Interview mit Antonia Pfeiffer

1. Wo arbeiten und wirken Sie?

Ich arbeite als Klimaanpassungsmanagerin seit April 2023 bei der Stadt Aschaffenburg, im Amt für Stadtplanung und Klimamanagement. Wir sind ein fünfköpfiges Team im Sachgebiet Klima und Nachhaltigkeit und kümmern uns um die Themen: Klimaschutz und Klimaanpassung, Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 2030, Energiemanagement und Umweltplanung. Die Stadt Aschaffenburg liegt in der Metropolregion FrankfurtRheinMain und zeichnet sich durch ihr vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot, ihre historische Altstadt und ihre grünen Naherholungsgebiete aus.

2. Was bedeutet für Sie Klimaanpassung?

Klimaanpassung bedeutet für mich den Menschen, die gebaute sowie die natürliche Umwelt vor den Folgen des Klimawandels zu schützen und anzupassen. Klimaanpassung ist für mich vor allem eine Querschnittsaufgabe und wir müssen mit vielen Akteuren ins Gespräch kommen.

3. Mit welchen Herausforderungen der Klimakrise ist Ihre Kommune konfrontiert?

Hitzewellen, Dürreperioden, Hochwasser, Starkregen. Aschaffenburg zeichnet sich aufgrund seiner geografischen Lage immer schon durch höhere Temperaturen im deutschlandweiten Vergleich aus. Deshalb birgt die weiter ansteigende Mitteltemperatur hier besonderen Handlungsdruck. Die bisher erwarteten und auch zukünftigen Veränderungen des Aschaffenburger Stadtklimas umfassen nicht nur thermische Veränderungen, sondern auch Veränderungen des Niederschlags. Ansteigende Durchschnittstemperaturen, Zunahme von Hitzeextrema sowie Veränderungen des Niederschlagsmusters und die Zunahme von Starkregenereignissen erfordern Anpassungsmaßnahmen.

4. Welche Klimaanpassungsmaßnahmen wurden oder werden noch in Ihrer Kommune umgesetzt?

Im Zeitraum 2019-2021 wurde eine Klimaanpassungsstrategie für Aschaffenburg entwickelt. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf Stadtentwicklung und Gesundheit, Wasser und Infrastruktur sowie Umwelt und Natur. Einige Maßnahmen sind bereits fester Bestandteil des Verwaltungshandelns, wie z.B. Hochwasserschutz entlang des Mains, Waldumbau und Gewässerunterhalt. Das 1.000 Bäume-Programm fördert Baumpflanzungen zur Verbesserung des Stadtklimas. Zusätzlich wurden Hitzeschutzmaßnahmen wie Trinkbrunnen und Sonnenschutzsegel an Spielplätzen und Kitas umgesetzt. Die Stadt arbeitet kontinuierlich an weiteren Maßnahmen, darunter die Entwicklung eines Sturzflutenkonzepts und eines Hitzeaktionsplans. Zudem sind wir dabei ein stadtweites Messdatenmanagementsystem aufzubauen, um klimatische Parameter zu erheben und gezielt Maßnahmen abzuleiten.

5. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Klimaanpassungsmanager*in Ihrer Kommune?

Neben der Öffentlichkeitsarbeit ist die Koordinierung ämterübergreifender Aktivitäten in der Stadtverwaltung eine meiner wichtigsten Aufgabe, denn Klimaanpassung ist eine Querschnittsaufgabe, an der viele unterschiedliche Akteure beteiligt sind. Netzwerkmanagement und Förderung eines offenen Dialoges sind dabei essentiell.

6. Welches sind die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag?

Die Zusammenarbeit bei der Bewältigung des Klimawandels ist eine große Herausforderung aufgrund der Tragweite und Komplexität des Themas. Stetige Abstimmungsprozesse sind entscheidend, um Maßnahmen effektiv umzusetzen. Eine bessere Vernetzung innerhalb der städtischen Bereiche und der Stadtgesellschaft ist notwendig. Aufgrund begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen werden Fördergelder für Klimaanpassungsmaßnahmen beantragt. Durch langwierige Antragsprozesse verzögern sich viele Maßnahmen. Generell benötigen planerische und politische Prozesse sehr viel Zeit, die wir angesichts der immer häufiger auftretenden extrem Wetterereignisse nicht mehr haben.

7. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften braucht eine Klimaanpassungsmanager*in?

• Kontaktfreudigkeit: mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation auf Menschen zugehen,
• Organisationsgeschick und Projektmanagement Skills,
• Engagement und Durchhaltevermögen/Hartnäckigkeit,
• Mut neue Wege einzuschlagen und innovative Projekte umzusetzen.

8. Wenn Sie sich als Klimaanpassungsmanager*in etwas wünschen könnten, was wäre das?

Ich würde mir deutlich mehr personelle und finanzielle Ressourcen in den unterschiedlichen Bereichen mit Relevanz für Klimaanpassung wünschen. Klimaanpassung ist eine Mammut-Aufgabe, die sich nur mit vereinten und vielen Kräften bewältigen lässt. Außerdem brauchen wir einen starken rechtlichen Rückenwind durch die Möglichkeit, im Landes- und Bundesbaurecht Festsetzungen für Klimaanpassungsmaßnahmen machen zu können.