Stadt Bernau - Bernau.Pro.Klima - Klimawandelanpassung mittels ökosystembasierter und partizipativer räumlicher Planung

Die Stadt Bernau bei Berlin liegt wenige Kilometer nordöstlich der Berliner Stadtgrenze im Landkreis Barnim in Brandenburg. Als eine der niederschlagsärmsten Regionen gehört Brandenburg zu einem der vom Klimawandel am stärksten betroffenen Gebiete in Deutschland. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Projektes die „Strategie zur ökosystembasierten Anpassung an den Klimawandel in Bernau bei Berlin" entwickelt.

Großes Backstein Tor und Turm neben einer mittelalterlichen Stadtmauer.

Mittelalterliche Stadtmauer in Bernau. Quelle: Adobe Stock 306415518

Förderprogramm
BMUV-Programm ‚Anpassung an den Klimawandel (DAS)‘ mit dem Schwerpunkt ‚Kommunale Leuchtturmvorhaben‘. Förderkennzeichen: 67DAS125
Themenfeld
Bevölkerungsschutz und Gesundheit
Grüne Infrastruktur
Partizipation, Bildung
Stadtplanung
Überflutung
Laufzeitbeginn
01/2018
Laufzeitende
07/2020
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Bernau
Bundesland
Brandenburg

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Die direkte Umgebung der Stadt Bernau bei Berlin stellt sich mit Blick auf die Landnutzungsformen sehr unterschiedlich dar. Im Norden liegt der Naturpark Barnim, ein wald- und gewässerreiches Gebiet, während die südöstlich gelegene Barnimer Feldmark durch intensive Landwirtschaft und der südwestliche Raum durch den sich verdichtenden urbanen Raum Berlins geprägt ist. In der Region überlappen sich mehrere Extrembereiche der voraussichtlichen Klimabetroffenheit: Vergleichsweise geringe Jahresniederschläge und vorherrschend sandige Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität, eine Zunahme von Starkniederschlägen und durch städtebauliche Strukturen zusätzlich verschärfte Hitzeereignisse erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels.

Spezifikation

Ziel des Projektes war es mit Hilfe einer Klimaanpassungsstrategie einen dauerhaften Prozess zu etablieren, der die Klimaanpassungsfähigkeit der Stadt Bernau bei Berlin langfristig erhöht. Im Mittelpunkt stand dabei eine aktive Beteiligung lokaler Akteur*innen, um lokale Kapazitäten aufzubauen sowie damit die öffentliche Wahrnehmung der Herausforderungen zu erhöhen. Es wurden dabei unterschiedliche Formate bei der Beteiligung und Kommunikation genutzt, um ein möglichst breites Spektrum an Akteur*innen zu erreichen. Besonderheit der Anpassungsstrategie ist der gewählte ökosystembasierte Ansatz. Ziel ist es die Funktionstüchtigkeit der Ökosysteme zu erhalten und aufzuwerten, da die Ökosystemleistungen wesentlich für das menschliche Wohlergehen sind. Dabei geht es vor allem um Leistungen, die das lokale Klima und den Wasserhaushalt regulieren und negative Folgen von Extremereignissen auf den Menschen reduzieren können. Ansatz der Anpassungsstrategie war es daher Maßnahmen zu entwickeln, wie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosysteme abgepuffert und negative Auswirkungen auf das menschliche Wohlergehen reduziert werden können. 

Kooperation und Vernetzung

Das Projekt wurde in Kooperation vom Zentrum für Ökonik und Ökosystemmanagement der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sowie der Stadt Bernau umgesetzt. Die Ende 2020 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossene „Strategie zur ökosystembasierten Anpassung an den Klimawandel in Bernau bei Berlin“ entstand unter intensiver Einbindung lokaler Akteur*innen. Dabei wurden ganz unterschiedliche Beteiligungsformate eingesetzt, bspw. Aktionen im öffentlichen Raum, Planungswerkstätten, Schüler*innen-Workshops sowie Fachworkshops mit ausgewählten Akteur*innen. In diesen Veranstaltungen wurden konkrete Anpassungsideen entwickelt sowie Hinweise für notwendige Rahmenbedingungen zur Umsetzung.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Zentrales Projektergebnis ist die erarbeitete Klimaanpassungsstrategie für die Stadt Bernau bei Berlin, die Ende 2020 auch von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde. Der ökosystembasierte Ansatz und der intensive Beteiligungsprozess sind wesentliche Charakteristika der Strategie. Entsprechend wurden die Klimaanpassungsziele aus dieser Perspektive entwickelt und spezifische ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen abgeleitet. Durch diese Maßnahmensoll die Vulnerabilität der Ökosysteme abgepuffert und damit die klimawandelbedingten Risiken für das menschliche Wohlergehen reduziert werden. Es geht dabei um den Erhalt der Ökosysteme, die Reduktion menschlicher Einflüsse, die die Regulierungskapazitäten der Ökosysteme einschränken, sowie den gezielten Aufbau genau dieser Kapazitäten. Betrachtet werden dabei die Ökosystemklassen Wald, Gewässer/ Feuchtgebiet, Offenland sowie urbaner Siedlungsraum. 

Als Leuchtturmmaßnahme zu diesem Projekt wird die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes umgesetzt. Dort sind u.a. die Entsieglung von Flächen und klimarobuste Pflanzungen vorgesehen. Ziel ist es, die durch ungünstige städtebauliche Gestaltung verstärkte Klimawandelfolgen (insb. Hitzeinseleffekt) spürbar zu reduzieren und die Aufenthaltsqualität an diesem stark frequentierten öffentlichen Platz zu erhöhen. Weitere Orte, die auf diese Weise bereits angepasst wurden, sind beispielsweise ein ehemaliger Busbahnhof (Platz vor der Bahnhofspassage), ein Platz in der Innenstadt (Platz am Steintor) und verschiedene Verkehrsinseln. 

In der Folge des Projektes hat die Stadt Bernau weitere Maßnahmen zur Klimaanpassung in der Stadt angestoßen. So hat die Stadt 2023 das Label „StadtGrün naturnah“ des Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ erhalten. 

Herausforderungen

Die Folgen des Klimawandels stellen sich aufgrund der differenzierten landschaftlichen Prägung in der Stadt Bernau unterschiedlich dar. Der südwestliche Raum ist durch Siedlungsräume und Nähe zu Berlin geprägt und weißt, ebenso wie die Kernstadt Bernau einen ausgeprägten Hitzeinseleffekt auf. Im Gegensatz dazu weisen die nördlichen Bereiche mit ihren ausgedehnten Wald- und Wasserflächen deutlich geringere Temperaturen während heißer Sommertage auf. Die Zahl an Hitzetagen wird in Zukunft weiter zunehmen. Parallel dazu nimmt die Variabilität des Niederschlags zu, mit längeren Trockenperioden und zunehmenden extremen Niederschlagsereignissen. Diese regionalen, großräumigen Trends werden durch die lokalen Gegebenheiten verschärft oder reduziert. Der für die Anpassungsstrategie gewählte ökosystembasierte Ansatz fokussiert darauf, die bestehenden Ökosysteme mit Blick auf die prognostizierten Klimaveränderungen resilienter zu machen und damit die ökologischen, sozialen und institutionellen Anpassungskapazitäten insgesamt zu stärken. Mit Mitteln eines Bundesprogrammes soll darüber hinaus ein grünes Band geschaffen werden, das die bestehenden grünen Räume miteinander vernetzt.

Erkenntnisse

Mit der entwickelten Anpassungsstrategie wurde für alle Akteure der Stadtgesellschaft ein Orientierungsrahmen für ihre Anpassungsaktivitäten geschaffen.

Im Auftrag des: