Dokumentation Tag 1

Am ersten Tag begrüßte die rund 300 Teilnehmenden Lutz Töpfer, Referatsleiter und Mitglied der Arbeitsgruppe „Grundsatzangelegenheiten, Strategie und Recht der Anpassung an den Klimawandel“ (AG T III 1) des BMUV. Nach einer virtuellen Kennenlernrunde, bei der sich die Teilnehmenden in Breakout-Session Kleingruppen austauschen konnten, eröffnete Prof. Stephan Lenzen den fachlichen Teil der Konferenz mit einem Vortrag über die Relevanz von Naturbasierten Lösungen (NbS) für die lokale Klimaanpassung und Klimaschutz. 

Durch die Programmpunkte des Tages führte der Moderator Marcus Andreas.

Zwischen 10 und 11.30 Uhr fanden fünf parallele Workshops statt. Jeder Workshop widmete sich spezifischen Aspekten von NbS und umfasste Impulsvorträge aus den Bereichen Planung, Wissenschaft oder Praxis sowie Gruppendiskussionen. 

Workshop 1: NbS in der Stadtplanung und im Bau – Referentinnen: Kira Rehfeldt (München), Jana Leoni (Frankfurt am Main) 

Workshop 1 diskutierte die Integration von blau-grüner Infrastruktur in die Stadtplanung. Kira Rehfeldt vom Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München ging in ihrem Vortrag auf die Verbesserung der Funktions- und Nutzungsmöglichkeiten sowie der räumlichen und ökologischen Qualität durch grüne und blaue Infrastruktur, die strategische Platzierung von Grünflächen zur Minderung von Hitzestress, formelle und informelle Maßnahmen zur Integration von Klimaanpassung in die Planung sowie die Entwicklung neuer Standards und städtebaulich-landschaftsplanerischer Wettbewerbe zur frühzeitigen Integration von Klimaanpassung in den Planungsprozess ein. Jana Leoni vom Klimareferat Frankfurt am Main stellte die Gestaltungssatzung für Freiraum und Klima in Frankfurt am Main vor. Die Teilnehmenden nutzten den interaktiven Teil des Workshops, um Fragen zu stellen und sich untereinander auszutauschen.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Kira Rehfeldt.

Workshop 2: Schwammstadt sektorübergreifend umsetzen - Referenten: Jan Trapp (Difu), Andreas Gunkel (Bochum) 

Der Workshop 2 konzentrierte sich auf das Konzept der Schwammstadt. Im Vortrag „Die Schwammstadt als kommunale Vernetzungsaufgabe – Ergebnisse aus netWORKS 4“ von Jan Trapp vom Difu wurden fachliche Erkenntnisse zur Schwammstadt vorgestellt, während Andreas Gunkel aus der Stadtverwaltung Bochum in seinem Vortrag „Bochums Weg zur Schwammstadt“ praktische Einblicke in die Umsetzung des Schwammstadtprinzips in der Stadt Bochum gab.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Jan Trapp.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Andreas Gunkel.

Es wurde über verschiedene Aspekte der Vorträge intensiv diskutiert. Eine dieser Diskussionen drehte sich um die Herausforderung, eine verbindliche Beteiligung zu erreichen, um das Klimaanpassungsmanagement effektiver in die Planung zu integrieren. Die Antwort unterstrich die Bedeutung eines förmlich beschlossenen Klimaanpassungskonzepts und gleichzeitig informeller Sensibilisierungsmaßnahmen. Ein weiteres Thema betraf die Verantwortung und Pflege von Grünflächen. Hierbei wurde die komplexe Beziehung zwischen privater und öffentlicher Nutzung verdeutlicht, wobei ein Beispiel aus dem Scharnhauser Park die Komplexität illustrierte. Des Weiteren wurden verschiedene Fragen zur regenwasseroptimierten Gestaltung von Freianlagen erörtert, einschließlich des Effekts von Kaskaden, der Finanzierung solcher Maßnahmen, sowie der Akzeptanz von Baumrigolen.

Workshop 3: Stadtnatur für Gesundheit und Lebensqualität - Referentinnen: Prof. Dr. Dagmar Haase (HU Berlin & Helmholtz Zentrum für Umweltforschung), Carola Lehmann (Wissenschaftsladen Bonn e.V.) 

Der Workshop beleuchtete die Bedeutung von Stadtnatur für Gesundheit und ihren Beitrag zur Lebensqualität der städtischen Bevölkerung. Prof. Dagmar Haase hinterlegte die Einflussfaktoren der Stadtnatur auf die Gesundheit mit aktuellen Projekten aus der Wissenschaft. In Ihrem Vortrag betonte Sie, dass für die Umsetzung von NbS ein proaktives Handeln der Gesellschaft und Verwaltung nötig ist. Der Impulsvortrag von Carola Lehmann stellte den neuen Grünflächentyp „PikoPark“ mit Bezug auf die Stärkung der biologischen Vielfalt und die positiven Auswirkungen auf soziale Bedürfnisse vor. Die PikoParks wurden nach dem Dillinger Modell geplant und durch gemeinsame Pflanz- und Pflegeaktionen der Mieter*innen umgesetzt.

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Carola Lehmann. 

Im zweiten Workshop-Teil standen mehrere Themen im Fokus. Die Diskussion um die Vermeidung von Angsträumen betonte die Bedeutung von Richtwerten für die Bepflanzung, wobei Verbuschung als Hauptproblem identifiziert wurde. Lösungsansätze wurden in den Konzepten der Involution und Durchsichtigkeit gefunden. Zur Problematik der Nutzungskonflikte wurden PikoParks als Antwort genannt, da sie auf bereits benötigten Abstandsflächen entstehen, und Tiny Forests als weitere Option. Darüber hinaus wurde diskutiert, dass versucht werden sollte, nicht nur auf fremdländische Baumarten zu setzen, sondern auch mit einheimischen Arten zu experimentieren, insbesondere auf Brachflächen. Ein Bericht aus der Gemeinde Rudersberg zeigte Probleme beim Rückbau von Parkplätzen auf, wobei die aktive Einbeziehung der Anwohnenden als Lösung vorgeschlagen wurde. Ressortübergreifende Zusammenarbeit wurde als entscheidend für die Hitzeaktionsplanung betont, mit positiven Beispielen aus dem Main-Kinzig-Kreis, der Region Hannover und der Stadt Templin.

Workshop 4: NbS sozial gerecht umsetzen - Referentin: Christa Böhme (Difu) 

In Workshop 4 wurde diskutiert, wie Klimaanpassung in Kommunen auch für sozial benachteiligte Gruppen bzw. Quartiere umweltgerecht und sozial umgesetzt werden kann. Christa Böhme vom Difu erläuterte im ersten Teil, was Umweltgerechtigkeit bedeutet und wie wichtig es ist, dass Kommunen soziale Lage, Umwelt und Gesundheit zusammen denken und sozial benachteiligte Quartiere räumlich in das Klimaanpassungskonzept einbeziehen. Es wurde darauf hingewiesen, dass sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen häufig in dicht bebauten, verkehrsreichen, wenig durchgrünten und insgesamt benachteiligten Stadtteilen wohnen und leben und damit höheren Umwelt- und Klimabelastungen ausgesetzt sind. Wichtige Schritte einer Kommune hin zu mehr Umweltgerechtigkeit sind u.a. die Identifikation von mehrfach belasteten Teilräumen und die Umsetzung geeigneter lokaler Maßnahmen, wie z.B. die Begrünung von Innenhöfen zur Verbesserung der Lebensqualität benachteiligter Gruppen. Zentral ist auch kommunale Programme und Konzepte – wie etwa Klimaanpassungskonzepte – mit Blick auf Umweltgerechtigkeit zu qualifizieren, aktuell wird das in der Praxis kaum umgesetzt. 

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Christa Böhme. 

Im zweiten Teil des Workshops brachten die Teilnehmer*innen Fragen und eigene Erfahrungen zum Thema ein. Eine Frage war, wie können benachteiligte Menschen bestmöglich erreicht und beteiligt werden? Praktische Antworten sind z.B. die Umsetzung aufsuchender Angebote (im Gegensatz zu sprachbasierten Angeboten) wie die Zusammenarbeit mit dem Quartiermanagement und Park-/ Stadtteilfeste. Zentrales Thema der Diskussion war auch das Schmieden von Allianzen um Umweltgerechtigkeit weiter voranzubringen – z.B. zwischen Klimaanpassungsakteuren, dem Gesundheitsamt oder Ärzt*innen und Care-Beschäftigten, sozialen Einrichtungen und Wohlfahrtsverbände wie der Caritas. Auch diskutiert wurden Fragen rund um nützliche Indikatoren für die räumliche Analyse der Mehrfachbelastungen (z.B. Arbeitslosigkeit, Transferbezug der Nichtarbeitslosen, Kinderarmut).

Workshop 5: Aktivierung privater Akteure zur Umsetzung von NbS - Referentinnen: Christiane Heinichen (Ökolöwe Umweltverbund Leipzig e.V.), Maxi Hase (Osnabrück) 

Der Workshop befasste sich mit dem Thema der Aktivierung der Bürgerschaft, Privatwirtschaft und anderer privater Akteure für die Umsetzung von NbS. Am Beispiel des Projektes „Kletterfix“ zeigte Christiane Heinichen von Ökolöwe Umweltschutzverein aus Leipzig, wie die Bürgerschaft für die Fassadenbegrünung aktiviert werden kann. Sie wies darauf hin, dass das Potenzial enorm ist und durch niedrigschwellige Unterstützungs-/Beratungsangebote, die den Dienstleistungsgedanken in den Vordergrund stellen, sowie durch das Aufzeigen von gelungenen Beispielen und die Würdigung des vorhandenen Engagements leichter genutzt werden kann. Sie betonte die Wichtigkeit, dass die Stadt mit gutem Beispiel vorangeht und die Zusammenarbeit mit den umsetzenden Vereinen pflegt, indem sie eine verlässliche und dauerhafte Projektförderung, Ansprechpartner*innen in verschiedenen Ämtern und die Einbindung in Entscheidungsprozesse sicherstellt. Maxi Hase, Klimaanpassungsmanagerin der Stadt Osnabrück, berichtete über die Erfahrungen aus dem städtischen Projekt „Naturnahe Firmengelände“ - Beratungsangebot für Unternehmen in der Stadt Osnabrück. Sie stellte heraus, dass ein großes Interesse an ökologischen Beiträgen in den Unternehmen bestünde und die Initiative zur Beratung meist von den Mitarbeitenden ausginge. Als wichtig für die Unternehmen nannte sie u.a. Fördermöglichkeiten sowie Kontakte für die Umsetzung nach der Beratung. 

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Christiane Heinichen. 

Hier gelangen Sie zur Präsentation von Maxi Hase.

Im anschließenden interaktiven Abschnitt des Workshops tauschten sich die Teilnehmer über die Herausforderungen bei der Unterstützung der Umsetzung naturbasierter Lösungen durch private Akteure aus. Als Hürden wurden die tlw. kritische Einstellung der Akteure gegenüber dem Thema und die damit verbundene zeitintensive Aufklärungsarbeit, sowie fehlendes Wissen und/oder fehlende finanzielle Mittel benannt. Die Diskussion umfasste die Bedeutung der Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und den Austausch positiver Beispiele zivilgesellschaftlichen Engagements bei der Umsetzung und Aufrechterhaltung naturbasierter Lösungen sowie anderer relevanter Programme, Netzwerke und Initiativen wie z.B. Beratung des Naturgarten e.V. zur naturnahen Gestaltung des eigenen Gartens, Tegelwippen, Hanauer Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung, Entsiegelung und Begrünung für Privatpersonen, Gärten und Balkone naturnah gestalten, naturnahe Bepflanzung im öffentlichen Raum in Hennef, Netzwerk Gewerbegebiete im Wandel usw.

Im Anschluss der Workshops wurden fünf Vertreter*innen von Kommunen in einer „Blitzlichtrunde“ vom Moderator zu ihren Erfahrungen mit dem Thema sowie zu den Ergebnissen und Erkenntnissen aus den Workshops interviewt. 

Im letzten Teil der Konferenz, der der Vernetzung und dem Austausch mit Schlüsselakteuren der Klimaanpassung diente, stellten verschiedene Verbände und Organisationen sich und ihre aktuellen Programme und Aktivitäten in zwei kurzen Austauschrunden vor, darunter der 1) Bundesverband GebäudeGrün e.V., 2) Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft Abwasser und Abfall e.V., 3) der Bundesverband Garten- und Landschafts- und Sportplatzbau e.V.die Stiftung die Grüne Stadt 4) Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. sowie 5) Bundespreis Stadtgrün 2024 (BMWSB/ BBSR)

Der erste Tag wurde von Marcus Andreas und Bianca Reichel (ZKA) geschlossen. 

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