Stadt Speyer - Klimawandel Speyer folgen

Im Zeitraum zwischen August 2012 bis Juli 2015 hat sich die Stadtverwaltung Speyer intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich die Kommune bestmöglich auf die klimatischen Änderungen und häufigeren Wetterextreme vorbereiten kann. Die Frage wurde letztlich mit einem ganzheitlichen, datenbasierten und partizipativen Klimaanpassungskonzept beantwortet, das obendrein noch Modellcharakter für andere Mittelstädte beansprucht.

Springbrunnen im Vordergrund, Dom zu Speyer im Hintergrund

Springbrunnen vor dem Dom zu Speyer (lizenziertes Stockfoto)

Straßenansicht in der Speyerer Altstadt mit Palmen im Vordergrund

Palmen in der Speyerer Altstadt (lizenziertes Stockfoto)

Förderprogramm
BMUV-Programm 'Anpassung an den Klimawandel (DAS)' mit dem Schwerpunkt 'Kommunale Leuchtturmvorhaben'
Themenfeld
Hitze und Trockenheit
Laufzeitbeginn
08/2012
Laufzeitende
07/2015
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Speyer
Bundesland
Rheinland-Pfalz

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Das Bundesland Rheinland-Pfalz ist von der Erderwärmung stark betroffen und das Wetter wird extremer. Die Winter werden immer milder und regenreicher, die Sommer hingegen heißer und trockener. Die klimawandelbedingte Häufung und Intensivierung der Hitzeperioden sind in Speyer durch Wärmeinseleffekte besonders bemerkbar. Im Rahmen des Projekts ‚Klimawandel Speyer folgen‘ hat die Stadt den Auftrag erhalten, innovative Strategien und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung zu konzipieren und umzusetzen. Speyer fungiert als Pilotkommune und soll anderen Mittelstädten als Vorbild in Sachen Klimaanpassung dienen.

Spezifikation

Das ambitionierte Vorhaben ging die Verwaltung nicht alleine an, sondern legte sehr viel Wert darauf, fachliche Unterstützer*innen, Bürger*innen, Schlüsselakteur*innen und Multiplikator*innen aus Stadt und Region einzubinden. Hierfür wurde die Öffentlichkeit möglichst breit und dennoch je nach Schwerpunkt zielgruppenbezogen über eine Vielzahl von Medien und Veranstaltungen angesprochen. Die allgemeine Öffentlichkeit wurde beispielsweise über eine Projektzeitung, Newsletter und Infofolder adressiert. Zielgruppenspezifische Beteiligung erfolgte zum Beispiel über die ‚Klimadetektive‘, bei denen Schüler*innen Klimadaten zur Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Speyerer Innenstadt erhoben, diskutierten und grafisch aufbereiteten. 

Das Projekt war in drei aufeinanderfolgenden Phasen eingeteilt: einer viermonatigen Aufbau-, einer zwanzigmonatigen Entwicklungs- sowie einer zehnmonatigen Modell- und Nachhaltigkeitsphase. In der Aufbauphase wurde unter Rückgriff auf komplexe Daten zunächst der klimatische Ist-Zustand festgehalten und Zukunftsszenarien entwickelt. Sie sollten die Basis für künftige Entscheidungen über Klimaanpassungsmaßnahmen in Speyer bilden. Zudem hat sich eine Lenkungsgruppe aus relevanten Bereichen der Speyerer Verwaltung und den kooperierenden öffentlichen Einrichtungen eingefunden.

In der darauffolgenden Entwicklungsphase fanden zehn Workshops statt, in denen insgesamt 100 Akteur*innen und Entscheidungsträger*innen Maßnahmen und Strategien entwickelten. Jeder Workshop wurde von einem spezifischen Handlungsfeld gerahmt. Folgende Handlungsfelder wurden bearbeitet:

  • Stadtentwicklung und Stadtplanung 
  • Wohnen und Wohnungswirtschaft 
  • Tourismus 
  • Naturschutz, Stadtgrün und Forstwirtschaft 
  • Ver- und Entsorgungsinfrastruktur 
  • Katastrophenschutz 
  • Gesundheit I: Krankenhäuser, Pflegedienste, Senioren 
  • Gesundheit II: Kindergärten, Schulen, Arbeitsplatz 
  • Wirtschaft 
  • Wasserwirtschaft 

Die Phase wurde in einer Zwischenbilanzkonferenz abgeschlossen, in der die Projektleiter*innen Schlüsselergebnisse aus den Workshops vorstellten. Auf der Konferenz wurden schließlich Schwerpunktthemen für die dritte Projektphase festgelegt und Ideen für konkrete Modellprojekte in Speyer entwickelt. 

Die abschließende Modell- und Nachhaltigkeitsphase widmete sich den ausgewählten Themenschwerpunkten. In einer weiteren vertiefenden Workshoprunde priorisierten die Beteiligten die Maßnahmen und Strategien aus der Zwischenbilanzkonferenz und charakterisierten sie mit Bezug auf die zeitliche und finanzielle Realisierbarkeit. Die Handlungsfelder der zweiten Workshoprunde waren folgende: 

  • Stadtplanung und Stadtgrün 
  • Tourismus 
  • Hochwasserschutz und Druckwasser 
  • Gesundheit I: Krankenhäuser, Pflegedienste, Senioren 
  • Gesundheit II: Kindergärten, Schulen, Arbeitsplatz 
  • Wirtschaft
Kooperation und Vernetzung

Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung; Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen; Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht; Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Im Projekt wurden Handlungsoptionen für die Anpassung an den Klimawandel über die verschiedenen Handlungsfelder der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) entwickelt und priorisiert. Die enorme Querschnittsaufgabe wurde nach Möglichkeit sowohl verwaltungsintern als auch -extern in bestehende Netzwerke und Projekte integriert. Darüber hinaus haben sich im Zuge des Beteiligungsmanagements zahlreiche weitere Kooperationen ergeben. Die Handlungsoptionen im Sinne von konkreten Anpassungsmaßnahmen im Stadtraum, aber auch die Konzeption über die Grenze von unterschiedlichen Ämtern hinweg und mit einem intensiven, breit angelegten Beteiligungsprozess dienen anderen Mittelstädte als Beispiel. Hierzu stehen eine umfassende Dokumentation und Evaluation des Projektprozesses bereit.

Ganz konkret für den Speyerer Stadtraum konnte beispielsweise ein touristischer Stadtplan mit schattigen Sitzgelegenheiten erarbeitet werden. Der Plan wird an heißen Tagen über die Tourist-Info direkt an die Besucher*innen der Stadt verteilt. Weitere umgesetzte Maßnahmen wurden in einem Symposium gegen Projektende vorgestellt. Auf einem geführten Stationenweg konnten die Gäste ausgewählte Ergebnisse aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern bestaunen und unmittelbar wahrnehmen, wie Klimaanpassung im Stadtraum riecht, aussieht und klingt.

Herausforderungen

Klimaanpassung ist kein Sprint, sondern ein Marathon – so lässt sich das Fazit der Projektdokumentation verstehen. Das bedeutet, dass trotz eines längeren Projektzeitraums weite Bereiche der Stadt den Ansprüchen der Klimaanpassung noch nicht gerecht werden. Immer wieder stößt die Stadtverwaltung auf neue Herausforderungen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wird Klimaanpassung bei allen Planungsprozessen als selbstverständlicher Teil mitgedacht.

Erkenntnisse

Im Rahmen einer Erhebung zum Projektverlauf und einzelnen Aspekten hat das Projekt durchweg gute Noten erhalten. Alle im Antrag vorgesehenen Ziele wurden erreicht und die Verantwortlichen sind zufrieden. Nicht zuletzt spricht die starke Präsenz in lokalen und überregionalen Medien für den Erfolg des Projekts und die Aktualität des Themas. Für die Übertragbarkeit auf andere Mittelstädte wurden letztlich noch einzelne Erkenntnisse festgehalten, die die Konzeption von Klimaanpassungsmaßnahmen erleichtern.

Kenntnisse über den Klimawandel sowie Wissen über die Unterscheidung der Themen Klimaschutz und -anpassung können bei Workshops und Vorträgen nicht vorausgesetzt werden. Hierfür ist eine fachliche Aufklärung empfehlenswert, die den jeweiligen Veranstaltungen vorgeschaltet ist.

Die hohe Komplexität des Projekts erforderte in vielen Phasen eine intensive Beteiligung einzelner Schlüsselpersonen und nicht etwa eine breite Bürger*innenbeteiligung. So ließen sich Kräfte besser bündeln und einzelne Thematiken zielführender verstetigen. Die Herausforderungen eines breiten Beteiligungsprozesses wachsen mit der Größe der Kommune.

Im Auftrag des: