WdKA Botschafterin Prof. Dr. Traidl-Hoffmann

Prof. Claudia Traidl-Hoffmann ist eine renommierte Umweltmedizinerin, spezialisiert auf die klinische Versorgung von chronisch und komplex erkrankten Menschen. Sie ist Universitätsprofessorin für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg, Direktorin des Instituts für Umweltmedizin bei Helmholtz Munich und des Instituts für Umweltmedizin und Integrative Gesundheit und der Hochschulambulanz für Umweltmedizin am Universitätsklinikum Augsburg. Ihre Forschung konzentriert sich auf umweltbedingte und durch Umweltfaktoren verstärkte Krankheiten, insbesondere Allergien.  Ihr besonderes Anliegen ist, den Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit besser zu verstehen, sowie präventive und resilienzstärkende Maßnahmen zu entwickeln. 

Prof. Traidl-Hoffmann ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und Sonderbeauftragte des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege für Klimaresilienz und Prävention. 

Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann

WdKA Botschafterin Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann

Prof. Dr. Traidl-Hoffmann

ZKA: Wir freuen uns sehr, dass Sie die WdKA als Botschafterin unterstützen. Was ist Ihre persönliche Motivation?

C.T-H: Ich bin Ärztin – ich habe geschwächte Menschen vor mir, nicht abstrakte Zahlen. Ich sehe Kinder, die unter Hitzewellen oder Allergien leiden, alte Menschen, deren Körper in zu heißen Nächten nicht mehr zur Ruhe kommt. Die Klimakrise ist längst in unseren Wartezimmern angekommen. Deshalb setze ich mich als Umweltmedizinerin und Sonderbeauftragte für Klimaresilienz dafür ein, dass Klimaanpassung zum selbstverständlichen Teil unseres Gesundheitswesens wird – vorausschauend, gerecht, wirksam.
Die Woche der Klimaanpassung gibt Hoffnung: Sie zeigt, dass es viele Menschen gibt, die handeln, vorsorgen, schützen – in Kommunen, Pflegeeinrichtungen, Schulen, Kliniken. Das macht Mut. In einer Zeit, in der Klimaschutz und Nachhaltigkeit politisch an den Rand gedrängt werden, frage ich mich oft: Wie tragfähig war unsere Nachhaltigkeitsstrategie wirklich? Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt laut und konstruktiv bleiben. Es geht nicht um Schuld, sondern um Schutz. Nicht um Verzicht, sondern um Zukunft. Und für mich als Ärztin heißt das: um Gesundheit.

ZKA: Wie könnte aus Ihrer Sicht das Thema noch stärker in die Öffentlichkeit getragen werden?

C.T-H: Wir brauchen neue Erzählungen – jenseits von Angst oder Schuld. Menschen wollen wissen: Was kann ich tun? Was hilft wirklich? Was bringt mir das? Und hier hat Klimaanpassung enormes Potenzial: Sie schützt konkret – vor Hitzefolgen, vor Krankheiten, vor Stress. Sie macht den Alltag besser, lebenswerter. Wenn wir zeigen, dass ein begrünter Schulhof nicht nur das Klima schützt, sondern auch die Konzentration der Kinder verbessert, dann wird das Thema greifbar.
Auch die Gesundheitsberufe sollten viel stärker als Multiplikator*innen auftreten: mit Hitzesprechstunden, präventiver Beratung, Fortbildungen. Und: Wir brauchen Hoffnungskommunikation. Warum nicht eine deutschlandweite Kampagne unter dem Motto „Gesunde Zukunft – jetzt“! Mit echten Geschichten, starken Bildern, und der klaren Botschaft: Wir können etwas tun. Wir sind viele. Und es lohnt sich – für unsere Gesundheit und für kommende Generationen.

ZKA: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Klimaanpassung?

C.T-H: Ich wünsche mir, dass wir Klimaanpassung als das begreifen, was sie wirklich ist: ein Akt der Fürsorge. Für die Schwächsten, für uns selbst, für unsere Kinder. Und ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft wieder Lust auf Zukunft entwickeln.
In meiner Arbeit mit Patient*innen, in der Forschung und in der Politik sehe ich, wie viel Wissen wir haben – aber auch, wie schwer es ist, daraus ins Handeln zu kommen. Die Gefahr ist groß, dass wir in Lähmung oder Zynismus verfallen. Dagegen hilft nur eines: konkrete Schritte. Zusammenarbeit. Mut.
Klimaanpassung ist für mich gelebte Hoffnung. Sie zeigt, dass wir unsere Welt gestalten können – menschlicher, gesünder, gerechter. Ich wünsche mir, dass wir Gesundheit zum Ausgangspunkt all unserer Strategien machen. Denn eine gesunde Zukunft beginnt nicht irgendwann – sie beginnt jetzt.