Ruth Seger
8 Fragen – 8 Antworten
1. Wo arbeiten und wirken Sie?
Ich arbeite im Naturschutzamt beim Landkreis Cuxhaven. Der Landkreis Cuxhaven liegt im Norden Niedersachsens und ist mit einer Größe von circa 2.050 km² sowie seinen knapp 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern einer der großen Landkreise. Die Kreisverwaltung befindet sich mit seinen über 1.300 Beschäftigten im Nordseeheilbad Cuxhaven. Das Cuxland gilt als attraktives Urlaubsland zwischen Nordsee, Elbe und Weser und ist geprägt von Marsch, Moor und Geest.
2. Wie sind Sie Klimaanpassungsmanager*in geworden?
Ich bin Landschaftsökologin und war vorher zweieinhalb Jahre im Naturschutzamt im Bereich der Eingriffsregelung tätig. Im September 2021 hat der Kreistag beschlossen, das Thema der Klimafolgenanpassung schwerpunktmäßig zu bearbeiten und dafür zwei unbefristete Stellen geschaffen. Diese Chance habe ich ergriffen und mich beworben. Somit bin ich seit einem Jahr als Klimafolgenanpassungsmanagerin tätig. Inzwischen sind wir zu zweit, denn meine Kollegin Pia Bollingerfehr, die zuvor Water and Coastal Management studiert hat, hat im April 2023 als KAM angefangen.
3. Mit welchen Herausforderungen der Klimakrise ist Ihre Kommune konfrontiert?
Der Landkreis Cuxhaven ist ein ländlich geprägter Landkreis ohne Großstädte, aber mit viel Landwirtschaft und Tourismus. Als Küstenlandkreis sind die Herausforderungen vielfältig. Priorisiert gehen wir momentan das Thema „Wasser“ an - sei es in Form von Starkregen, (Binnen)Hochwasser, aber auch Trockenheit und Dürre.
4. Welche Klimaanpassungsmaßnahmen wurden oder werden noch in Ihrer Kommune umgesetzt?
Aktuell wird ein Vulnerabilitätskartendienst (gefördert durch das BMUV) erstellt, der die vom Klimawandel besonders gefährdeten Bereiche durch Starkregen und Trockenheit sichtbar macht. Das Ergebnis wird in einem Online-Kartendienst dargestellt. Dieser wird dann als Basis dienen, um maßgeschneiderte bzw. gebietsspezifische Lösungen zu erarbeiten und vor allem konkrete Anpassungsmaßnahmen umzusetzen, die der allgemeinen Zukunftssicherung und der persönlichen Eigenvorsorge dienen. Des Weiteren starten aktuell zwei Projekte im Bereich des Wassermengenmanagements, die im Rahmen der Förderrichtlinie Wassermanagement Klimafolgenanpassung vom Land Niedersachsen gefördert werden. In einem dieser Projekte soll eine Neukonzeption für das Wassermengenmanagement eines in den 1960er Jahren gebauten Kanals und dessen Einzugsgebiet erarbeitet werden. Dabei stehen in diesem Fall insbesondere die Belange des Hochwasserschutzes bei gleichzeitiger Betrachtung von Möglichkeiten des Wasserrückhaltes bei sommerlichen Dürreperioden im Fokus. Um die Ziele zu erreichen, könnten zum Beispiel Überlaufpolder konzipiert werden, die bei Hochwassersituationen über Einlaufbauwerke Wasser aus dem Kanal zwischenspeichern, welche in Sommermonaten als Zuwässerungspolder dienen könnten.
5. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Klimaanpassungsmanager*in Ihrer Kommune?
Eine Aufgabe ist die Entwicklung konkreter Projektideen in Hinblick auf die landschaftsbezogene Klimafolgenanpassung und die damit einhergehende Beantragung von Fördermitteln. Nach Bewilligung ist es unsere Aufgabe, die Projekte zu koordinieren und zu steuern. Des Weiteren habe ich vor allem zu Beginn meiner Tätigkeit als KAM viel Netzwerkarbeit betrieben, nicht nur intern, sondern auch extern. Auch weiterhin wird die Netzwerkarbeit und das Vernetzen von beteiligten Akteuren eine wichtige Aufgabe darstellen.
6. Welches sind die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag?
Für mich persönlich war es eine große Herausforderung, dass ich die erste Klimaanpassungsmanagerin im Landkreis bin und daher nicht auf vorhandene Strukturen aufbauen konnte. Gleichzeitig besteht so noch viel Raum zur Gestaltung und Mitsprache. Eine weitere Herausforderung ist es, dass die Umsetzung von Projektideen oft nur möglich ist, wenn im richtigen Moment das Förderfenster vom passenden Förderprogramm geöffnet ist.
7. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften braucht eine Klimaanpassungsmanager*in?
Als KAM sind Erfahrungen im Projektmanagement sehr hilfreich. Da man mit vielen verschiedenen Akteuren zu tun hat, hilft ein selbstsicheres Auftreten und Kommunikationsfähigkeit. Konfliktfähigkeit und Durchhaltevermögen sind sicherlich sinnvoll, da man sich bei dem Thema Klimafolgenanpassung und den daraus resultierenden Maßnahmen in einem Spannungsfeld vielfältiger Belange der verschiedenen Akteure bewegt. Diese zum Teil entgegenstehenden Interessen sind bestmöglich zu vereinen. Ich bin der Meinung, wenn man anderen offen und verbindlich begegnet, können wir gemeinsam die notwendigen Schritte gehen, um den Landkreis zukunftsfähig zu machen.
8. Wenn Sie sich als Klimaanpassungsmanager*in etwas wünschen könnten, was wäre das?
Ich wünsche mir weniger Bürokratie beim Beantragen von Fördergeldern und dafür schneller ins Handeln zu kommen. Wir müssen Projekte und Maßnahmen in der Fläche umsetzen, um wirklich etwas zu bewegen und uns für die Zukunft zu wappnen.