Stadt Bingen - Effizientes, innovatives Gebäudegrün (EffIn-Grün)
Dachbegrünungen weisen je nach System unterschiedliche positive Wirkungen auf. Während extensive Systeme wenig Wasser benötigen, sind sie mit Blick auf die Abkühlung und CO2-Bindung nicht sehr effizient. Eine intensive Dachbegrünung ist deutlich effizienter, jedoch ist hier der Ressourcen- und Energieverbrauch deutlich höher. Ziel des Forschungsprojektes (DAS-Förderung 2019-2022) war es, mit Hilfe quantitativer Messungen ein nachhaltiges semi-intensives Dachbegrünungssystem zu entwickeln, das Synergien zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz schafft.
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Ziele und Aktivitäten
Unter den zu beobachtenden Folgen der Klimakrise spielen häufigere und intensivere Hitzewellen sowie Starkregenereignisse eine zentrale Rolle. Dachflächen dienen dabei fast ausschließlich dem Schutz der Gebäude bzw. der Nutzenden. Dabei bieten Dachbegrünungen mit Blick auf Kühleffekt, Regenwasserspeicherung, Biodiversität und längere Lebensdauer des Daches in vielerlei Hinsicht positive Möglichkeiten den Folgen des Klimawandels zu begegnen. So gut das klingt, pauschal lassen sich diese positiven Effekte nicht darstellen. So sind intensive Dachbegrünungen durch ihren höheren Aufbau deutlich effizienter hinsichtlich der positiven Effekte, benötigen zur Herstellung jedoch deutlich mehr Ressourcen. Extensive Dachbegrünungen hingegen sind weniger aufwändig und damit ressourcenärmer in der Herstellung, aber die Kühleffekte und CO2-Bindung ist hier deutlich geringer. Ziel des Forschungsprojektes war es mithilfe von quantitativen Messungen ein System einer semi-intensiven Dachbegrünung zu entwickeln. Das System soll nachhaltig sein, also effiziente Klimaanpassung (Abkühlung) mit Klima- und Umweltschutz (Ressourcenaufwand, Co2-Bindung) und geringem finanziellen Aufwand verknüpfen.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden auf insgesamt vier Dachflächen mit jeweiligen Referenzflächen Messungen zu unterschiedlichen Parametern durchgeführt. Dabei wurden mikroklimatische Effekte untersucht sowie Aspekte der Wasserversorgung, Feinstaubbindung und Biodiversität. Die Versuchsdachfläche dient einerseits dazu die Nachrüstbarkeit von Dachflächen zu demonstrieren. Andererseits wurde hiermit eine Modellfläche entwickelt, die Wirkungen unterschiedlicher Bepflanzungen und Bewässerungssysteme quantitativ untersucht.
Mit Bezug zur Klimaanpassung wurden die Kühleffekte mit Hilfe von Wetterstationen zu unterschiedlichen Jahreszeiten gemessen. Gashauben haben den Treibhausgasaustausch von Pflanzen und Substrate mit der Atmosphäre erfasst. Darüber hinaus wurde der Wasserbedarf und das Wasserspeichervermögen ermittelt, sowie die Auswirkungen auf Heiz- und Kühlbedarfe von Gebäuden modelliert und das Feinstaub-Bindevermögen des Dachgrüns mikroskopisch analysiert. Ebenfalls untersucht wurden die Auswirkungen unterschiedlicher Etablierungsmethoden der Dachbegrünung und Bewässerung auf die Biodiversität. Aus den Untersuchungsergebnissen wurden Empfehlungen und Hinweise für die technische Umsetzung in einem Leitfaden abgeleitet.
Das Forschungsprojekt wurde unter Leitung der Technischen Hochschule Bingen in Kooperation von sechs Projektpartnern aus Forschung, Praxis und Kommunen umgesetzt. Beteiligt waren neben der TH Bingen das Institut für geothermisches Ressourcenmanagement (igem), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Städte Mainz und Bingen die ZinCo GmbH sowie Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG).
Erkenntnisse
Als praxisorientiertes Forschungsprojekt liefert „Effin Grün“ wichtige Erkenntnisse zur den unterschiedlichen Wirkungen einer semi-intensiven Dachbegrünung. Dies ist insbesondere hinsichtlich der positiven ökologischen Wirkungen und ökonomisch günstigen Nachrüstung von bestehenden Dachflächen von besonderer Bedeutung. Die Effizienz des im Rahmen des Projektes entwickelte Demonstrationsdach (semi-intensives Dachbegrünungssystem) wurde ebenfalls mit Hilfe zahlreicher Messungen nachgewiesen. Aus diesen Projektergebnissen wurde ein Leitfaden entwickelt, der praxisorientiert Hinweise und Empfehlungen für die technische Umsetzung eines semi-intensiven Dachbegrünungssystems gibt.