Stadt Bonn - Hitzevorsorge: Untersuchung und Aktivierung der Anpassungskapazität zur Reduzierung des Hitzestresses: MUTABOR

Das Projekt MUTABOR knüpft an den Ergebnissen des Projektes ZURES (Zukunftsorientierte Vulnerabilitäts- und Risikoanalyse als Instrument zur Förderung der Resilienz von Städten und urbanen Infrastrukturen) der Universität Stuttgart an und soll ergänzend zu den dort ermittelten lokalspezifischen Handlungsprioritäten (anhand einer Klimaanalyse sowie der daraus entstandenen Planungshinweiskarte) die tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten zur Reduktion von Hitze in der Stadt Bonn aufzeigen.

Eine möglichst genaue Ermittlung der lokalen Maßnahmenpotenziale soll dazu beitragen, Planungsempfehlungen deutlich konkretisieren zu können. Nach erfolgter Potenzialermittlung wird in einem nächsten Schritt eine gesamtstädtische mikroskalige Modellierung des möglichen Kühleffekts bei Realisierung der identifizierten Maßnahmenpotenziale durchgeführt und untersucht wie stark sich die Effekte in verschieden ambitionierten gesamtstädtischen Szenarien voneinander unterscheiden.

Zudem wird im Projekt MUTABOR der Frage nachgegangen, ob und wenn welche quantifizierbaren Ziele zur Hitzeanpassung definiert und in Planungsvorhaben verfolgt werden können. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen in die Überarbeitung der Planungshinweiskarte zur Hitze einfließen.

Poppelsdorfer Allee Bonn

Poppelsdorfer Allee Bonn

Mutabor Klimaanpassungsmassnahmen

Mutabor Klimaanpassungsmassnahmen

Förderprogramm
DAS - Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (BMUV), kommunale Leuchtturmvorhaben (Förderkennzeichen 67DAS180A)
Themenfeld
Graue Infrastruktur
Grüne Infrastruktur
Stadtplanung
Laufzeitbeginn
02/2021
Laufzeitende
07/2023
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Bonn
Bundesland
Nordrhein-Westfalen

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Mit den Folgen der Klimakrise und seiner auch in Bonn deutlichen Auswirkungen steigen Druck und Priorität für die Klimaanpassung. Gleichzeitig existieren bislang kaum konkrete, allgemein verbindliche Maßgaben zur Berücksichtigung von Klimaanpassung im Rahmen von Planungsprozessen. Auch Präzisierungen in weiteren Regelwerken vergleichbar der Richt-/Orientierungswerte der TA Luft und Lärm fehlen bislang. Aus Sicht der Stadt Bonn besteht hier ein offener Regelungsbedarf durch Bund und Länder. Solange dieser besteht, können Kommunen lediglich in Eigeninitiative wirksame Mechanismen entwickeln.

Spezifikation

Im Rahmen des Vorgängerprojekts von MUTABOR, dem BMBF-geförderten Verbundvorhaben ZURES, wurden neue Methoden und Instrumente zur urbanen Vulnerabilitäts- und Risikoabschätzung sowie aktuelle Planungsgrundlagen insbesondere zum Thema Stadtklima/Hitzestress entwickelt, die seitdem vor allem im Bereich der Bauleitplanung Verwendung finden. Das Projekt MUTABOR setzt an den dabei entstandenen Ergebnissen, der Klimaanalyse und den Planungshinweiskarten, an, aktualisiert diese und ermittelt für die dort definierten Handlungsprioritäten konkrete Handlungsmöglichkeiten anhand von Maßnahmenpotenzialen. Basis für die Ermittlung der lokalen Maßnahmenpotenziale ist die Erstellung eines bonnspezifischen Maßnahmenkatalogs, welcher verschiedene Maßnahmen aus den Kategorien

- Verschattung,

- Erhöhung des Grünvolumens/Wasserspeicherung/Verdunstung,

- Verbesserung der Durchlüftung,

- Verringerung der Aufheizung von Oberflächen und

- Die Reduktion des anthropogenen Wärmeeintrags

enthält.

Es wurden zwei Szenarien mit unterschiedlich differenzierten Maßnahmenpotenzialen definiert (Szenario des „Technisch Machbaren“ 2035, Szenario „Weiter wie bisher“ 2035) und in den Kontext von zwei Referenzen ohne die Ausschöpfung von Maßnahmenpotenzialen gesetzt: für die aktuelle sowie für die künftige Situation mit dem Zeithorizont 2035. Die Ergebnisse werden in Klimaanalysekarten mit einer Rastergröße von 5*5 Metern überführt.

Nach Abschluss der Potenzialermittlung der zwei Szenarien werden in einem nächsten Schritt zwei gesamtstädtische mikroskalige Modellierungen des möglichen Kühleffekts bei Realisierung der identifizierten Maßnahmenpotenziale erfolgen. Basierend auf deren Ergebnissen soll abschließend eine handlungsorientierte Strategie zur Erschließung der Potenziale entwickelt werden, welche konkrete Handlungsempfehlungen definiert.

Kooperation und Vernetzung

MUTABOR wird unter Leitung der Stadt Bonn (Amt für Umwelt und Stadtgrün) und unter Beteiligung der Projektpartner GEO-NET Umweltconsulting und „berchtoldkrass space & options“ durchgeführt. Zudem erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens durch das Fachgebiet „Digitalisierung, Visualisierung und Monitoring in der Raumplanung“ der TU Kaiserslautern.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Die beiden Referenzen wurden im Juli 2022 abschließend modelliert und visualisiert. Die Potenzialermittlung der zwei weiteren Szenarien ist abgeschlossen. Derzeit laufen die Berechnungen der Klimamodellierungen. Die Aktualisierung der Stadtklimaanalyse und der Planungshinweiskarte erfolgt parallel zur Klimawirkungsanalyse der zwei Szenarien.

Herausforderungen

Gemäß Bewilligungsbescheid startete das Projekt offiziell am 01. Februar 2021. Das Projekt konnte jedoch erst am 01. Juni 2021 mit Besetzung der Personalstelle beginnen. Die Projektlaufzeit von 24 Monaten wurde daher kostenneutral verlängert.

Weitere Herausforderungen ergaben sich bei der Akquise der benötigten (Geo-)Daten. So fehlten zuverlässige Daten z.B. in den Bereichen der Flächenversiegelung oder der Erfassung von Parkplätzen. Neben den fehlenden Daten war es zudem nötig, die Potenzialanalyse teilautomatisiert durchzuführen, da eine Kartierung vor Ort gesamtstädtisch im Projektzeitraum von zwei Jahren nicht möglich war. Der Umgang mit Unsicherheiten trat außerdem in der Definition von Annahmen und Grundlagen hervor, die für die unterschiedlichen Maßnahmen getroffen werden mussten. Dies beinhaltet z.B. die Berücksichtigung von Trends wie der Verkehrswende oder der Prognose zur weiteren Nachfrage an dem städtischen Förderprogramm Begrünung. Auch war die Festlegung der Definition der Szenarien hinsichtlich der Fragestellung „Was ist technisch machbar?“ in einen intensiven Abstimmungsprozess mit der Bonner Fachverwaltung notwendig.

Erkenntnisse

Es konnten folgende Erkenntnisse im Projekt gewonnen werden:

- Im Technisch Machbaren Szenario ist eine Temperaturreduktion um mehr als 2°C möglich.

- Im starken Klimawandel (RCP 8.5 Szenario) werden bis zum Ende des Jahrhunderts Temperaturerhöhungen prognostiziert, die selbst mit dem Maßnahmenset aus dem „Technisch Machbaren Szenario“ nicht ausgeglichen werden können.

- Um eine stadtklimatische Verschlechterung im starken Klimawandel auch über 2035 hinaus zu vermeiden, sind weitergehende Maßnahmen zur städtebaulichen Transformation erforderlich – Maßnahmen zur Begrünung und Stärkung der blauen Infrastruktur reichen nicht aus.

Im Auftrag des: