltung der Vorgaben seien den Ländern bewusst Freiheiten eingeräumt worden, um regional passende und machbare Lösungen zu finden. Zur Ausgestaltung des im KAnG erhaltenen Berücksichtigungsgebot erstellt das ZKA aktuell eine Handreichung. 

Frau Jung betonte, dass die Umsetzung des KAnG und der lokalen Klimaanpassung allgemein durch das Sofortprogramms Klimaanpassung unterstützt werden – dieses bliebe auch nach dem Koalitionsbruch weiter bestehen. So könne die Arbeit des ZKAs weiter verstetigt werden und Mittel im Rahmen der Förderrichtlinien Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels (DAS) und Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen (AnPaSo) bereitgestellt werden. 

Impulsvortrag

Dr. Thomas Abeling, Mitglied der Arbeitsgruppe T III 1 „Grundsatzangelegenheiten, Strategie und Recht der Anpassung an den Klimawandel“ im BMUV, schloss an Frau Jungs Rede an und stellte in seinem Impulsvortrag den aktuellen Entwurf der vorsorgenden Anpassungsstrategie des Bundes mit messbaren Zielen vor. 

Zweck der Strategie sei es, den Fortschritt der Klimaanpassung in den fach- und themenspezifischen Clustern „Gesundheit“, „Infrastruktur“, „Land & Landnutzung“, „Stadtentwicklung, Raumplanung & Bevölkerungsschutz“, „Wasser“, „Wirtschaft“ und einem übergreifenden Handlungsfeld, messbar zu machen. Hierzu umfasse der Entwurf über 30 Ziele und mehr als 50 Unterziele, mit einer zeitlichen Perspektive bis 2030 oder 2050. Für diese seien über 180 Maßnahmen mit Indikatoren formuliert worden, zu deren Erreichung der Bund mittels Beratung und Förderung beitragen könne und für welche gemäß Klimarisikoanalyse prioritär Handlungsbedarf bestehe. Eine Fortschreibung der Strategie sei alle vier Jahre vorgesehen.

Herr Abeling hob den Querschnittscharakter der neuen Klimaanpassungsstrategie hervor, deren Ziele, Maßnahmen und Indikatoren nicht allgemein durch den Bund vorgegeben, sondern durch die betreffenden Fachressorts entwickelt worden seien, die folglich für deren Erreichung Verantwortung übernähmen. Zudem betonte er den partizipativen Charakter der Strategie. Aus rund 1.400 Rückmeldungen der beteiligten Akteur*innen, u. a. aus Spitzenverbänden, Wissenschaft sowie Öffentlichkeit, hätten insbesondere spezifische Anmerkungen zu den Clustern „Land & Landnutzung“, „Stadtentwicklung, Raumplanung & Bevölkerungsschutz“ sowie Wasser gewonnen werden können.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Thomas Abeling.

Podiumsdiskussion

Nach den Impulsen des Bundes, widmete sich eine Podiumsdiskussion mit Carina Holl (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz), Peter Wasem (Stadt Leipzig), Alice Balbo (Deutscher Städtetag), Nadine Schartz (Deutscher Landkreistag) und Janina Yeung (Der Paritätische) der Frage: Wie gelingt die Umsetzung von Klimaanpassung auf allen Ebenen? 

Die Diskutant*innen berichteten von ihren Erfahrungen bei der Umsetzung von Klimaanpassung, den Erfolgsstrategien, die sich in der Praxis bewährt haben, und diskutierten die Chancen und Herausforderungen des neuen Klimaanpassungsgesetzes.

Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Podiumsdiskussion. 

Workshops

Im Anschluss fanden vier parallele Workshops statt, in denen Vertreter*innen aus Landkreisen, Städten, Gemeinden und soziale Einrichtungen ihre Klimaanpassungskonzepte vorstellten und diskutierten. Zudem sammelten die Teilnehmenden Antworten auf drei Leitfragen in einem Miro Board und tauschten sich dazu aus. 

Workshop 1 Landkreise: Interkommunale Klimaanpassungskonzepte erfolgreich planen und umsetzten, Referentin: Tamara Rexroth (Main-Kinzig-Kreis), Dr. Simone Podschun (ZKA) 

Workshop 1 befasste sich mit der Planung und Umsetzung von interkommunalen Klimaanpassungskonzepten. Simone Podschun vom ZKA eröffnete den Workshop mit einem Überblick über die Rolle und Bedeutung der Landkreise bei der Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungskonzepten und präsentierte die neue ZKA-Publikation „Fit für die interkommunale Klimaanpassung Rolle und Bedeutung für Landkreise“. 

Tamara Rexroth, Klimaanpassungsmanagerin des Main-Kinzig-Kreises, erläuterte, wie der Landkreis gemeinsam mit 17 von 29 Kommunen ein Klimaanpassungskonzeptes erarbeitet hat. Dabei thematisierte sie die notwendigen Datengrundlagen, Maßnahmen und Prozesse sowie Herausforderungen - wie die Vielzahl der zu beteiligenden Akteur*innen, begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen in kleinen Kommunen, ein angespannter Arbeitsmarkt und aufwändige Abstimmungsprozesse.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Simone Podschun. Hier gelangen Sie zur Präsentation von Tamara Rexroth. 

Workshop 2 Städte: Klimaanpassung im städtebaulichen Kontext, Referent: Peter Heise (Duisburg)

Im Workshop 2 erläuterte Peter Heise, Leiter des Sachgebiets Umweltinformation und -planung der Stadt Duisburg, wie Klimaanpassung in wichtige städtebauliche Konzepte integriert werden kann. Konkret berichtet er über die Entwicklung eines Konzepts für eine sozial- und klimagerechte Siedlungsentwicklung in Duisburg. Er stellte den Prozess, die beteiligten Akteur*innen sowie spezifische Maßnahmen vor, die darauf abzielen, die klimatischen Bedingungen in Wohnquartieren zu verbessern, ein gesundheitsförderndes Wohnumfeld zu schaffen und die Umweltressourcen in mehrfach belasteten und von Armut betroffenen Gebieten zu stärken.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Peter Heise. 

Workshop 3 Gemeinden: Klimafit in kleinen, ländlichen Kommunen: effektive Ansätze und Handlungsfelder, Referent: Daniel Willeke (Kleinstadt klimafit/ Leuchtturm Louise) 

Workshop 4 widmete sich der Klimaanpassung in kleinen, ländlich geprägten Gemeinden. Daniel Willeke präsentierte Erfahrungen aus dem Projekt „Leuchtturm Louise“, das sich auf die Vernetzung lokaler und regionaler Akteur*innen konzentriere , indem es als zentraler Knotenpunkt agiere. Neben der Kontaktvermittlung ermögliche das Netzwerk die Initiierung gemeinsamer Projekte zur Klimaanpassung. Hervorgehoben wurde auch, dass der Erfolg des Projektes maßgeblich darauf beruhe, dass hauptsächlich mit Personen zusammengearbeitet werde, die selbst ein starkes Interesse und Begeisterung für Klimaanpassungsprojekte mitbrächten. Diese Strategie fördere nicht nur die Motivation der Beteiligten, sondern auch die Effektivität der umgesetzten Maßnahmen.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Daniel Willeke.

Workshop 4 Soziale Einrichtungen: Klimavorsorge durch Anpassungskonzept und – management, Referent: Stefan Knillmann (AWO Psychiatriezentrum Köngislutter) 

In Workshop 4 stand die Umsetzung von Klimaanpassungsstrategien in sozialen Einrichtungen im Fokus. Stefan Knillmann vom AWO-Psychiatriezentrum Königslutter betonte zunächst die Bedeutung einer kontinuierlichen Informationssammlung zu Klimaschutz und Klimaanpassung, um sich weiterzubilden. Er hob hervor, wie wichtig es sei, sich durch die Teilnahme an Tagungen und Workshops mit Fachgruppen zu vernetzen, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Es wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen beleuchtet, insbesondere die Anforderungen an Gebäude und die Notwendigkeit der Nutzung erneuerbarer Energien. Die interne Durchführung der Bestandsanalyse wurde ebenso thematisiert und kollegiale Empfehlungen zur praktischen Nutzung von Förderprogrammen gegeben. 

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Stefan Knillmann.

Im letzten Teil der Konferenz wurden die Ergebnisse der Gruppendiskussionen im Plenum vorgestellt. 

#Highlights: Welche Erfolgsstrategien/ Ansätze haben sich bei der Konzeption und Umsetzung von Klimaanpassung als erfolgreich erwiesen? 

  • Klimaanpassung auf Landkreisebene ist erfolgreich, wenn Akteur*innen im Vorfeld identifiziert und Strukturen für einen Austausch mit diesen erarbeitet werden und auch in Folge immer wieder Möglichkeiten nutzt, um mit Menschen in Austausch zu treten. 
  • Städte können Klimaanpassung auch in anderen Konzepten aufgreifen, bspw. im Handlungskonzept Wohnen. Eine integrierte Planung spart Ressourcen und das Nutzen „vieler Töpfe“ ermöglicht die Finanzierung. Manche Kommunen errichten auch spezielle Fonds für z.B. Entsiegelungsprogramme.
  • Für kleine Gemeinden erweist es sich als Erfolgsrezept, Möglichkeitsfenster zu nutzen, in denen die Folgen des Klimawandels präsent sind (bspw. Hitzeperioden), um Amnesien vorzubeugen, Betroffenheiten wahrzunehmen und daran anzuknüpfen. Grundsätzlich sei es vielversprechend positive Narrative und Bilder in der Öffentlichkeit zu verbreiten und mit Visionen zu arbeiten, denn nur überzeugte Menschen setzen sich für Klimaanpassung ein. Mit anderen Worten: „man kann niemanden zum Jagen tragen“. Erfolgreiche Klimaanpassung betreibt man, indem man auf diejenigen zugeht, die intrinsisch motiviert sind („die, die da sind, sind die richtigen“). Weiterhin sollte man in kleinen Gemeinden praktisch tätig werden, statt Ressourcen primär in Konzepte einfließen zu lassen. 
  • Für erfolgreiche Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen muss die bestehende Bereitschaft gefördert werden und durch die Leitung von Einrichtungen unterstützt werden. Auch als kleine Institution kann man mit dem richtigen Mindset großes für die Anpassung von Standorten bewegen. 

#Lowlights: Welche großen Herausforderungen stellen sich bei der Planung und Umsetzung von Anpassungskonzepten? 

  • Aus Perspektive der Landkreise, sind die kommunalen Hoheiten eine Besonderheit, die es zu beachten gilt. Denn nur wenn man Strukturen und Verantwortlichkeiten auf anderen Ebenen versteht sowie finanzielle Blockaden überwindet, kann Klimaanpassung erfolgreich umgesetzt werden.
  • Auf städtischer Ebene ist es problematisch, dass Pflege und Instandhaltung von Klimaanpassungsmaßnahmen bei der Finanzierung oft nicht berücksichtigt werden. Auch resultieren befristete Förderungen in befristeten Stellen, sodass Investitionen nicht langfristig betrieben werden können. Die Rede ist in diesem Zusammenhang von „Kommunalem Kannibalismus“: Die bereitgestellten Mittel fressen sich selbst. Weiterhin erschwert eine starke Abgrenzung von Zuständigkeiten die Umsetzung von Maßnahmen.
  • Deutlich limitiert ist Klimaanpassung in kleinen Gemeinden durch mangelnde Finanzen. Kurzfristige Förderungen und wechselndes – da frustriertes – Personal stehen langfristigen Zielen entgegen, was zu einem „Krankschrumpfen von Kommunen“ führt. Es wird die mangelnde Verbindlichkeit kritisiert, jedoch auch die bereits bestehende Überarbeitung der Verwaltung betont. 
  • Für soziale Einrichtungen sind die generelle sektorale Ressourcenknappheit sowie die Komplexität von Förderanträgen große Hemmnisse. Zudem ist die Anpassung erschwert, da Objekte von Betreiber*innen meist nicht im eigenen Besitz liegen.

#Rahmen: Was braucht es noch (bzgl. Rahmenbedingungen)? Worin liegen die Chancen des KAnG? 

  • Städte schlagen Bildungsangebote für Fachämter vor, um übergreifende Arbeiten im Sinne der integrierten Planung in der Praxis zu bewerkstelligen. 
  • Aus Sicht kleiner Gemeinden braucht es eines Rechtsrahmens, der zur Klimaanpassung verpflichtet, damit ein langfristiger Rahmen für die Schaffung der benötigten finanziellen und personellen Ressourcen und die Verstetigung von Zielen geschaffen wird. Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe zu gestalten würde Personal und Investitionsmittel verfügbar machen. Weiterhin sollten Leuchtturm Projekte bestehen: „lasst und der Pilz sein, das Netzwerk sind wir schon“. 
  • Soziale Einrichtungen schlagen vor mit Informationen zu Bedarfen und Vorteilen von Klimaanpassung auf Privatbesitzer zuzugehen. Netzwerke zum Austausch helfen bei der Umsetzung. Es würde sich zudem anbieten, die Finanzierung über das Entgelt zu berücksichtigen oder als Frage der Daseinsvorsorge über Steuern zu sichern. In jedem Fall muss die Komplexität von Förderanträgen reduziert werden.

Hier gelangen Sie zu den Workshopergebnissen in Miro. Hier als PDF. 

Nach einem kurzen Ausblick auf die anstehenden Aktivitäten des ZKA durch Lisa Keusen und Abschlussworten von Silke Jung, schloss Marcus Andreas den ersten Konferenztag.  

Weiterführende Links

Im Konferenzchat wurden zahlreiche weiterführende Informationen und Links geteilt, hier eine Zusammenstellung:

Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Wie gelingt Klimaanpassung auf allen Ebenen?

 

Im Auftrag des:

Content Lotse


zurücksetzen
Klimaanpassung für:
Aktionsfelder:
Betroffenheit oder Vorsorge für:
Tags:

Starten Sie, indem Sie auf die Buttons klicken…