WdKA Botschafterin Prof. Dr. Claudia Kemfert

Prof. Dr. Claudia Kemfert ist Leiterin der Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“ am DIW Berlin und Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität. Sie ist eine gefragte Gutachterin und Politikberaterin, Mitglied und Co-Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen, sowie in zahlreichen weiteren Beiräten und Jurys aktiv. Nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Bielefeld, Oldenburg und Stanford promovierte sie 1998 und forschte international, bevor sie verschiedene Forschungsgruppen leitete. 

Für ihre wissenschaftliche Arbeit und ihr gesellschaftliches Engagement wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Solarpreis, dem Adam Smith Preis und dem Umweltmedienpreis.

Prof. Dr. Claudia Kemfert

ZKA: Was ist Ihre persönliche Motivation als Botschafterin die Woche der Klimaanpassung zu unterstützen?

C.K.: Als Wissenschaftlerin beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit den ökonomischen Folgen der Klimakrise sowie mit Chancen und Potenzialen einer nachhaltigen Energie- und Klimapolitik. In meiner Rolle als Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sowie als Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik setze ich mich dafür ein, wissenschaftliche Erkenntnisse sichtbar zu machen und in gesellschaftliche und politische Debatten einzubringen. Die Woche der Klimaanpassung ist für mich eine wichtige Plattform, weil sie das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen stärkt und die Vielfalt an Akteuren sichtbar macht, die täglich Lösungen entwickeln. Meine Motivation ist es, zu zeigen, dass Klimaanpassung kein Nischenthema ist, sondern eine zentrale Aufgabe unserer Zeit. Sie betrifft alle Bereiche unserer Gesellschaft: Wirtschaft, Infrastruktur, Gesundheit, Landwirtschaft, soziale Einrichtungen. Wenn wir nicht rechtzeitig handeln, drohen enorme Schäden – nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial. Klimaanpassung ist ein Investitionsprogramm in die Zukunft, das unsere Lebensqualität und Wettbewerbsfähigkeit erhält. Es braucht Botschafter*innen, die diese Botschaft weitertragen und in den gesellschaftlichen Diskurs bringen.

ZKA: Ziel der WdKA ist es, der Klimaanpassung in Deutschland eine hohe Sichtbarkeit zu verleihen und das vielfältige Engagement aufzuzeigen. Doch ist die Klimaanpassung noch nicht in der Fläche zu sehen. Wie könnte die Klimaanpassung aus Ihrer Sicht populärer gemacht werden?   

C.K.: Klimaanpassung wird oft noch als Randthema wahrgenommen, dabei erleben wir bereits heute die massiven Auswirkungen von Extremwetterereignissen. Um sie populärer zu machen, brauchen wir mehr Sichtbarkeit, greifbare Beispiele und eine klare Kommunikation der Vorteile. Entscheidend ist, den Menschen zu zeigen, dass Klimaanpassung nicht nur Kosten verursacht, sondern enorme Nutzen bringt: Schutz von Gesundheit, Arbeitsplätzen, Ernten, Infrastruktur und sozialem Zusammenhalt. Gute Praxisbeispiele gibt es bereits – etwa Städte, die Hitzeschutzpläne entwickeln, Kommunen, die wassersensible Stadtplanung umsetzen, oder Unternehmen, die Lieferketten klimafest machen. Solche Beispiele müssen stärker in den Vordergrund gestellt werden, über klassische Medien, aber auch über Social Media, wo Bilder und Geschichten von Betroffenen und Pionier*innen wirken. Wichtig ist auch, Klimaanpassung mit positiven Botschaften zu verknüpfen: Sie erhöht Lebensqualität, schafft sichere Arbeitsplätze und stärkt die regionale Wirtschaft. Bildung spielt ebenfalls eine große Rolle: Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen sollten Klimaanpassung in ihre Programme integrieren. Nur wenn die breite Bevölkerung versteht, warum Anpassung notwendig ist und welche Chancen darin liegen, wird das Thema die gesellschaftliche Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient.

ZKA: Was wären aus Ihrer Sicht die wichtigsten Schritte, um zu einer klimaresilienten Zukunft in Deutschland zu kommen, bzw. diese zu gestalten?

C.K.: Um eine klimaresiliente Zukunft zu gestalten, brauchen wir einen klaren politischen Rahmen, verlässliche Finanzierungsmechanismen und breite gesellschaftliche Unterstützung. Erstens müssen Bund, Länder und Kommunen Klimaanpassung als integrale Querschnittsaufgabe begreifen. Jede Investition in Infrastruktur, Bau, Verkehr, Landwirtschaft oder Gesundheit muss auf Klimarisiken geprüft werden. Zweitens braucht es ausreichend finanzielle Mittel: Investitionen in Klimaanpassung sind kein Kostenfaktor, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Jeder Euro, der heute in Prävention fließt, spart ein Vielfaches an Schadenskosten. Drittens ist Partizipation entscheidend: Bürger*innen, Kommunen, Unternehmen und Wissenschaft müssen gemeinsam Strategien entwickeln und umsetzen. Anpassung gelingt nur im Zusammenspiel aller Akteure. Zudem ist Forschung und Innovation wichtig: Wir brauchen neue Technologien für Hitzeschutz, Wasserwirtschaft, resilientere Gebäude und klimafeste Infrastruktur. Mein Wunsch wäre, dass Klimaanpassung ähnlich wie Klimaschutz endlich höchste politische Priorität bekommt – mit einem nationalen Aktionsplan, klaren Zuständigkeiten und verbindlichen Zielen. So können wir die Resilienz unserer Gesellschaft stärken, Wohlstand und Lebensqualität sichern und gleichzeitig soziale Ungleichheiten abbauen.

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