17.07.2025

Stimmen aus der Praxis - Lena Sauer

Interview mit Lena Sauer

ZKA: Wo und wie setzen Sie sich für Klimaanpassung ein? 

LS: Seit Anfang 2024 liegt ein interkommunales Klimaanpassungskonzept mit über 40 Maßnahmen vor, das für Bornheim und fünf weitere Kommunen der Klimaregion Rhein-Voreifel erstellt wurde. Für Bornheim wurden zudem fünf kommunale Leuchtturmmaßnahmen definiert, die im Rahmen der ANK-DAS-Förderung des Bundes (Förderkennzeichen: 67DAAN0972) in den nächsten Jahren prioritär umgesetzt werden sollen. Der Bewilligungszeitraum läuft vom 01.07.2024 bis zum 30.06.2027.Die fünf Leuchtturmmaßnahmen umfassen die Begrünung von Straßenzügen, die Etablierung von Pocket-Parks im Innenstadtbereich, die Schaffung klimagerechter Parkplätze, die Adaption und Umsetzung des Schwammstadtprinzips sowie Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit zur Klimafolgenanpassung. Besonders wichtig ist der letzte Punkt: Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie weitere Akteur*innen sollen nicht nur umfassend darüber informiert werden, wie sich die Folgen des Klimawandels auf ihre Lebens- und Arbeitsbereiche auswirken können. Vielmehr verfügen sie auch über bedeutende Handlungskompetenzen, um selbst aktiv zu werden. Ziel ist es also, die verschiedenen Akteur*innen zu aktivieren. Dadurch können sie maßgeblich zur Stärkung der Resilienz unserer Stadt beitragen.

ZKA: Welche Klimaanpassungsmaßnahme(n) haben Sie bereits umgesetzt oder planen Sie? 

LS: Bezüglich der Leuchtturmmaßnahmen gibt es bereits erste Fortschritte: Für die Begrünung von Straßenzügen wird derzeit ein Stadtbaum-Konzept erstellt und ein erstes Pilotprojekt zur Begrünung umgesetzt. Beide Maßnahmen werden im Rahmen der KfW-Förderung NKK 444 mit bis zu etwa 120.000 Euro gefördert; der Förderzeitraum läuft vom 26. September 2024 bis zum 26. September 2026. Im Innenstadtbereich wurden gemeinsam mit den Ortsvorsteher*innen und Kolleg*innen aus der Verwaltung Flächen identifiziert, die bislang untergenutzt und stark versiegelt sind. Ein erster kleiner Pocket-Park auf einer bislang unbegrünten Fläche wurde bereits geplant und in Auftrag gegeben. Zur Schaffung klimagerechter Parkplätze wird aktuell der Status quo erfasst, um Optimierungspotenziale für eine umweltfreundliche Umgestaltung zu identifizieren. Im Rahmen der Adaption des Schwammstadtprinzips wurde kürzlich eine Retentionsraumanalyse in einem größeren Stadtgebiet durchgeführt, um geeignete Standorte für Regenrückhaltebecken zu finden. Ein Pilotprojekt mit einem Landwirt wurde bereits gestartet: Auf etwa 2,5 Hektar Hanglage wird Miscanthus als Dauerkultur zum Erosionsschutz und zur Starkregenvorsorge angebaut. Die Stadt unterstützt das Projekt finanziell, wissenschaftlich begleitet wird es durch die Universität Bonn. Darüber hinaus wurden Dachbegrünungen auf städtischen Gebäuden wie Kitas, Grundschulen und Buswartehäuschen umgesetzt – insgesamt auf fast 5.170 Quadratmetern. Für die Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit ist eine Umstrukturierung der städtischen Website geplant, damit Bürger*innen schnell und übersichtlich Informationen zu Maßnahmen, Aktionen und Mitmach-Möglichkeiten finden. Es werden Giveaways wie Starkregenschirme, Fächer oder Trinkflaschen verteilt, die Tipps zur Klimaanpassung enthalten und auf die Website aufmerksam machen. Geplant sind verschiedene Aktionen, etwa ein interkommunaler Starkregenaktionstag. Bereits jetzt bestehen zahlreiche Vernetzungen, insbesondere durch den regelmäßigen Austausch mit den Kommunen der Klimaregion Rhein-Voreifel.

ZKA: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Klimaanpassung? 

LS: Ich wünsche mir, dass durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und den Aufbau von starken Netzwerken möglichst viele Akteure – insbesondere auch die breite Bevölkerung – motiviert werden, sich aktiv für Klimaanpassung einzusetzen. Die Stadtverwaltung kann viele Maßnahmen initiieren und umsetzen, aber es gibt auch gewisse Einschränkungen. In Bornheim spüren wir die Folgen des Klimawandels bereits heute, vor allem in Form zunehmender Hitzebelastung. Mein Wunsch ist, dass künftig nicht vorrangig auf energieintensive Lösungen wie Klimaanlagen gesetzt wird – insbesondere dann nicht, wenn der Strom nicht aus nachhaltigen Quellen stammt und dadurch zusätzliche Emissionen verursacht. Stattdessen sollten naturbasierte Lösungen stärker in den Fokus rücken, die gleichzeitig gegen Hitze wirken, die Biodiversität fördern und Regenwasser effizient aufnehmen können. Ich hoffe sehr, dass sowohl die Stadtverwaltung als auch die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt gemeinsam daran arbeiten, Bornheim klimaresilient zu gestalten – und das rechtzeitig. So können wir die Lebensqualität in unserer Stadt langfristig sichern, das Stadtbild verschönern und die Aufenthaltsqualität weiter optimieren.

ZKA: Vielen Dank für das Interview, Lena Sauer!