Stadt Regensburg – KlaR Resilienz erfahrbar machen

Die Stadt Regensburg erforscht mit dem Projekt Klimaanpassung in Regensburg (KlaR) – Resilienz erfahrbar machen, gefördert durch das Bundesumweltministerium (BMUKN), wie die Regensburger Altstadtplätze klimaresilient gestaltet werden können. Dies geschieht anhand von zwei Beispielplätzen. Neben einer Grundlagenuntersuchung zur Erfassung der Ausgangsbedingungen wurden in einem partizipativen Prozess die Interessen, Ideen, Meinungen und Wünsche der Stadtgesellschaft herausgearbeitet und die verschiedenen Akteur*innen im Rahmen unterschiedlicher Formate zusammengebracht. Ausgewählte Ideen sollen anschließend als temporäre pilothafte Anpassungsmaßnahmen auf zwei Beispielplätzen umgesetzt werden. Klimaresilienz wird dadurch „mit allen Sinnen“ erfahrbar.

Bauen von möglichen Umgestaltungsmaßnahmen aus Bausteinen.

Bauen der möglichen Umgestaltungsmaßnahmen mit Bausteinen. Quelle: Stadt Regensburg.

Bürgerinnen stehen vor ausgehängten Plakaten.

Aushang der gewünschten Maßnahmen aus den Beteiligungsformaten. Quelle: Stadt Regensburg.

Modell des Platzes gebastelt aus einfachen Materialien. Im Hintegrund hängen Klimaanalysekarten aus.

Einfaches Modell des Platzes. Quelle: Stadt Regensburg.

Förderprogramm
Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN): Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel – Förderschwerpunkt 3 Kommunale Leuchtturmvorhaben; Förderkennzeichen 67DAS295A+B
Themenfeld
Grüne Infrastruktur
Partizipation, Bildung
Stadtplanung
Laufzeitbeginn
08/2023
Laufzeitende
07/2026
Name der Gebietskörperschaft / Einrichtung
Regensburg
Bundesland
Bayern

Ziele und Aktivitäten

Motivation

Auch in Regensburg sind die Folgen der globalen Erwärmung anhand langjähriger Wetteraufzeichnungen sichtbar. Im Jahresmittel sind die Temperaturen innerhalb von 50 Jahren um ca. 1,5 °C angestiegen. Spürbar ist auch, dass sich die Anzahl heißer Sommertage in derselben Zeit auf durchschnittlich 60 Tage pro Jahr verdoppelt hat. Das führt in den Sommermonaten besonders in der stark versiegelten, mittelalterlichen Altstadt zu einer Aufheizung. Um diese Belastung zu verringern und die Aufenthaltsqualität vor Ort zu steigern, plant die Stadt Regensburg in den nächsten Jahren, gezielt Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Für eine ganzheitliche Betrachtung und die Vertretung aller Interessen soll hierfür auch verstärkt auf die Partizipation der Stadtbevölkerung gesetzt werden.

Spezifikation

Im Rahmen der künftigen Sanierung von ausgewählten Altstadtplätzen können ideal Maßnahmen erprobt und umgesetzt werden, um Regensburg klimaresilienter zu gestalten. Besonders im Bereich der Altstadt müssen dabei die Schwerpunkte Denkmalschutz, Mobilität, Märkte und andere Nutzungen kombiniert werden. Für das Projekt wurden die zwei Altstadtplätze Alter Kornmarkt und Augustinerplatz ausgewählt, die sich in Bezug auf den jeweiligen Gestaltungsspielraum und der realen Umsetzungsmöglichkeiten unterscheiden. Beim Alten Kornmarkt handelt es sich um einen zentralen Marktplatz, für den Augustinerplatz steht die Nutzung von Anwohnenden im Vordergrund. 

Im Gegensatz zu bisherigen Analysen und Maßnahmen soll in diesem Projekt nun besonders die Bevölkerung aktiv in den gesamten Prozess miteinbezogen werden. Dadurch kann das Thema der Klimaresilienz breiter in die Stadtgesellschaft transportiert und integriert werden. Dabei steht im Vordergrund, die Klimaresilienz und die entsprechenden Lösungsansätze „mit allen Sinnen“ zu entwickeln und erfahrbar zu machen. Dafür kommen zum Beispiel Bürger:innenbefragungen, Ideenwerkstätten und Expert:inneninterviews zum Einsatz.

Erkenntnisse

Projektergebnisse

Das Projekt ist in zwei Phasen geteilt. In der ersten Phase wurden Grundlagenuntersuchungen der Rahmenbedingungen auf den beiden Plätzen erstellt. Dafür wurden eine Thermalbefliegung, eine mikroklimatische Simulation, eine Denkmalschutz- sowie eine Potenzialanalyse durchgeführt. Dabei konnten Hitze-Hotspots der Plätze und die Orte der Handlungsspielräume für die Klimaanpassungsmaßnahmen ermittelt werden. Für ein umfassenderes Bild der Möglichkeiten wurden zudem Good-Practice-Beispiele recherchiert und Expert:innen befragt. Die Grundlagenuntersuchungen bestätigten die hohe Wärmebelastung im Sommer auf den beiden ausgewählten Plätzen, besonders auf den versiegelten und sonnenexponierten Bereichen. Die Denkmalschutz- und Potenzialanalyse waren notwendig, um den Rahmen der möglichen klimaresilienten Gestaltung zu setzen. Für beide Plätze wurden so Handlungsräume und -beschränkungen hinsichtlich durchführbarer Klimaanpassungsmaßnahmen definiert.

Nach Abschluss der Grundlagenuntersuchungen startete die Phase der Bürger:innenbeteiligung. Dafür fand als erster Schritt eine Online-Befragung statt, in der die bereits spürbare Auswirkungen des Klimawandels auf die Anwohnenden erfragt wurde. Zudem konnten die Bürger:innen eigene Wünsche und Ideen für die klimaangepasste Platzgestaltung beitragen. Anschließend wurden zusammen mit der Bevölkerung in Werkstätten Ideen für die temporäre Klimaanpassung der beiden Plätze erarbeitet.

Bei allen Beteiligungsformaten wurde deutlich, dass ein Wunsch nach Umgestaltung der Plätze besteht, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Viel genannte Maßnahmen waren hierbei Begrünung, beschattete Flächen, Sitzmöglichkeiten und Wasserelemente. In anschließenden Auswahlworkshops mit der Bevölkerung und der Verwaltung wurden für jeden Platz die Favoriten-Ideen festgelegt. Derzeit wird an den Schritten in Richtung Umsetzung der temporären Anpassungsmaßnahmen gearbeitet.

Herausforderungen

Besonders die Grundlagenuntersuchung konnte nur in Zusammenarbeit mit Auftragnehmenden und bei den richtigen Wetterbedingungen (insbesondere die Thermalbefliegung) durchgeführt werden. Dies führte zu Verzögerungen, was die Planung von Zeitpuffern erforderlich macht. 

Durch den hohen Grad an Beteiligung der Bevölkerung und dem insgesamt partizipativ ausfallenden Prozess wird eine große Breite und Anzahl an Veranstaltungsformaten umgesetzt. Die Vernetzung und Abstimmung zwischen den zahlreichen lokalen Akteur:innen ist daher notwendig. Dadurch entsteht ein großer Organisationsaufwand, der besonders im Hinblick auf notwendige Übereinkünfte der Projektpartner nicht zu unterschätzen ist.

Erkenntnisse

Die Grundlagenuntersuchungen bilden eine wichtige Basis für das Projekt. Die Ergebnisse der Untersuchung sorgen bei den beteiligten Akteur:innen für mehr Verständnis und Nachvollziehbarkeit für den Ausgangszustand der Altstadtplätze. Wichtig hierbei ist aber eine leicht verständliche Zusammenfassung, um allen die Ergebnisse der komplexen Analysen vermitteln zu können. Die Formate der Bürger:innenbeteiligungen ermöglichen Austausch von Informationen, Meinungen und Interessen. Das hilft, um die Stadtgesellschaft für die klimaresiliente Planung durch ein tiefgreifendes Verständnis und Repräsentationsgefühl zu gewinnen.