Stadt Göttingen - Grünes Levinquartier (GLQ) für die Beschäftigungsförderung
Die Beschäftigungsförderung Göttingen hat ein Klimaanpassungskonzept für einen „Grünen Artur-Levi-Campus“ erarbeitet und setzt nun Teile des Konzeptes in baulichen Maßnahmen um. Entsiegelung, Schwammstadt-Elemente und Begrünung von Fassaden und Dächern sollen die Aufenthaltsqualität auf dem Gelände erhöhen und Starkregen- sowie Hitzeschutz gewährleisten. Das Projekt wird Ende Oktober 2025 abgeschlossen und anschließend hier aktualisiert.
Allgemeine Informationen
Ort/Einrichtung
Weiterführende Links
Ziele und Aktivitäten
Die Beschäftigungsförderung Göttingen (kAöR) war bis zum Jahr 2022 an zehn unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet vertreten. Schon zu dieser Zeit war das Areal zwischen Levinstraße und Grätzelstraße der größte Standort. Auf 8.306 qm² Fläche befanden sich ein ehemaliges Warenversandhaus aus den 1930er Jahren mit Schulungsräumen für Erwachsene und einem Sozialkaufhaus, ein Anbau aus den 1980er Jahren, eine Werkhalle aus Metall, in der eine von fünf Jugendwerkstätten untergebracht ist, sowie eine Produktionsschule.
Die Baufälligkeit des Schulgebäudes machte jedoch einen Neubau zwingend notwendig. Um Synergieeffekte zu nutzen und weitere Jugendprojekte aus dem Stadtgebiet an einem Ort zu vereinen, wurde der Neubau so geplant, dass neben der Produktionsschule drei Jugendwerkstätten und die Verwaltung untergebracht werden konnten. Auf diese Weise entstand der Artur-Levi-Campus.
Die große Fläche zwischen den einzelnen Gebäudeteilen ist vollständig versiegelt. Gerade die drei Altbauten heizen sich im Sommer derart stark auf, dass die Temperaturen im Innenraum häufig über 30 Grad Celsius liegen. Aus Gründen der Arbeitssicherheit darf dann zeitweise in einigen Räumen nicht gearbeitet oder Bildungsangebote durchgeführt werden. Um Abhilfe zu schaffen, wurde das Klimaanpassungskonzept „Grüner Artur-Levi-Campus“ entwickelt. Es sieht u.a. die Entsiegelung und das Anlegen von Grünflächen und Versickerungsmöglichkeiten vor, sodass alle Gebäude - auch bei Hitze oder Starkregen - nutzbar sind. Ein grünes Klassenzimmer im Innenhof soll zudem erlebnispädagogische Elemente im Unterricht der Jugendprojekte und der Produktionsschule ermöglichen. Ziel ist es, auf diese Weise das Mikroklima nachhaltig positiv zu beeinflussen, für Teilnehmende der BFGoe-Projekte und Mitarbeitende mehr Aufenthaltsqualität und eine gesunde und sichere Lern- und Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Gefördert werden durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) bei der Umsetzung des Klimaanpassungskonzepts fünf „grüne“ Elemente mit einer Summe von 395.827 €:
- Die Entsiegelung der gesamten Fläche zwischen Neu- und Bestandsbauten
- Schaffung eines grünen Innenhofs mit Möglichkeiten zur nachhaltigen Bewässerung („Schwammstadt“)
- Begrünung der Fassade der Metall-Werkhalle der Jugendwerkstatt „Kfz- und Metall“
- Begrünung des Vordachs des Altbaus aus den 1930er Jahren
- Entsiegelung der Parkflächen, Pflasterung mit versickerungsoffenem Belag und Bepflanzung
Erkenntnisse
Bereits vor Beginn des Projektes wurden Änderungen an dem Gelände durchgeführt, auf denen die vom BMUV geförderten Anpassungsmaßnahmen aufbauen. Zum Beispiel wurde der Bestandsbau aus den 1930er Jahren innerhalb der letzten fünf Jahren bei laufendem Betrieb aufwendig saniert und die Brandschutzanlage auf den neusten Stand gebracht. Auch der Anbau aus den 1980 Jahren wurde saniert und erhielt ebenso wie der Altbau eine Photovoltaik-Anlage, die zusammen mit dem Schulungsgebäude und dem Neubau der Produktionsschule eine nachhaltige und weitgehend autarke Energieversorgung sicherstellen soll. Diese Neuerungen wurde allerdings noch nicht im Rahmen von Anpaso gefördert.
Die Maßnahmen des geförderten Projektes wurden im November 2024 begonnen. Dies sind insbesondere die Entsiegelung der Flächen und die Begrünung der Metallwerkhalle. Der Abschluss der Arbeiten ist für Herbst 2025 geplant.
Das Areal des Artur-Levis-Campus liegt in einem ehemaligen Feuchtgebiet. In der Vorkriegszeit wurde das Gelände trockengelegt, bebaut und eine 90 Zentimeter dicke Betonsohle in zwei Metern Tiefe errichtet. Diese gründet wiederum auf mehreren Betonpfählen. Um die Tragfähigkeit zu prüfen, mussten bei der Planung des Neubaus aufwendige Tiefenbohrungen an mehreren Stellen durchgeführt werden. Der Keller des 1930er Baus liegt zudem unterhalb des Grundwasserspiegels, sodass dieser bei Starkregen unter Wasser steht. Die Schaffung des grünen Innenhofs und die Entsiegelung sollen auch hier Abhilfe schaffen und zugleich aufgefangenes Regenwasser zur Bewässerung der Pflanzen nutzbar machen. Die Betonsohle erweist sich jetzt bei der Umsetzung des grünen Innenhofs als nützlich, da es als Basis für das System zur Bewässerung dient.
Die Beschäftigungsförderung Göttingen ist ein Unternehmen des öffentlichen Rechts und nutzt öffentliche Fördermittel. Daher ist sie verpflichtet, alle Gewerke öffentlich auszuschreiben. Angesichts der Größe des Vorhabens erweist sich das als hoch komplex. Um Fehler bei der Vergabe und rechtlichen Fragen zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Ausschreibungen von einer externen Vergabestelle durchführen zu lassen, was in diesem Projekt noch nicht stattgefunden hat.